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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda
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in irgendeiner Form gegeben haben. Damit mußte man den überlieferten Texten selbst wieder größeren Wert beimessen. In den späteren Auflagen der Edda- Übersetzung näherte sich Genzmer immer mehr dem originalen Text an: Manche früher ausgeschiedene oder verschobene Strophe wurde wieder aufgenommen oder an ihrem ursprünglichen Platz zurückversetzt; und sogar in der Abfolge der Lieder folgte er jetzt etwas enger als vorher der vom Codex Regius vorgegebenen Reihung. Innerhalb der Heldendichtung war Genzmer mit seiner Umarbeitung schon recht weit fortgeschritten, aber seinen Plan, die Edda -Übersetzung ganz neu zu gestalten und den Ergebnissen der neueren Forschung, aber
auch seinen eigenen neuen Erkenntnissen anzupassen, diesen Plan hat er nicht mehr verwirklichen können. Die vorliegende Sammlung beruht auf den letzten von Genzmer selbst besorgten Ausgaben der Edda, verschiedenen einbändigen Ausgaben, aber auch auf einer Ausgabe ausgewählter Heldenlieder in Reclams Universal-Bibliothek 1952 und 1958, erweitert 1961, sowie vor allem auch auf handschriftlichen Korrekturen, Notizen, Briefen und anderen Vorarbeiten Genzmers. Es ist somit der wohl vollständigste Text der Edda -Übersetzung, der Genzmers letzte Vorstellungen von dem Werk am besten wiedergibt.

3. Edda und Edda -Übersetzung: Götterdichtung und Spruchweisheit
    Die Götterlieder bilden den ersten großen Teil der Genzmerschen Edda, im zweiten Teil faßte er die Spruchdichtungen zusammen und im dritten die Heldenlieder. Dies entspricht nicht ganz der Einteilung im Codex Regius; auch da bildet zwar die Heldendichtung einen eigenen Teil, aber innerhalb der Götterdichtung stehen auch die Hávamál, »Sprüche des Hohen«, eine Sammlung von Spruchdichtungen, die von Genzmer - wie schon erwähnt - in Einzelgedichte aufgelöst wurde und nun einen guten Teil der Texte in seinem Abschnitt »Spruchweisheit« bildet. Die Götter- und Spruchdichtungen im Codex Regius sind offenbar in einer bewußten Reihenfolge angeordnet. Am Anfang steht die V ǫ lospá (»Der Seherin Gesicht«), ein großer visionärer Überblick über das Geschick des Kosmos, von der Entstehung der Welt und der Götter, der Riesen und Menschen bis zum Untergang der Welt und ihrer Wiedererstehung. Darauf folgen drei Lieder, in deren Mittelpunkt Odin und sein Wissen
steht: die »Sprüche des Hohen« (Hávamál), in denen Spruchweisheit zusammengefaßt wird, die mit Odin in Verbindung gebracht werden, sowie das »Wafthrudnirlied« ( Vafprúðnismál) und das »Grimnirlied« (Grímnismál). Im Mittelpunkt des Geschehens im nächsten Lied, dem »Skirnirlied« (Skírnismál, auch Fǫr Skírnis), steht eine Werbungsgeschichte des Gottes Freyr um die Riesentochter Gerd. Nun kommen vier Lieder, in denen Thor eine besondere Rolle spielt: das »Harbardlied« (Hárbarðzlióð) handelt von einem Zankgespräch zwischen Odin und Thor, daran schließt das »Hymirlied« (Hymiskviða) an, das von einem Thorsabenteuer berichtet und das durch eine Prosapassage direkt mit »Lokis Zankreden« (Lokasenna) verbunden ist. Hier tritt Thor erst ganz am Schluß auf und erst ihm gelingt es, Loki zum Schweigen zu bringen. Daran schließt das burleske »Thrymlied« (Þrymskviða) an. Darauf folgt scheinbar unvermittelt das »Wölundlied« (V ǫ lundarkviða), das heute gewöhnlich zu den Heldendichtungen gezählt wird und bei Genzmer auch in dieser Liedergruppe steht. Nach der Edda ist Wölund albischer Herkunft, und es mag sein, daß das Lied deshalb unter die Götterdichtungen gezählt wurde. Das Ende des Götterliedteils im Codex Regius bildet das »Alwislied« (Alvíssmál), das einen Wissenswettstreit zwischen Thor und dem Zwerg Alviss zum Inhalt hat. Der Bogen spannt sich also von den großen mythologischen Überblicksdichtungen über die mythologische Wissensdichtungen zu Liedern, die Einzelmythen zum Gegenstand haben. Insgesamt macht dieser Teil der Lieder-Edda im Codex Regius den Eindruck einer geschlossenen und bewußt aufgebauten Komposition, freilich, wie Genzmer zu Recht beobachtet hatte, nach inhaltlichen Gesichtspunkten, nicht nach künstlerischen oder ästhetischen. - Eine eingehende Untersuchung der Paläographie und Orthographie des Götterliedteils durch den Schweden Gustaf Lindblad hat
gezeigt, daß in diesem Teil die Schreibung ziemlich einheitlich ist, man muß also wohl damit rechnen, daß diese Lieder auf eine ältere, schriftliche Sammlung zurückgehen.
    Genzmer fügte diesen Liedern noch
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