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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Alexander Kent
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für die Franzosen, sind Sie ein Dorn im Fleisch.« Er runzelte die Stirn. »Und es gibt nur eine Art, mit Dornen fertig zu werden, und das ist, sie herausziehen und darauf herumtrampeln!«
    Bolitho nickte. »Wir werden auf unserem neuen Kurs bleiben, aber darauf vorbereitet sein, jedes Ereignis als Trick oder Hinterhalt zu betrachten, bis sich das Gegenteil herausgestellt hat.«
    Er schaute zwar nach der Lucifer aus, aber sie war nicht mehr als ein kleiner Punkt in der Abenddämmerung. Er verfluchte Colquhoun, weil der nicht mehr Informationen über das Fischerboot geliefert hatte. Dennoch tat er ihm fast leid. Er war offensichtlich ängstlich auf seine eigene Zukunft bedacht, und jetzt, da sich ihm die Chance bot, eine reiche Prise aufzubringen, wahrscheinlich auch noch militärische Informationen, konnte er an nichts anderes denken.
    Er ging hinunter in seine Kajüte und betrachtete im Licht der sanft schwingenden Laterne die Seekarte. Unter seinen Händen lagen die Inseln, die unzähligen Riffe und Untiefen, wie die Öffnung eines gigantischen Beutels, um den die Flotte Colquhouns, zufällig oder nicht, immer engere Kreise zog, um sich mit der Endgültigkeit einer Schlinge zu schließen.
    Bolitho seufzte und lehnte sich aus einem der Fenster. Im abgeschirmten Strahl der Hecklaterne leuchteten die kleinen Schaumkronen wie blaue Wolle, und dahinter war der Horizont blaß geworden und verschwamm im Licht der ersten fahlen Sterne.
    Dann berührte er die Narbe unter der Haarlocke und bemerkte, daß sie schmerzte, mit dem Herzschlag pulsierte. Er wußte, daß er unruhig war, vielleicht um so mehr, als er keinen konkreten Grund dafür finden konnte.
    Oben hörte er Graves murmeln, als er die Wache übernahm, und Tyrells hinkenden Schritt, als er zum Mannschaftsniedergang ging. Normale, gewohnte Geräusche, die ihm sonst ein Gefühl der Freude vermittelten. Jetzt hatte er plötzlich Angst. Vielleicht lag es daran, daß sie von Menschen kamen, die er kennengelernt hatte, und nicht nur die Ausdehnung der Möglichkeiten des Schiffes bedeuteten. Er fürchtete sich nicht vor dem Feind oder vor dem allgegenwärtigen Tod, sondern vor seiner Verantwortung, die ihr Vertrauen ihm gegeben hatte.

Ränkespiel und Bosheit
    Bolitho befestigte gerade hastig sein Halstuch, als Tyrell den Kopf durch das Kajütenskylight steckte und rief: »Die Bacchante hat signalisiert, Sir! Bitten Kapitäne an Bord!«
    »Ich komme sofort hinauf.«
    Er warf sich den Rock über und blickte sich in der Kajüte um. Er sah Colquhoun nicht sehr oft, hatte aber gelernt, daß es am besten war, nichts zu vergessen.
    An Deck wurde die Gig bereits über Bord gelassen, und als er zur Fawn hinüberblickte, sah er, daß deren Boot bereits im Wasser war und Maulby sich beeilte, hineinzukommen.
    Es war früher Nachmittag, und Bolitho spürte das brennendheiße Deck durch seine Schuhe hindurch. Die ganze Nacht waren sie, die Fawn so nahe wie es die Sicherheit eben noch zuließ, gen Süden gefahren und hatten die Sandbänke und Untiefen zehn Meilen backbords liegen lassen. Es hatte aber länger gedauert als gehofft, die Bacchante zu finden; sobald der Ausguck ihre Marssegel gesichtet hatte, flaute der Wind bis auf eine müde Brise ab, und die Sonne brannte mit sengender Glut.
    Während Bolitho darauf wartete, daß die Mannschaft die Gig fertig machte, wandte er sich um und schaute zu dem formlosen, blauen und purpurroten Klumpen hinüber, von dem er wußte, daß es das westliche Ende der großen Bahamainsel war. Colquhoun ging kein Risiko ein. Er war weit genug vom Land entfernt, um entweder selbst reichlich Aktionsraum zu haben oder den Feind daran zu hindern, seine Absichten zu erkennen.
    »Gig ist klar, Sir.«
    Schnell ging er zur Schanzkleidpforte und sagte zu Tyrell: »Achten Sie besonders auf Kundschafter. Schicken Sie einen Kutter aus, wenn sie näher kommen. Warten Sie meine Befehle nicht ab.«
    Gleich darauf saß er im Boot und setzte sich auf eine heiße Ducht. Stockdale stand an der Pinne und dirigierte das Boot auf die Fregatte zu.
    Die Bacchante hatte beigedreht, ihre Segel flappten lose, und man sah ihren kupfernen Rumpf, als sie unruhig in der Dünung rollte. Ein feines Schiff, dachte Bolitho. Schön geschnitten und von einem Fachmann entworfen. Mit sechsunddreißig Geschützen und der Möglichkeit, viele Monate mit ihren eigenen Vorräten auszukommen, war sie, oder sollte es jedenfalls sein, ein Traumziel für den Ehrgeiz jedes jungen Kapitäns. Sie
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