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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Autoren: Carsten Fischer
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den Wagen stoppte. Misstrauisch beäugte er die verfallenen Holzgebäude.
    »Gibt‘s da drin noch was zu holen?«, wollte er mit einem Blick auf die Rückbank wissen. »Sowas wie Bremsschläuche zum Beispiel?«
    Nun verstand Cassidy die plötzliche Rast. Die ungleiche Gruppe war nicht zufällig in der Gegend unterwegs. Kleine, agile Teams aller Fraktionen suchten in den Wastelands nach verwertbaren Hinterlassenschaften der Zivilisation. Hauptsächlich Munition, Treibstoff und Waffen, aber selbst Bremsschläuche wurden überlebenswichtig, wenn man auf einmal keine mehr hatte!
    Mit einem gewaltigen Ruck öffnete Angel ihrem jungen Schützling die Wagentür und musterte anschließend die Ruine durch die Zieloptik ihres Präzisionsgewehrs. Schüchtern zuckte Cassidy mit den Schultern, als der breitschultrige Mechaniker sie nochmals fragend ansah.
    »Sieht verlassen aus«, brummte Angel mit zusammengekniffenen Augen.
    »Tut es doch immer«, kommentierte Victor missmutig ihre Einschätzung und entsicherte vorsichtshalber seine Kalaschnikow. Anschließend machten sich die beiden mit Cassidy im Schlepptau auf den Weg zur Tankstelle abseits der asphaltierten Straße. Butch blieb beim Pick-up zurück und sicherte seine Kameraden mit dem Maschinengewehr auf der Ladefläche.
    Während der heißen Tageszeit dienten die heruntergekommenen Gebäude als schattiger Zufluchtsort für allerlei nachtaktive Jäger, was den Kindern schon früh ein gesundes Verhältnis gegenüber Skorpionen und Spinnen gelehrt hatte. Genau wie die beiden erfahrenen Späher berührte Cassidy keinen Kanister oder Regal mit bloßen Händen, sondern nutzte ein langes Kantholz, um sich vor aufgeschreckten Vielbeinern zu schützen. Verletzungen durch Unachtsamkeit führten aufgrund fehlender medizinischer Versorgung häufig zu schweren Erkrankungen oder gar zum Tod. Angel verwendete zusätzlich ihre stabilen Lederhandschuhe, deren Zeigefinger beidseitig abgetrennt worden waren, um ein gleichmäßiges Ziehen des Abzuges zu ermöglichen.
    Große Schätze offenbarten sich den Suchenden nicht mehr. Derart exponierte Objekte hatten schon vor vielen Jahren Plünderer angezogen. Die Treibstofftanks empfingen sie mit gähnender Leere und selbst die Glühbirnen in der Deckenbeleuchtung fehlten. Victor konnte trotzdem einen Erfolg vermelden, nachdem er aus einem unblutigen Gefecht mit einem haarigen Wüstenskorpion als Sieger hervorgegangen war, der im Motorblock eins alten Kleintransporters Zuflucht gefunden hatte. Dessen Gummischläuche waren aufgrund des ständigen Schattens im Inneren der Werkstadt gut erhalten und würden mit Sicherheit kompatibel zum orangefarbenen Pick-up sein. Stolz präsentierte er dem Mechaniker seinen Fund als eine Art Entschuldigung für das Versagen bei der Nachtwache, ehe sie die lange Fahrt fortsetzten.
    Die Reise hatte deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant, denn die felsige Gegend nahe der Erdspalte erwies sich als unpassierbar und zwang die Gruppe zu einem großen Umweg auf der schlaglochübersäten Landstraße.
    »Wir sind fast da«, flüsterte Cassidy nervös in der Abenddämmerung und deutete auf die Bäume am Horizont. »Da vorn, das ist der Wald hinter meiner Siedlung!«
    Die gesamte Fahrt über hatte sie versucht, sich selbst zu beruhigen. Angel redete immer wieder auf sie ein, dass die Vultures schon längst verschwunden seien, doch die Gang war nicht der wahre Grund für ihr unangenehmes Herzklopfen. Je näher sie dem Dorf kamen, desto schwerer belastete sie die Furcht, ihre ganze Familie tot vorzufinden.
    Butch scheuchte seinen orangefarbenen Kleintransporter ein paar Meter die Böschung hinauf, um ihn im Unterholz möglichst unsichtbar zu machen. Der Wagen war aber ohnehin dermaßen dreckig, dass ihn wahrscheinlich sowieso niemand entdeckt hätte, ohne die genaue Position zu kennen. Angel hatte die Gruppe den Tag über fast pausenlos in dem engen Gefährt durch die Steppe gejagt und dementsprechend ächzend und stöhnend zwängten sich ihre Kameraden aus der unbequemen Blechbüchse. Nur Cassidy zögerte etwas, den vermeintlich sicheren Pick-up zu verlassen.
    Auf der Fahrt hatte ihre Retterin zunehmend das Gespräch mit ihr gesucht. Anfangs schien es als versuchte sie ihr lediglich Mut zu machen und ein wenig Konversation zu betreiben. Es geschieht ja nicht alle Tage, dass man freundlichen Reisenden in der Steppe begegnet. Je näher sie jedoch ihrem Ziel kamen, desto präziser wurden die Fragen über den Aufbau von
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