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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Vince Flynn
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nicht, um sich an einem derartigen parteipolitischen Hickhack zu beteiligen. Er betrachtete das, was hier ablief, als unter seiner Würde und als reine Zeitverschwendung.
    Hank Clark gehörte schon seit zweiundzwanzig Jahren dem Senat der Vereinigten Staaten an. Er hatte den Schritt gewagt, nachdem Nixon als Präsident zurückgetreten war. Das Vertrauen in die Politiker war auf einem absoluten Tiefststand, und die Menschen in Arizona wollten jemanden wählen, der noch nichts mit der politischen Klasse zu tun gehabt hatte – jemanden, der es auf einem anderen Gebiet zu etwas gebracht hatte. Hank Clark war genau der richtige Mann zur richtigen Zeit. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sich bis zum Millionär hochgearbeitet hatte.
    Henry Thomas Clark war 1941 in Albuquerque, New Mexico, zur Welt gekommen. Sein Vater hatte mit seinen geschäftlichen Bemühungen so gut wie immer Schiffbruch erlitten, und mit jedem neuerlichen Misserfolg suchte seine Mutter zunehmend Zuflucht beim Alkohol. Zuerst bevorzugte sie Wodka, den sie reichlich in ihre Screwdrivers und Bloody Marys mischte. In besonders harten Zeiten verschmähte sie auch den allerbilligsten Whisky nicht. Während Mom trank, versuchte sich Dad in jedem lausigen Job, den er kriegen konnte. Er verkaufte Staubsauger, Gebrauchtwagen, Aluminiumverkleidungen und einmal sogar Windmühlen. Und mit jeder dieser Aktivitäten scheiterte er kläglich, so wie er auch als Ehemann und Vater versagte. Als Hank elf Jahre alt war, sagte sein Vater für immer Lebewohl. Er ging hinter den gemieteten Wohnwagen und jagte sich eine Kugel in den Kopf.
    In gewisser Weise war Hank sogar erleichtert. Mit dem Scheitern seines Vaters vor Augen war er fest entschlossen, etwas im Leben zu erreichen. Hank nahm jeden Job an, den er an Land ziehen konnte, und bemühte sich, seine Mutter von der Flasche wegzubekommen und einen Weg aus der Armut zu finden. Zum Glück verfügte Hank über so manche Fähigkeit, an der es seinem Vater gemangelt hatte. Er konnte gut mit Menschen umgehen, arbeitete unermüdlich und war außerdem ein gefürchteter Werfer beim Baseball. All das zusammen ermöglichte Hank den Aufstieg. Nach dem College nahm er einen Job in einem Hotel in Scottsdale an. Dort, in dem blühenden Vorort von Phoenix, lernte Hank schließlich die richtigen Leute kennen – Leute mit Geschäftssinn, die sich mit Immobilienspekulationen beschäftigten.
    Mit vierundzwanzig begann Hank für einen Immobilienhändler zu arbeiten, den er kurz zuvor kennen gelernt hatte. Er genoss es sehr, wenn er dazu beitragen konnte, dass ein Geschäft zustande kam. Er sah mit großem Vergnügen Leuten zu, die wussten, was sie wollten, und die imstande waren, etwas aus ihrem Geld zu machen. Aber das Beste an alldem waren natürlich seine Provisionen. Als Hank dreißig war, hatte er seine erste Million verdient, und mit fünfunddreißig waren es schon über zwanzig Millionen Dollar. Der große, kräftig gebaute Hank war der Star von Phoenix, der Immobilienhändler mit dem goldenen Händchen. Er hatte einen Berg bestiegen, und nun war es Zeit für den nächsten.
    Sein nächster Berg war die Politik, und nach fast einem Vierteljahrhundert kam Clark zu dem Schluss, dass dieser Berg mit ethisch vertretbaren Mitteln nicht zu bezwingen war. In der Politik ging es darum, sich mit allen Mitteln einen Vorteil gegenüber dem Gegner zu verschaffen, ohne seine wahren Absichten zu zeigen. Hank Clark wollte Präsident werden – das und nichts anderes war sein Ziel, seit er 1976 nach Washington gekommen war.
    Als sich der Senator von seinem Platz erhob, trat einer der Mitarbeiter des Ausschusses zu ihm und flüsterte ihm zu: »Chairman Rudin wartet auf 219 auf Sie.«
    Clark nickte und reichte dem Mann seine Unterlagen. »Bitte, bringen Sie das in mein Büro.« Auf dem Weg zur Tür wünschte er seinen Kollegen und deren Mitarbeitern noch ein schönes Wochenende. Hank Clark war Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat. Die meisten Senatoren wollten im Militärausschuss, im Bewilligungsausschuss oder im Justizausschuss mitarbeiten, die jede Menge Aufmerksamkeit von der Presse bekamen. Um den Geheimdienstausschuss riss man sich nicht unbedingt, weil hier die meiste Arbeit hinter verschlossenen Türen geleistet wurde.
    Die Geheimdienstausschüsse im Senat und im Repräsentantenhaus hatten die Aufgabe, die Arbeit aller Geheimdienste in den USA zu beaufsichtigen, insbesondere die Central Intelligence Agency, die National
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