Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
Mutter kam im Land der Tage zur Welt«, begann Rais zu erzählen. »Es waren schlechte Zeiten, doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Als sie alle fliehen mussten, um den Nachstellungen des Tyrannen zu entkommen, machte sie sich unverzagt auf den Weg, ohne sich noch einmal umzudrehen. Denn sie hatte ja noch alles, worauf es ihr ankam: ihre Familie und ihren Verlobten.«
    Jetzt trat ein Halbelf etwa im gleichen Alter auf das Mädchen zu.
    Meine Mutter. Mein Vater.
    »Deine Eltern heirateten, kurz nachdem sie das Land des Meeres erreicht hatten, mit dem Seg en des Dorfältesten und unter der Gunst der Sterne«, fuhr Rais fort.
    Plötzlich verschwand das friedliche Bild, und eine Bande Fammin tauchte auf. Der aus dem Gefäß aufsteigende Rauch wurde schwarz, und über das Dorf schien die Nacht hereingebrochen. »Doch das Unheil folgte ihnen bis in die neue Heimat. Während diese elenden Kreaturen des Tyrannen Tod und Verzweiflung über das Dorf brachten, verbarg sich deine Mutter in einem Versteck und betete. Sie betete, dass ihr junger Ehemann verschont bliebe, dass sie selbst nicht getötet werde. Und sie schwor, dass sie, sollten sie überleben, die Frucht ihres Leibes Shevrar, dem Gott des Feuers und des Krieges, weihen würden.« Der Rauch löste sich auf, und Nihal streckte die Hand aus, wie um ihn aufzuhalten, denn sie wünschte sich, länger noch das Bild ihrer Mutter ansehen zu können.
    Rais legte eine Handvoll Kräuter nach, und aus den rasch aufzüngelnden Flammen tauchte das Bild einer Familie auf: die junge Frau mit ihrem Mann, und zwischen ihnen ein kleines Mädchen. »Shevrar war gnädig und verschonte beide. Wenig später wurde deine Mutter schwanger, und dein Vater bestand darauf, dass sie in ein noch kleineres und sichereres Dorf umzogen. Und so machten sie sich noch einmal auf den Weg, waren wieder auf der Flucht, aber auch glücklich, weiterhin zusammen zu sein. Einige Monate später wurde ihnen ein Mädchen geboren: Sheireen nannten sie es, die Geweihte, und versprachen, dass das Leben dieses Kindes einmal ganz dem Schwert geweiht sein sollte, um zum Lobe Shevrars die unzähligen Toten ihres Volkes zu rächen. Der Gott nahm das Opfer an. Sheireen würde seine Priesterin werden, und er würde sie beschützen.«
    Mit einem Mal tauchten aus dem Rauch Kriegsbilder auf. Nihal erkannte sie wieder, denn es waren eben jene, die sie in ihren Albträumen heimsuchten. Wieder sah sie die Gräueltaten, das Blut, hatte die Schreie des Entsetzens, der Verzweiflung im Ohr. Als das Dorf still und mit Leichen übersät war, wandte Nihal den Blick ab. Sie zitterte.
    »Genug jetzt!« Sennar beugte sich zu Nihal herab und ergriff ihre Hände. »Lass uns gehen ...« Nihal schüttelte den Kopf. »Es geht schon, Sennar. Lass sie weitererzählen.«
    »Es war Shevrar, der dich rettete, Sheireen«, fuhr Rais fort. »Nur dich allein, damit du einmal die Vernichtung deines Volkes rächen solltest.«
    Jetzt sah Nihal sich selbst als Säugling, wie sie weinend neben der blutüberströmten Leiche ihrer Mutter lag. Dann zwei Gestalten, die zwischen den Toten umherstreiften: eine Gnomin und eine junge Frau mit schwarzem Haar.
    »Zu jener Zeit war ich Mitglied im Rat der Magier, so wie dein Freund Sennar heute. Wir waren unterwegs in diplomatischer Mission im Land des Meeres, als Soana und ich den Entschluss fassten, uns mit eigenen Augen anzusehen, was mit dem Volk der Halbelfen geschehen war. Und dabei fanden wir dich: einen Säugling, der zwischen den Dutzenden verstümmelten Leichen überlebt hatte, die letzte Nachkommin eines ganzen Volkes. Das war ein Zeichen, Sheireen.« Rais hielt inne, und der Rauch bewegte sich in verschiedene Richtungen und bildete eigenartige farbige Wirbel. »Als wir zurück waren, stellte ich Nachforschungen zu deiner Vergangenheit und deiner Zukunft an. Zunächst gaben mir die Karten keine klare Auskunft: nur Andeutungen, verworrene Grundzüge einer Geschichte, in die ich keine Klarheit bringen konnte. Schließlich entdeckte ich dies ...«
    Ein rundes Medaillon trat deutlich aus dem Rauch hervor: In der Mitte hatte es ein längliches Auge, dessen Iris aus einem weiß schillernden Edelstein bestand, und darum herum acht gleich große Felder, die offenbar auch einmal mit Edelsteinen besetzt waren. Der Rand war mit verschnörkelten Ornamenten verziert.
    »Ich wusste nicht, was das für ein Medaillon war, und zog eine Reihe von Büchern zu Rate, um mehr herauszufinden. Ohne Erfolg. Der Talisman blieb ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher