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Die drei ??? und das Narbengesicht

Die drei ??? und das Narbengesicht

Titel: Die drei ??? und das Narbengesicht
Autoren: M. V. Carey
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»Das ist meine ganze Tageseinnahme.«
    Bob steckte noch einen nassen Vierteldollar und zwei Zehncentstücke in die Büchse. »Ich glaube nicht, daß wir etwas übersehen haben«, sagte er.
    Die Frau drückte dem Blinden die Büchse in die Hand. Er schüttete die Münzen in die hohle Hand und betastete sie aufmerksam. Er gab einen unverständlichen Knurrlaut von sich und sagte dann: »Ja. Das ist alles.«
    »Warten Sie auf den Bus?« fragte die Frau. »Ich glaube, da kommt er schon.«
    »Nein«, sagte der Mann. »Vielen Dank, Madam. Ich wohne hier in der Nähe.«
    Bob schaute wieder zur anderen Straßenseite hinüber. Der Mann von der Gebäudereinigung war noch einmal in der Vorhalle aufgetaucht. Er stand da und rüttelte an der Eingangstür zur Bank. Der Wachmann kam von hinten mit den Schlüsseln an. Er öffnete die Tür, und es gab einen kurzen Wortwechsel zwischen ihm und dem Mann von der Reinigung. Dann betrat er wieder die Bank.
    Der Blinde erhob sich und machte sich mit tastendem Stock auf den Weg.
    »Armer Kerl«, sagte die Frau. »Hoffentlich hat er es nicht weit.«
    Bob schaute zu, wie der blinde Mann langsam die Straße entlangschritt.
    »Ach, nun ist ihm etwas heruntergefallen«, sagte die Frau.
    »Hallo, Sie!« rief Bob. »Augenblick mal!«
    Der Bettler hörte ihn nicht. Er stöckelte weiter.
    »Warten Sie doch!« rief Bob. Er trabte los und hob eine Brieftasche vom Gehweg auf.
    Der Blinde war inzwischen bei einer Seitenstraße angelangt.
    Er ging zum Bordstein vor, ertastete sich den Weg mit dem Stock und betrat die Fahrbahn.
    Da wurde die hagere Gestalt des Bettlers grell von heranna-henden Autoscheinwerfern beleuchtet. Ein Wagen kam aus der Seitenstraße heraus, ein wenig zu schnell. Als er am Stoppschild bremste, kam er auf dem nassen Asphalt ins Schleudern. Die Frau an der Haltestelle schrie auf, und Bob stieß einen Warnruf aus. Bremsen quietschten. Der blinde Mann zuckte zurück und versuchte, dem heranschießenden Auto auszuweichen. Dann gab es einen dumpfen Schlag, und der Bettler wurde zu Boden geworfen.
    Der Wagen hielt an. Der Fahrer sprang heraus. Bob lief hinzu, und ebenso die Frau. Alle drei kamen gleichzeitig bei dem gestürzten Mann an.
    Der Fahrer ließ sich neben dem Blinden auf die Knie nieder und wollte ihn am Arm fassen.
    »Nein!« schrie der Bettler laut. Er stieß mit der Faust nach dem Mann, und der wich zurück.
    »Meine Brille!« Der Bettler tastete aufgeregt am Boden herum.Die Frau hob die dunkle Brille auf. Sie war nicht entzweige-gangen, und sie gab sie dem Bettler in die Hand.
    Der Blinde setzte sich die Brille auf und suchte nun seinen Stock.
    Der Autofahrer war ein junger Mann. Bob sah im Licht der Scheinwerfer, daß er vor Schreck ganz weiß im Gesicht war.
    Er hob den Stock auf und drückte ihn dem blinden Mann in die Hand.
    Langsam stand der Blinde auf. Er drehte den Kopf suchend hierhin und dorthin, als könne er sehen, wenn er sich nur viel Mühe gab, und dann bog er in die Seitenstraße ein. Er humpelte jetzt. Beim Gehen keuchte er vor Schmerzen.
    »Aber so warten Sie doch!« rief der Fahrer besorgt.
    »Wir sollten die Polizei holen«, sagte die Frau. »Er muß doch verletzt sein!«
    Der Blinde schritt weiter und schlug dabei energisch mit dem Stock aus, humpelnd und ächzend, aber nun fast im Laufschritt.
    Bob lief hinterher und rief ihm nach, er solle doch warten.
    Der Mann verschwand in einem Fußweg hinter einer Reihe Ladengeschäfte. Bob folgte ihm. Es war so dunkel, daß er ein paarmal stolperte und die Hände vor sich ausstreckte, um nicht gegen ein Hindernis zu laufen. Am Ende des Fußwegs kam er auf einen kleinen Hof. Eine Glühbirne brannte über dem Hintereingang zu einem Haus und beleuchtete eine Mülltonne und einen großen Pappkarton, der sich im Dauerregen schon halb aufgelöst hatte. Bob bemerkte einen anderen schmalen Gang, der wieder zum Wilshire Boulevard führte, aber von dem Bettler war nichts mehr zu sehen. Der Mann war verschwunden!

Die verlorene Brieftasche
    »Der konnte doch gar nicht richtig blind sein«, meinte Bob.
    »Wie sollte ein Blinder so flink weglaufen können?«
    »Ein Blinder kann sich ziemlich schnell fortbewegen, wenn er mit der Gegend vertraut ist«, sagte Justus Jonas. »Und sich im Dunkeln zurechtzufinden, ist für einen Blinden ohnehin ganz normal.« Justus sprach in der ihm eigenen bedächtigen, etwas pedantischen Redeweise.
    Es war am nächsten Morgen, und Bob war mit seinen Freunden Justus und Peter in Justs
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