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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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den noch lebenden Brüdern meines Vaters, und von allen Familienangehörigen, die bei uns ihren Lebensabend verbrachten, schätzte ich ihn am meisten. Bis zu dem Zeitpunkt, da er beim Bergsteigen über einen Felshang abgestürzt war, hatte er sämtliche Jagden organisiert und beaufsichtigt. Er besaß so viel Verständnis für menschliche Schwächen, so viel Humor und Bescheidenheit, daß ich mich stets fragte, weshalb man meinen Vater zum Erbbaron erwählt hatte und nicht Munchaun, der weit mehr von Menschenführung verstand als er.
    »Ich sah dich von der Heiler-Halle kommen. Was gibt es Neues?«
    »Capiam ist ebenfalls an der Seuche erkrankt. Desdra hat die Heiler angewiesen, zunächst einmal die Symptome der Epidemie zu bekämpfen.«
    Er hob die fein geschwungenen Augenbrauen, und die Mundwinkel zuckten schwach.
    »Sie wissen also nicht, womit sie es zu tun haben?«
    Als ich den Kopf schüttelte, nickte er.
    »Ich werde mir mal die Archive vornehmen. Sie müssen doch noch einen anderen Zweck haben, als uns unnütze Esser zu beschäftigen.«
    Ich wollte ihm widersprechen, aber grinste nur wissend, und ich wußte, daß mein Protest auf taube Ohren gestoßen wäre.
    An diesem Abend erschienen mehr Pächter, als ich vermutet hatte, dazu sämtliche Gildemeister - natürlich mit Ausnahme der Harfner und Heiler. Wir konnten sie großzügig bewirten, und sie diskutierten bis tief in die Nacht hinein, wie man Vorräte von Hof zu Hof schaffen könnte, ohne die Quarantänebestimmungen zu verletzen.
    Ich schenkte zum letzten Mal Klah nach, obwohl ich den Eindruck hatte, daß nur Campen davon trank, und zog mich dann in mein Zimmer zurück. Dort las ich in dem alten Archiv-Folianten, bis mir die Augen zufielen.

KAPITEL III
12.3.43
    Als die Trommeln losdröhnten, sprang ich aus dem Bett und rannte in den Korridor, wo ich die Schlagfolge besser erkennen konnte. Die Botschaft war erschreckend. Noch ehe ihr Echo verklungen war, kam die nächste vom Süden herein: Ratoshigan bat die Heiler-Halle dringend um Hilfe. Zu dieser frühen Stunde rissen uns die Trommeln selten aus dem Schlaf. Ich ließ meine Tür offen, während ich hastig eine lange Hose und den Arbeitskittel überstreifte und den Gürtel mit dem schweren Schlüsselring der Wirtschaftsräume umschnallte. Dann schlüpfte ich in meine Stiefel, denn die weichen Hausschuhe boten weder gegen die kalten Steinböden der unteren Höhlen noch gegen die unbefestigten Straßen genügend Schutz.
    Die Trommeln schwiegen nicht mehr. Sie berichteten von Todesfällen in Telgar, Ista, Igen und Süd-Boll und übermittelten aufgeregte Fragen der weiter entfernten Höfe und Heiler-Hallen. Aber auch Freiwillige meldeten sich, und es gab zu meiner großen Erleichterung Hilfsangebote von Benden, Lemos, Bitra, Tillek und dem Hochland, Orten, die bis jetzt von der Katastrophe verschont geblieben waren. Der Zusammenhalt, der allem Anschein nach unter den Bewohnern von Pern herrschte, ermutigte mich.
    Als ich über das Feld lief, traf der erste verschlüsselte Bericht vom Telgar-Weyr ein: Es hatte Tote unter den Reitern gegeben, und ihre Drachen waren ins Dazwischen gegangen. Auf dem Weg zu den Ställen begegnete ich den Feldarbeitern. Ich versuchte, gelassen zu bleiben, und nickte ihnen lächelnd zu, beschleunigte aber meine Schritte, damit keiner mich anzuhalten wagte. Vielleicht wollten sie im Moment aber auch keine schlechten Nachrichten mehr hören. Dicht auf Telgars düsteren Bericht folgte eine Botschaft von Ista.
    Ich weiß nicht, weshalb ich geglaubt hatte, Drachenreiter könnten immun gegen diese Seuche sein. Irgendwie kamen sie mir auf dem Rücken ihrer mächtigen Kampfgenossen völlig unverwundbar vor, scheinbar unberührt von den Gefahren der Sporen (obwohl ich natürlich wußte, daß Reiter und Drachen oftmals schlimme Verbrennungen davontrugen) und unempfindlich gegen die Leiden und Ängste gewöhnlicher Sterblicher. Mir fiel ein, daß Drachenreiter gern von Fest zu Fest eilten, und an jenem Tag hatte sowohl Ruatha wie auch Ista Gäste geladen. Zwei Burgen - und auf beiden hatte sich zum Zeitpunkt der Feiern die Seuche bereits eingenistet! Dabei befand sich Ista weit entfernt im Osten. Wie konnte sich die Krankheit mit solcher Macht an zwei völlig voneinander isolierten Orten gleichzeitig ausbreiten?
    Ich eilte weiter und betrat den Hof der Heiler-Halle. Die Bewohner waren längst wach; Renner wurden gesattelt und mit Reisegepäck beladen. Über uns verkündeten die Trommeln
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