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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Alexander Kent
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Verfolgung aus der Bucht, er hatte es auch nicht erwartet. Die beiden Fregatten würden ihren neuen Ankerplatz halten und versuchen, einige Soldaten zu retten, die dem Blutbad der Sparrow entkommen waren. Er drehte sich zum Ruder um, an dem Heyward und Bethune standen und ihn beobachteten.
    »Wir halsen sofort!« Er sah Dalkeith und rief: »Wie geht es?«
    Dalkeith sah ihn traurig an. »Es ist überstanden. Er schläft jetzt. Aber ich bin zuversichtlich.«
    Bolitho wischte sich das Gesicht ab und fühlte, wie Stockdale ihn am Arm stützte, als das Schiff im auffrischenden Wind stark krängte.
    Es gab so viel zu tun. Reparaturen mußten ausgeführt werden, noch während sie der ankommenden Streitmacht Frankreichs zu entfliehen trachteten. Sie mußten Admiral Graves finden und ihm von der Ankunft des Feindes berichten. Die Toten bestatten. Er fühlte sich wie benommen.
    Yule, der Feuerwerker, kletterte herauf und fragte heiser: »Sind hier ein paar Mann übrig? Ich brauche sie für die Pumpen.«
    Bolitho sah ihn an. »Holen Sie sie woanders.«
    Er blickte sich unter den in den verschiedenen Haltungen des Todes erstarrten Körpern um.
    »Hier liegen nur die Tapferen.«
    Erschreckt blickte er nach oben, als er hoch über dem Deck jemanden singen hörte. Über der zerfetzten Leinwand und der herunterhängenden Takelage, an der Stelle, wo die Großbrahmstenge abgesplittert war, die Graves tötete, sah er einen einsamen Seemann im Sonnenlicht arbeiten; sein Marlspieker blitzte, als er ein gebrochenes Stag spleißte. Die Geräusche der See und der schlagenden Segel waren zu laut, um die Worte verstehen zu können, aber die Weise schien vertraut und seltsam traurig.
    Foley trat zu ihm und sagte ruhig: »Wenn sie nach dem, was sie eben erlebt haben, so singen können...« Er drehte sich um, da es ihm unmöglich war, Bolitho ins Gesicht zu sehen.
    »Dann, bei Gott, beneide ich Sie!«

Epilog
    Zwei Tage, nachdem sie sich aus der Bucht gekämpft hatten, sichteten die Ausgucks der Sparrow die Vorhut von Admiral Graves' Flotte, welche an der Küste von Maryland südwärts segelte. Das Zusammentreffen war so aufregend wie bitter, denn da viele aus der Mannschaft verwundet oder getötet waren, ließen sich Gefühle nur schwer unterdrücken. An der Spitze der Flotte, mit im Sonnenlicht flatternden Signalflaggen, stand die Heran vor dem Wind, ein kleines Symbol für das, was sie zusammen durchgemacht und erreicht hatten.
    Bolitho konnte sich noch genau an den Moment erinnern, als er mit seinen Leuten auf dem zerschossenen Achterdeck gestanden hatte, während seine Signale an die Heran gegeben und von dort aus zum Flaggschiff weitergeleitet wurden.
    Als die Antwort kam, drehte sich Bethune um, das Gesicht plötzlich gereift.
    »Flaggschiff an Sparrow, Sir: Sie führen die Flotte. Die Ehre gebührt Ihnen.«
    Für einen Admiral, der überflüssige Signale verabscheute, hatte Admiral Graves ihnen eine große Ehre erwiesen.
    Wieder einmal hatte die Sparrow gewendet, ihre zerfetzten Segel und ihr zerschossener Rumpf waren der Wegweiser für die großen Linienschiffe, die gehorsam in ihrem Kielwasser folgten.
    Als dann die Bucht in Sicht kam und man wußte, daß die Franzosen immer noch da waren, wurde die Rolle der Sparrow die eines bloßen Zuschauers bei einer Schlacht, die allen, die daran teilnahmen, ihren Stempel aufdrücken sollte. Eine Warnung für junge Offiziere wie Bolitho, eine grausame Lehre für die Engstirnigen, die so lange exakt nach Vorschrift gekämpft hatten, nach einem Reglement, das die harte Erfahrung außer Kraft gesetzt hatte.
    Vielleicht hatte Admiral Graves bis zum letzten Moment erwartet, sogar gehofft, daß die Franzosen die Chesapeake Bay verlassen hätten oder daß höchstens de Barras' kleines Geschwader da sein würde, nachdem es an seinen Patrouillen vorbeigeschlüpft war und Newport vor einigen Tagen verlassen hatte. Sparrows Signal hatte jedoch jeder Illusion den Boden entzogen, und der Anblick einer so großen Seemacht mußte ihn mit dunklen Ahnungen erfüllt haben. Aber wenn auch seine Flotte der von de Grasse sowohl zahlen- als auch bewaffnungsmäßig unterlegen war, so hatte er doch viele Vorteile. Der Wind stand zu seinen Gunsten, und wie Tyrell so oft vorhergesagt hatte, zeigte die trügerische Untiefe zwischen den beiden Kaps des Chesapeake bald ihre Unparteilichkeit für diejenigen, die sie überwanden.
    Da die Engländer auf die Bucht zufuhren und de Barras als Verstärkung noch nicht heran war,
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