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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Autoren: Maja Winter
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daraus empor. Wieder schrie er.
    Der Mann lachte leise, und als wollte er mit seinem eigenen Feuer dagegenhalten, sprudelte das Blut über seine Lippen.
    » Unser … letzter … Kampf, Gah Ran.«
    Der Drache ließ sich nach vorne fallen, mit geöffnetem Maul. Sein Feuer hüllte den Ritter ein. Bläuliches Licht spielte um das zerstörte Gesicht, um den blutenden, geschundenen Leib. Die braunen Haare glühten rot wie nie zuvor. Für den Bruchteil eines Augenblicks leuchtete sein triumphierendes Lächeln auf.
    Dann stand der Drache allein auf dem Felsen. Sein Atem wehte die Asche davon, über die grünen Wipfel unten im Tal.

1

    Nur Träumer schauten nach oben in die Wolken. Kindsköpfe versuchten, Figuren zu erkennen, Schafe oder Hügel. Manchmal sah Linn ganze Gebirge, die sich am Himmel auftürmten und im Feuerschein der untergehenden Sonne brannten. Schlösser wuchsen aus grauen Wiesen heraus, Türme und Dächer, wie von einem verspielten Gott in einem Augenblick geschaffen und im nächsten zerstört – sie erschienen und zerfielen wieder. Die Türme und Mauern sackten zusammen und zerflossen zu einem See, einem Pferd oder gar einem Ungeheuer. Seltsam, dachte sie manchmal, dass ich nie einen Drachen in den Wolken erkenne. Drachen zu sehen ist … anders.
    Heute war der Himmel leer; keine einzige Wolke trübte das Sommerblau. Es gab keinen Grund hinaufzublicken, keinen einzigen, außer …
    Sieh nicht hin, befahl sie sich. Geh einfach weiter, schau auf den Weg, nicht nach oben …
    Natürlich tat sie es doch.
    Ein rotbrennendes Aufblitzen, wie ein Funke, der sofort verglüht. Für einen Moment lang verdunkelte sich die Sonne, der Schatten huschte über die Wiese, glitt die Wand hinauf und verschwand über dem Dach.
    Die Umrisse eines riesigen Vogels, wenn sie es nicht besser gewusst hätte.
    » Siehst du wieder was?«, fragte Binia. Linns kleine Schwester spielte bevorzugt Aufseherin und ahmte erfolgreich die vorwurfsvolle Stimme ihrer Mutter nach.
    » Ach, Unsinn. Geh mir aus dem Weg.« Wenn man die schweren Getreidesäcke schleppte, durfte man nicht anhalten, bis man sie mit Schwung von sich werfen konnte. » Lauf zu deinen Freundinnen. Oder hast du dich mit denen gestritten?«
    » Ich weiß es. Ich merke es an deinem Gesicht«, beharrte Binia, ohne sich ablenken zu lassen.
    » Ich ahne, was passiert ist«, mischte Rinek sich ein. » Wetten, du hast Hayon gespielt und musstest wieder einem von diesen dreckigen kleinen Nachbarjungs die Schuhe putzen? Lass deinen Ärger nicht an uns aus, kapiert?«
    Es hatte schon seine Gründe, warum Rinek Linns Lieblingsbruder war. Seine Nähe verhieß Schutz vor allen Spöttern, ob es sich nun um Geschwister handelte oder um Quälgeister aus dem Dorf. Wie immer hatte er es gleich mit zwei Säcken aufgenommen und wankte wie ein unförmiger Buckliger an ihr vorbei ins dunkle Innere der Mühle. Mit seinen gerade mal zwanzig Jahren war er jetzt schon so groß und breitschultrig wie ein Bär und überragte seinen Vater um Haupteslänge.
    » Ich verrate es Mama«, zischte Binia und rannte höhnisch lachend davon.
    Linn verdrehte die Augen. » Sie kann es einfach nicht lassen, mich zu ärgern.«
    » Sie ist frustriert, weil sie ständig bei diesen dummen Kinderspielen verliert. Nimm das bloß nicht ernst.«
    » Ach ja? Kluge Ratschläge, ausgerechnet von dir?«
    Rinek handelte stets nach seinem eigenen Kopf und gab nicht viel auf die weisen Bemerkungen anderer. Damit brachte er ihre Mutter zwar oft zur Verzweiflung, war aber im Dorf ungeheuer beliebt; er hatte eine Art, die nicht nur die Blicke der Mädchen auf ihn lenkte, sondern ihm sogar die Herzen der grantigsten Alten zufliegen ließ. Dass er so angesehen war, glich Linns Schauergeschichten wenigstens etwas aus. Wenn Lester es tatsächlich schaffte, die Mühle zu kaufen, würde sein ältester Sohn eines Tages einer der begehrtesten Junggesellen von Brina sein.
    » Du hast also wieder … einen … gesichtet?«, fragte er.
    » Ja, gerade eben.«
    » Komisch«, murmelte er. » Warum kann ich es nicht?«
    » Weil du nie nach oben schaust. Weil alle sich nur dann für den Himmel interessieren, wenn es ums Wetter geht.« Sie seufzte. » Er ist schnell. Und er fliegt direkt vor der Sonne. Manchmal sehe ich nur seinen Schatten. Oder ein Glitzern. Glaubst du mir das?«
    » Wenn du es sagst, natürlich. Dann ist da wirklich ein …«, diesmal schaffte er es, das Wort auszusprechen, » … ein Drache.«
    Das Wort hing zwischen ihnen wie
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