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Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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vierunddreißig ist er wohl auch kaum ein alter Mann«, knirschte Larad.
    Als ihr Bruder, selbst als ihr Halbbruder konnte ihn ihr trotzig aufgerichteter, wohlgeformter Körper nicht beeindrucken, so sehr die Reitkleidung auch ihre sehnige, durchtrainierte Figur betonte.
    Die geröteten Wangen, die blitzenden braunen Augen und die sinnlichen, abfällig verzogenen Lippen, das alles waren für ihn nur Anzeichen, daß ihm wieder einmal eine stürmische Szene bevorstand. Es war auch kein Trost, daß sie nur eine halbe Spanne kleiner war als er und ihm dank der langschäftigen Reitstiefel mit den hohen Absätzen, die sie so gerne trug, gerade in die Augen sehen konnte.
    In diesem Moment hätte er ihren Widerstand am liebsten mit einer ordentlichen, längst überfälligen Tracht Prügel gebrochen. Aber als Burgherr konnte man seine weiblichen Verwandten nun einmal nicht schlagen.
    Thella war immer die schwierigste von allen seinen Schwestern und Halbschwestern gewesen: streitsüchtig, anmaßend, eigensinnig und störrisch, nützte sie die Freiheit, die sein Vater seiner unternehmungslustigen, verwegenen Tochter eingeräumt hatte, weidlich aus.
    Larad hatte manchmal den Verdacht gehabt, sein Vater ziehe Thella mit ihrem hitzigen, überheblichen Wesen seinem besonneneren, bedächtigeren Sohn vor. Baron Tarathel hatte sogar beide Augen zugedrückt, als Thella eine junge Magd zu Tode prügelte. Erst als sie einen vielversprechenden jungen Renner zuschanden ritt, hatte er ihr die Leviten gelesen. Tiere waren kostbar und mußten mit Sorgfalt behandelt werden.
    Vielleicht hatte Baron Tarathel dem Mädchen auch deshalb besonders viel nachgesehen, wie Larads Mutter einmal andeutete, weil ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben war. Wie auch immer, der alte Baron hatte seine Erstgeborene darin bestärkt, daß sie sich die Zeit mit Jagen, Reiten und Umherstreifen vertrieb; und Tarathel hatte sie auch dazu ermutigt, sich über die gesellschaftlichen Gepflogenheiten hinwegzusetzen. Außerdem war Thella elf Monate älter als Larad, und daraus schlug sie so viel Gewinn, wie sie als Mädchen nur konnte.
    Sie hatte sich sogar beim Konklave der Burgherren gegen Larad gestellt und behauptet, sie habe als Tarathels Erstgeborene die größeren Rechte auf den Erbtitel.
    Die meisten Barone hatten ihr höflich, manche auch etwas von oben herab, zu verstehen gegeben, sie solle sich gefälligst mit ihrem >Recht< auf den Platz neben ihrer Stiefmutter, ihren Schwestern und Tanten begnügen. Wochenlang hatte Telgar von ihren Klagen über diese Ungerechtigkeit widergehallt.
    Vor allem ließ sie ihre Enttäuschung an den Mägden aus, die täglich neue Peitschenstriemen aufwiesen. Einige suchten verzweifelt nach irgendeinem Vorwand, um der Burg entfliehen zu können.
    »Derabal ist ein kleiner Bauer, nicht einmal ein Baron…«
    »Derabal besitzt riesige Ländereien vom Fluß bis zu den Bergen, mein Kind, und du hättest Beschäftigung genug, wenn du nur geruhtest« - Larad legte seinen ganzen Unmut in dieses Wort -, »den Mann zu heiraten. Er hat nämlich die besten Absichten…«
    »Das sagst du mir immer wieder.«
    »Er hat dir herrliche Juwelen als Brautgabe geschickt«, warf Lady Fira ein wenig neidisch ein. Was in ihrer eigenen Schatulle lag, war nicht halb so wertvoll, und dabei war Tarathel gewiß nicht knausrig gewesen.
    »Du kannst sie gern haben!«
    Thella lehnte es mit einer verächtlichen Handbewegung ab, darauf Rücksicht zu nehmen.
    »Aber ich werde diese Ehrengarde« - sie zeigte ihren Hohn ganz unverhohlen - »nicht als brave, folgsame Braut zu diesem Anwesen im Bergland begleiten. Und das, mein lieber Baron« - zum Nachdruck schlug sie mit ihrer Reitgerte gegen den hohen Stiefelschaft »ist mein letztes Wort zu diesem Thema.«
    »Für dich vielleicht«, gab Larad so schroff zurück, daß Thella ihn überrascht anblickte. »Aber nicht für mich.«
    Ehe sie sich versah, hatte er sie schon am Arm gepackt und zog sie zu ihrem Schlafgemach. Er schob sie mit einem kräftigen Stoß hinein, schloß die Tür und verriegelte sie.
    »Was bist du doch für ein Narr, Larad!« rief Thella durch die dicken Holzplanken. Sohn und Mutter hörten, wie etwas Schweres gegen die Tür geworfen wurde, dann trat Stille ein. Nicht einmal die Flüche waren zu hören, mit denen Thella sonst ihrem Ärger Luft zu machen pflegte, wenn man sie einsperrte.
    Als Larad sich am nächsten Morgen so weit erweichen ließ, daß er gestattete, Thella mit Essen und Trinken zu
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