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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Alexander Kent
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schien überhaupt nicht zu Colquhoun zu passen.
    Stockdale murmelte vor sich hin, und Bolitho wußte, daß er seinen Gegenspieler von der Fawn verfluchte, der es immer irgendwie schaffte, sein Boot etwas schneller ans Ziel zu bringen.
    Die Gig drehte sich etwas, die Riemen schwangen gemeinsam hoch, als der Bootsmann an der Jakobsleiter der Fregatte festmachte. Der über sie fallende Schatten der Bacchante gönnte ihnen eine kurze Pause vor der flirrenden Hitze.
    Bolitho kletterte an Bord, schwang grüßend seinen Hut und nahm wieder Haltung an, als die Bootsmannspfeifen zum Salut schrillten und einige Matrosen in roten Röcken ihre Musketen präsentierten. Der Erste Leutnant, ein hagerer, gequält aussehender junger Mann, verneigte sich knapp.
    »Der Kapitän ist achtern, Sir. Er arbeitet seine Taktik aus, andernfalls . . .«
    Maulby trat aus dem Schatten des Schanzkleides und ergriff Bolithos Arm. »Andernfalls, mein lieber Freund, hätte er die große Güte gehabt, uns an der Schanzkleidpforte zu empfangen, nicht wahr?« Er lachte über die Bestürzung des Leutnants. »Sie, Sir, verdienen hohe Anerkennung für Ihr Ausharren an Bord dieses Schiffes.«
    Gemeinsam schritten sie zur Achterkajüte und zogen automatisch die Köpfe ein, obwohl genügend Raum vorhanden war.
    Ein Seesoldat schlug die Hacken zusammen und öffnete die Kajütentüre. Seine Augen bewegten sich nicht, bis beide Offiziere über die Schwelle getreten waren.
    Colquhoun stand an den Heckfenstern und sah mit offensichtlicher Ungeduld auf seine Uhr.
    »Sie sind also gekommen, meine Herren.« Er setzte sich an seinen Tisch. »Endlich.«
    Bolitho entspannte sich etwas. Also würde es in diese Richtung laufen. Er antwortete: »Wir hatten in der Nacht widrige Winde, Sir.«
    Maulby fügte ruhig hinzu: »Und ich dachte, Sie könnten näher an Land sein, Sir. Wir scheinen hier etwas – hm – abseits zu liegen.« Er blickte zu seinem eigenen Schiff hinüber, das ungefähr eine Fadenlänge von der Bacchante entfernt unruhig rollte. »Aber ich nehme an, daß Sie einen Grund dafür haben, Sir.«
    Colquhoun starrte ihn einen Moment an, als ob er die Aufrichtigkeit seiner Worte prüfen wollte. Aber glücklicherweise schien er Maulbys Sarkasmus nicht zu bemerken. Er bellte: »Sehen Sie sich die Karte an.« Sie umstanden ihn, und er bezeichnete die Punkte mit seinem Messingstechzirkel.
    »Hier ist der Franzose. Ich habe vor Beginn der Morgendämmerung einen Kutter zur Erkundung ausgeschickt.« Er schaute triumphierend auf. »Jetzt ist also Schluß mit den Spekulationen.«
    Bolitho beugte sich tiefer über die Karte. Was für ein ausgezeichneter Platz! Von der westlichen Spitze der Hauptinsel verlief die Kette der Riffe und Sandbänke ungefähr vierzig Meilen nach Norden und vereinigte sich dort mit der berüchtigten Mantilla-Untiefe. Letztere krümmte sich nach Osten wie eine Riesenschlange und umschloß das offene Wasser der sogenannten Little Bahama Bank. An einigen Stellen war das Wasser nur wenige Fuß tief, und die tieferen Stellen waren selten und weit verstreut.
    Nach Colquhouns Angaben war das französische Schiff entweder durch eine dieser Sandbänke gefahren oder hatte sie umrundet, um auf der anderen Seite der Insel abzuwarten. Ausgezeichnet für jemanden, der ein Scharmützel vermeiden wollte. Denn an dieser Seite und auch sonst in der Fahrrinne betrug die Tiefe über zweihundert Faden. Jede Hoffnung auf einen Nahangriff wurde durch die steile Küste der Insel zunichte gemacht. Auf der anderen Seite, innerhalb der Little Bahama Bank, war das Wasser sehr seicht, mit sandigem Strand, ideal für einen Kapitän, der sein Schiff überholen und kleinere Reparaturen ausführen wollte.
    »Ist Ihr Kutter gesehen worden?« Maulby schaute nicht auf.
    »Natürlich nicht!« Colquhoun schien schon bei der Vorstellung ärgerlich zu werden. »Mein Erster Leutnant hatte das Kommando. Er weiß, was mit ihm passieren würde, falls er eine solche Nachlässigkeit zuließe.« Mühsam beruhigte er sich wieder. »Er sah viele Lichter auf dem Wasser. Der Kutter pullte durch die Brandung und dann zwischen zwei Sandbänke, um den Feind bei der Arbeit zu beobachten. Es ist ein großes Schiff, wahrscheinlich eine Vierzig-Kanonen-Fregatte, bei der einige Geschütze entfernt wurden. Sie muß auf Grund gelaufen und beschädigt worden sein, nachdem sie zwischen die Inseln einfuhr.«
    Bolitho betrachtete sein Profil. Colquhoun war sehr erregt, darüber gab es keinen Zweifel, auch wenn
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