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Die drei !!! - Tatort Filmset

Titel: Die drei !!! - Tatort Filmset
Autoren: Henriette Wich
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mit den Dreharbeiten weitergehen? Welche Überraschungen hielt die Zukunft für sie bereit?
    Marie richtete sich abrupt auf. Zwei Gurkenscheiben klatschten ins Wasser und lösten eine Welle aus, die über den Wannenrand schwappte. Die Teelichter flackerten hektisch. Marie stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und massierte schnell den Rest der Gesichtsmaske in die Haut ein. Danach schlüpfte sie in ihr Nachthemd und hüllte sich in Papas flauschigen Bademantel, der nach seinem Rasierwasser duftete. In eine warme Dampfwolke gehüllt, lief Marie hinüber in ihr Zimmer. Sie zündete eine rote Kerze an und öffnete die oberste Schublade ihres Schreibtischs. Da waren sie, ihre geliebten Tarotkarten. Schon oft hatten sie ihr bei wichtigen Entscheidungen geholfen und einen geheimnisvollen Ausblick in die Zukunft gegeben.
    Marie spürte das vertraute, feierliche Gefühl. Sorgfältig mischte sie die Karten und konzentrierte sich dabei auf die Dreharbeiten. Dann zog sie eine Karte. Als Marie sie umdrehte, wurde ihr schlagartig eiskalt. Es war die Todeskarte!
    Bedeutete das etwa, dass jemand am Set sterben würde? Maries Herz verkrampfte sich. Mit zitternden Fingern zog sie schnell eine zweite Karte, um herauszufinden, wer vom Tod bedroht sein könnte. Die Königin der Kelche blickte sie aus sanften blauen Augen an: eine fantasievolle, musische Frau in einem wasserblauen Kleid, umgeben von Nixen. Marie strich über die glatte Oberfläche der Karte. Wer könnte das sein? Sie selbst???
    Nein, Königinnen standen normalerweise für Personen von außen. Nachdenklich stützte Marie die Ellbogen auf den Tisch. Eine musische Frau. Vielleicht eine Schauspielerin? Die Kostümbildnerin? Die Maskenbildnerin? Marie fielen gleich mehrere Frauen am Set ein, die musisch begabt waren. Einem heftigen Impuls folgend, raffte sie die Karten zusammen und stopfte sie zurück in die Schublade. Eigentlich hatte sie vorgehabt, auch noch zur Liebe eine Karte zu ziehen, aber das ließ sie lieber bleiben.
    Marie wollte nur noch eins: ins Bett gehen und tief und traumlos schlafen. Bibbernd zog sie die Daunendecke bis zur Nasenspitze hoch und rollte sich wie ein Igel ein. Doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Immer wenn Marie kurz davor war, wegzudämmern, zuckte ein schrecklicher Gedanke durch ihr Gehirn: Bis jetzt waren die Vorhersagen der Tarotkarten immer eingetroffen!
    »Dann wollen wir mal sehen, was es hier zu trinken gibt.« Kim klappte die Karte der Personal-Cafeteria auf und überflog sie mit geübtem Blick. »Kakao mit Vanille-Aroma haben sie leider nicht, aber es gibt welchen mit Karamellgeschmack. Den nehme ich.«
    »Ich auch«, sagte Franzi und Marie schloss sich ihren Freundinnen an.
    Die drei !!! waren am zweiten Drehtag eine Stunde vor Drehbeginn zur Filmstadt gefahren. Um 14 Uhr würde es losgehen. So hatten sie noch ausreichend Zeit, um sich zu unterhalten, was nicht möglich war, sobald die Kamera lief. Der einzige Nachteil an ihrem VIP-Dasein.
    Eigentlich hätte Marie entspannt sein können, da der HafenDreh erst in ein paar Tagen anstand, aber die Tarotlegung vom Vorabend lag wie ein düsterer Schleier über ihrer Seele. Sollte sie Kim und Franzi davon erzählen? Dann wurde sie den Gedanken an die Todeskarte nie wieder los. Marie beschloss, ein anderes Thema anzuschneiden. »Ich war heute schon fleißig«, erzählte sie stolz, »und habe mit der Supermarkt-Kassiererin getratscht.« Das Experiment war geglückt. Marie fühlte sich jetzt schon richtig wohl in ihrer Rolle. Sie malte das Gespräch in allen Einzelheiten aus. Kim und Franzi hörten am Anfang noch aufmerksam zu, doch irgendwann fing Franzi an, verstohlen hinter vorgehaltener Hand zu gähnen.
    »Wenn ihr euch langweilt, könnt ihr es ruhig zugeben.« Marie schlürfte beleidigt den Milchschaum von ihrem Kakao.
    Kim seufzte. »Sei doch nicht gleich so empfindlich. Aber in letzter Zeit dreht sich alles nur noch um dich. Wie es uns geht, scheint dir ziemlich egal zu sein.«
    Marie sah Kim betroffen an. War sie wirklich nur noch um sich gekreist? »Entschuldigt«, sagte sie zerknirscht. »Das wollte ich nicht.« Sie zwinkerte Franzi zu. »Na, wie steht’s bei dir? Alles im grünen Bereich bei dir und Tom?«
    Franzi nagte an ihrer Unterlippe. Sie sah blass aus, was Marie erst jetzt auffiel. Stockend erzählte sie: »Tom hat ... drei Tage nicht gemailt.«
    »Ach, der wird sich bestimmt bald melden!«, sagte Marie. »Außerdem tut ein bisschen Abstand ganz gut, das bringt
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