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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Autoren: Maja Winter
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Schwertkampf.«
    » Wie bitte?« Er starrte sie an. » Ich bin Steuereintreiber für den Vogt. Das hier ist keine Vorstellung von Gauklern und Spaßmachern. Verschwinde, bevor ich dich festnehmen lasse.«
    » Linni, bitte!«, stöhnte Merok.
    » Das hatten wir doch alles schon. Ich habe kein Interesse an Wetten und Schaukämpfen. Wo sind die Steuern der Familie Lester? Wassersteuer, Mahlsteuer, Ölsteuer, Pacht für die Mühle, Pacht für das Land, Steuer für die Erlaubnis, ein Gebäude direkt an der Wand der Mühle zu errichten, Steuer für den König«, leierte er herunter.
    » Ich will das Haus am Bach und den Wald«, sagte sie. » Und die Mühle. Dafür trete ich gegen Euch an – gegen Euch und Eure beiden Knechte. Gleichzeitig. Ich setze diesen Beutel mit Gold. Dafür könnte ich mühelos eins von beiden kaufen, aber ich kann mich so schlecht entscheiden.« Sie ließ die Münzen hörbar darin klappern.
    Die Umstehenden lachten unsicher.
    Rakion schnappte nach Luft. Seine Augen weiteten sich vor Gier. Jetzt hatte sie ihn. » Drei Männer gegen eine Frau? Im Ernst?«
    » Das Haus mit dem Wald. Und die Mühle.«
    » Zeig erst den Inhalt«, verlangte er.
    Linn schüttete die Münzen vor ihm auf den Boden, sodass er vom Pferd steigen musste, um sie zu untersuchen. Obwohl sie eben noch im Dreck gelegen hatten, scheute er sich nicht, in das Gold zu beißen, um festzustellen, ob es tatsächlich echt war. Die Untersuchung fiel wohl zu seiner Zufriedenheit aus, denn sein Grinsen verbreiterte sich.
    » Na schön. Wenn du verlierst, was, wie ich gar nicht groß betonen möchte, unzweifelhaft der Fall sein wird, bekomme ich das Gold. Hast du keinen Mann oder Vater, der dir so ein übles Spiel verbietet?«
    » Schlagt Ihr nun ein oder nicht?«
    » Tu es nicht«, flüsterte Merok. » Weißt du denn nicht mehr? Der Kerl hält sich nie an die Regeln. Er wird sich herausreden.«
    Es erfüllte sie mit ungewohnter Zärtlichkeit für ihren Bruder, dass er an ihren Sieg glaubte.
    » Manchen Leuten kann man die Dummheit nicht verbieten«, meinte Rakion selbstgefällig. » Worlin, Serim!« Er nickte den baumlangen Knechten zu, die ihre mächtigen Schwerter von den Gürteln lösten, Waffen, so lang wie ihre Beine und nahezu ebenso breit. Sie waren dafür geschaffen, Eindruck zu schinden, doch Linn bezweifelte, dass man damit besonders gut kämpfen konnte.
    Sie löste die Deichsel vom Wagen, eine Metallstange mit einem Griff, und wog sie in der Hand.
    » Gestatten, Linnia Adora Harlon. Ich fordere Euch heraus, Rakion von Wirren.« Sie verbeugte sich leicht. » Kämpfen wir um ein Jahr.«
    Höhnisch lächelnd zwinkerte er ihr zu. » Nun, Fräulein Harlon, Rakion von Wirren, zu deinen Diensten.«
    » Hay«, murmelte sie, » sei mit mir, Hay Ran Birayik, ich grüße dich, großer Spieler.«
    » Hay, hay, hay«, rief Merok hinter ihr.
    Die beiden Knechte traten vor. Linn wich zurück, während die Zuschauer rasch einen breiten Kreis bildeten, um den Kämpfern Platz zu machen. Der Steuereintreiber war als Adliger zumindest in den Grundbegriffen des Schwertkampfes ausgebildet. Zuerst musste sie daher seine Gehilfen außer Gefecht setzen. Linn hatte nicht vor, die Sache endlos in die Länge zu ziehen. Sie sprang nach vorne, tauchte unter Worlins Schlag hindurch, der ihn selbst mit Schwung vorwärtsriss, und brachte ihn mit dem Griff ihrer Eisenstange vollends aus dem Gleichgewicht. Er schlug der Länge nach hin, und sie bückte sich rasch, um das Schwert fortzuschleudern. Serim fluchte und griff mit einem ohrenbetäubenden Schlachtschrei an. Linn ließ ihn wie einen wütenden Stier herankommen, warf sich im letzten Augenblick zur Seite und wirbelte herum, sodass ihn die Stange in den Rücken traf. Er krachte mit einem dumpfen Ächzen zusammen. Die Zuschauer blieben still, nur Merok rief: » Ja, Linn! Zeig’s ihm!«
    Nun wandte Linn sich Rakion zu, der wutschnaubend sein Schwert umklammerte.
    » Mit mir wirst du nicht so leichtes Spiel haben.«
    » Ach, seid Ihr ein Prophet?«
    Linn drehte ihre Waffe und packte sie am Griff. Immer noch kein Schwert, aber wenigstens ein behelfsmäßiges. Sie musste sich eingestehen, dass sie es den Sommer über vermisst hatte. Das Geräusch von Stahl auf Stahl. Das wilde Pochen ihres Herzens. Das Gefühl von Kraft in ihren Beinen, während sie vor und zurück sprang. Es hatte nichts von der tödlichen Gefahr eines Drachenkampfes, sondern erinnerte sie an die verhassten Trainingskämpfe im Hof.
    Ein Spiel.
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