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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)
Autoren: Brenda Vantrease
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habe. Deshalb werde ich auch weiterhin Bibeln transportieren. Die Phoenix wird immer Bibeln im Frachtraum haben. Ich bin kein Märtyrer, aber wenigstens das kann ich tun. Ich habe dabei jedoch auch noch an etwas anderes gedacht. Ich hatte auch uns im Sinn.«
    »Uns?«
    »Euch, mich, Endor und Madeline.« Er hielt inne, so als warte er auf eine Reaktion. Als diese nicht erfolgte, fuhr er fort: »Uns vier. Wir könnten eine Familie werden. Entstanden aus der Asche unserer vom Feuer ruinierten Leben.«
    Die hochgezogene Augenbraue war verschwunden, das Lächeln auch. Wovon sprach er eigentlich? Machte er sich über sie lustig? Aber sie sah in seinen Augen keinen Spott. Er nahm ihre Hände und hob sie an seine Lippen, küsste zuerst die eine, dann die andere mit einer so galanten Bewegung, dass es ihr den Atem verschlug.
    »Aber … Eure Witwe … aus Lübeck. Ich dachte …«
    Seine Lippen verzogen sich wieder zu diesem angedeuteten Lächeln, aus dem sie nie ganz schlau wurde.
    »Meine Witwe, wie Ihr es so nett ausdrückt, lebt zur Zeit über einem kleinen Buchladen in der Paternoster Row. Den Schal, die Kämme, die Bürsten – das polierte Zinn im Schrank –, all das hat Charlotte für Euch ausgesucht, Kate. Auf meine Bitte hin. Wir sind, wie ich Euch bereits gesagt habe, nichts weiter als alte Freunde.«
    Kate erinnerte sich an den Ausdruck auf dem Gesicht der Frau und bezweifelte stark, dass Charlotte das auch so sah. Es war der Blick einer Frau gewesen, die ihre Rivalin abschätzte.
    »Ich bitte Euch, mich zu heiraten, Kate Frith. Ich bitte Euch, mit mir auf eine wunderbare Seereise zu gehen. Ihr habt dieselbe Abenteuerlust in Euch wie ich. Da bin ich mir sicher. Ich liebe Euch, seit ich Euch das erste Mal sah, als Ihr vor dem Fleet mit Euren Pennies um das Leben Eures Bruders gehandelt habt. Mein Gott, was für ein Anblick. Und auf der Fahrt nach Antwerpen, als ich Euch und Euren Mann aus Bristol gerettet hatte – mir kommt es so vor, als sei das schon eine Ewigkeit her –, habe ich Euch oft beobachtet, wie Ihr an der Reling gestanden habt, wie die schöne Helena, das Gesicht der Gischt zugewandt, Euer Haar, das im Wind flatterte … meine Güte, wie sehr habe ich John beneidet. Es war schwer, mir nichts anmerken zu lassen.«
    Völlig verwirrt setzte Kate sich auf das kleinere Bett, in dem sie einst mit ihrem Mann geschlafen hatte, während der Kapitän über ihnen an Deck gestanden war. Was würde John denken, wenn er das jetzt hören könnte? Er hatte ihr aus dem Gefängnis geschrieben, wie sehr Kapitän Lasser sich bemühte, ihm zu helfen. Hatte er es geahnt? Oder hätte er sich verraten gefühlt, jetzt, da Kapitän Lasser ihr seine Liebe gestand?
    Ihre Haut glühte vor Aufregung. Sie musste zugeben, dass sie von dem gutaussehenden, kühnen Kapitän zur See, der für die Welt und deren ehrwürdigste Institutionen nur Spott übrighatte, in gewisser Weise fasziniert war, ja sich sogar von ihm angezogen fühlte. Sie wusste auch, dass sich unter Tom Lassers boshafter Schale ein anständiger und aufrechter Mann verbarg. Aber selbst wenn sie zu dem Schluss käme, dass sie Johns Andenken nicht verriet, könnte sie es nicht ertragen, noch einen anständigen und aufrechten Mann an die Gerichtsbarkeit des Königs zu verlieren. Sie wusste jedoch nicht, wie sie ihm das erklären sollte.
    »Eure Wahl ist mehr als töricht, Kapitän. Ich habe keinen Penny Mitgift zu bieten«, sagte sie abweisender, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. »Sogar das Dach über meinem Kopf gehört meinem Bruder.«
    Wenn er ihre Kälte bemerkt hatte, dann ließ er sich das nicht anmerken.
    »Umso besser. Dann müssen wir uns nämlich keine Gedanken über den Verkauf des Hauses machen. Verbarrikadiert es einfach wieder. Euer Bruder wird es irgendwann wieder für sich in Anspruch nehmen.« Noch immer ihre Hände haltend, setzte er sich neben sie. Seine Spitzenmanschette kitzelte ihre Handgelenke. »Die Phoenix wird uns weit wegbringen. Irgendwohin, wo es keine Könige und keine machtgierigen Kleriker mit ihrer erbarmungslosen Bigotterie gibt. Dorthin, wo die Menschen selbst entscheiden, was sie lesen, schreiben und denken – ja sogar glauben wollen.«
    Sie lachte bitter auf.
    »Einen solchen Ort gibt es nirgendwo auf dieser Welt«, sagte sie »Der existiert nur in den Träumen der Menschen.«
    Er schüttelte entschieden den Kopf, drückte ihre Hand dabei fester.
    »Aber es gibt Länder jenseits des westlichen Meeres …«
    Der sonst so
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