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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2
Autoren: Alexandre Dumas
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das Zischen des Schwertes, und eine verstümmelte Masse wälzte sich unter dem Streich. Dann nahm der Henker seinen roten Mantel ab, legte den Körper darauf, warf den Kopf dazu, 281
    knüpfte den Mantel an seinen vier Enden zusammen, lud ihn auf seine Schulter und stieg wieder in den Nachen. Als er die Mitte des Lys erreicht hatte, hielt er die Barke an, hob seine Last über den Fluß und rief: »Gottes Gerechtigkeit mag walten.« Und er schleuderte den Leichnam in die Tiefe des Wassers, das sich darüber schloß.
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    Drei Tage danach kamen die vier Musketiere nach Paris zurück. Sie hatten ihren Urlaub eingehalten und statteten noch an demselben Abend Monsieur de Treville ihren Besuch ab.
    »Nun, Messieurs«, fragte sie der brave Kapitän, »habt ihr euch bei eurem Ausflug gut unterhalten?«
    »Ungewöhnlich«, antwortete Athos in seinem und seiner Freunde Namen.
    Am Sechsten des folgenden Monats verließ der König, dem Versprechen getreu, das er dem Kardinal geleistet hatte, die Stadt Paris, noch ganz betäubt durch die Nachricht von der Ermordung Buckinghams.
    Obgleich sie wußte, daß der Mann, den sie so sehr geliebt hatte, von einer Gefahr bedroht war, wollte die Königin, als man ihr seinen Tod ankündigte, nicht daran glauben. Sie rief sogar, alle Klugheit vergessend aus: »Das ist nicht wahr, er hat mir erst kürzlich geschrieben!« Aber am andern Tag mußte sie wohl der unseligen Kunde Glauben schenken. La Porte kam als
    Überbringer des letzten traurigen Geschenkes an, das ihr Buckingham sandte.
    Der König war im Grunde hocherfreut, als er die Nachricht erhielt. Bald aber wurde er wieder düster und übler Laune.
    Die Rückkehr nach La Rochelle war auch äußerst traurig.
    Besonders setzten unsere Freunde ihre Kameraden in Erstaunen.
    Sie ritten dicht nebeneinander mit düsteren Augen und 282
    gesenkten Häuptern. Nur Athos hob seine breite Stirn von Zeit zu Zeit empor, ein Blitz leuchtete in seinen Augen, ein bitteres Lächeln zog über seine Lippen, und dann überließ er sich wieder, wie seine Kameraden, finsterem Brüten.
    Als der König eines Tages auf dem Weg haltgemacht hatte, um die Elster zu beizen, und die vier Freunde ihrer Gewohnheit gemäß, statt der Jagd zu folgen, in einem Wirtshaus an der Landstraße saßen, sprengte ein Mann, der von La Rochelle kam, mit verhängten Zügeln heran, hielt vor der Tür, um ein Glas Wein zu trinken, und schaute ins Innere der Stube, wo sich die vier Musketiere befanden.
    »Holla! Monsieur d’Artagnan«, rief er, »seid Ihr es nicht, den ich da drin sehe?«
    D’Artagnan schaute auf und stieß einen Freudenschrei aus.
    Der Unbekannte, der ihn rief, war sein Gespenst, sein Unbekannter von Meung, von der Rue des Fossoyeurs und von Arras.
    D’Artagnan zog den Degen und stürzte nach der Tür. Aber statt zu fliehen, sprang der Unbekannte vom Pferd und eilte d’Artagnan entgegen.
    »Ah! Mein Herr«, sagte der junge Mann, »endlich treffe ich Euch. Diesmal sollt Ihr mir nicht entgehen!« – »Das ist auch gar nicht meine Absicht, denn ich suchte Euch. Ich verhafte Euch im Namen des Königs!« – »Wie, was sagt Ihr?« – »Ihr habt mir Euren Degen zu geben, und zwar ohne Widerstand. Es geht um Euren Kopf, das sage ich Euch.« – »Wer seid Ihr denn?« fragte d’Artagnan, den Degen senkend, aber ohne ihn abzugeben. –
    »Ich bin der Comte de Rochfort, der Stallmeister Seiner Eminenz des Kardinals Richelieu, und habe den Befehl, Euch vor Seine Eminenz zu führen.«
    »Wir kehren zu Seiner Eminenz zurück, Comte«, sagte Athos vortretend, »und Ihr werdet wohl Monsieur d’Artagnan auf sein Wort glauben, daß er sich in gerader Richtung nach La Rochelle begibt.«

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    »Ich muß ihn den Wachen übergeben, die ihn nach dem Lager führen werden.«
    »Wir werden ihm als solche dienen, Monsieur, bei unserem adeligen Ehrenwort! Aber ich sage Euch auch«, fügte Athos, die Stirn runzelnd, hinzu, »daß uns Monsieur d’Artagnan nicht verläßt.«
    Der Comte de Rochefort warf einen Blick zurück und sah, daß sich Porthos und Aramis zwischen ihn und die Tür gestellt hatten. Er erkannte, daß er ganz der Willkür dieser vier Männer preisgegeben war.
    »Messieurs«, sagte er, »wenn mir Monsie ur d’Artagnan seinen Degen überreichen und auch sein Wort geben will, so begnüge ich mich mit Eurem Versprechen, Monsieur
    d’Artagnan in das Quartier Seiner Eminenz zu führen.«
    »Ihr habt mein Wort«, sagte d’Artagnan, »und hier meinen Degen.«
    »Das ist mir
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