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Die Diagnose: 1 (Über den Sternen) (German Edition)

Die Diagnose: 1 (Über den Sternen) (German Edition)

Titel: Die Diagnose: 1 (Über den Sternen) (German Edition)
Autoren: Delian Marks
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Notfalltreppen angebracht. Zwischen den Türmen, im Bodenbereich, sind Eichenbäume in regelmäßigen Abständen gepflanzt. So ergab sich im Gesamtbild eine Kreation aus blauer, roter und grüner Architekturgestaltung, welche mit dem blauen Himmel einen fast übernatürlich, lebendigen Eindruck vermittelt. Ich war beeindruckt.
    Ich betrat durch den großen, überdachten Eingangsb ereich, das Foyer. An der Information angekommen, fragte ich nach Dr. med. Agnes Ziebrot: Abteilung Klinische Psychiatrie. „2. Stock, Zimmer 287“, bekam ich als Antwort. Und: „Haben sie einen Termin? Ohne Termin geht gar nichts.“ „Natürlich habe ich einen Termin“, antwortete ich und ging bereits auf die Treppe zu.
    Einen Aufzug hatte ich nicht gesehen, dafür war die im Zentrum des Foyers errichtete Treppe ein Monument. Aus massivem, he llem Stein gebaut, so breit, dass ohne Probleme 15 Personen nebeneinander auf und ab gehen konnten.
    Dabei machte sie einen 30 Grad Bogen nach der 8. Stufe. Ich ging ohne Eile die Stufen aufwärts und zählte 18 Stück.
    Am Zimmer Nr. 287 angekommen, klopfte ich und öffnete ohne auf das „Herein“ zu warten die Tür. Das Vorzimmer war leer. Ich wollte mich gerade auf einen der freien Stühle setzen, als eine andere Tür aufging und eine Frau mittleren Alters eintrat. „Herr Jörg Haiden“, sagte sie in meine Richtung blickend. „Ja, ich habe einen Termin bei Frau Dr. med. Agnes Ziebrot“, erwiderte ich. „Das bin ich. Kommen Sie einfach mit in mein Besprechungs-zimmer.“
    Wir setzten uns an einen kleinen Tisch gegenüber und sie gab mir einige Papierbögen. „Zuerst möc hte ich, dass Sie diese Fragen beantworten“, sie deutete auf die Seiten. Danach werde wir ein Elektroenzephalogramm von ihrem Gehirn erstellen.“ „Es geht um meinen Touretteverdacht, deswegen bin ich hier“, sagte ich. „Ja, ja, natürlich, das hatten wir doch bereits am Telefon besprochen. Es handelt sich hier um einen Multiplen Choice Fragebogen zur Beurteilung des Tic-Schweregrads. Die Auswertung erfolgt dann am Computer.“
    Nach etwa 30 Minuten hatte ich die etwa 50 Fragen b eantwortet.
    Dr. Ziebrot übergab den Fragebogen einer Mita rbeiterin und bat mich in ein Nebenzimmer. Hier wurde mir eine Haube auf den Kopf gesetzt. Unter der Haube waren etwa ein Dutzend Kabel, die vorher mit Klemmen an meinen Haaren befestigt wurden.
    Vor mir stand ein großer Bildschirm. Nach einigen M inuten bekam ich ein Schnittbild zusehen, welches problemlos ein Gehirn erkennen ließ.
     
    Dr. Ziebrot erklärte mir, dass neben dem Elektroenzephalogramm auch gleichzeitig ein Diffusionsgewichtete Magnetresonanztomografie vorgenommen wurde.
    Sie begutachtete etwa 5 Minuten die gezeigten D aten und begann, mit dem Kugelschreiber in der Hand, auf die Reihe der DTI Bilder, beginnend von links nach rechts, zu zeigen und zu erklären: „Am Corpus callosum, dem Balken hier, kann man deutlich eine Veränderung erkennen. Dies ist die Schnittstelle zwischen rechter und linker Gehirnhälfte.“ Dann zeigte sie auf die untere Reihe: „Ah ja, ebenfalls ist die radiale Diffusivität an fast denselben Stellen verändert, wie die Fraktionale Anisotropie. Hier könnte ein genetische Faktor im Spiel sein.“
    Ich verstand nichts.
    Ich nahm gerade die Haube wieder ab, als die Mitarbeiterin den Raum betrat und Dr. Ziebrot eine bedruckte Dina 5 Seite übergab.
    „Ja, Herr Haiden, die Auswertung ihrer Antworten liegt vor. Sie haben nicht nur einen vokalen Tic, sondern auch bis zu 5 motor ische Tics, die teilweise gleichzeitig auftreten.
    Da sie keine Medikamente nehmen und auch sonst laut ihrem Hau sarzt keine weiteren Krankheitssymptome vorliegen, ist die Diagnose eindeutig Tourette. Wie sie mir bereits mitgeteilt hatten, begannen die Tics mit dem 7. Lebensjahr! Dies ist einer der wichtigsten Faktoren.“
    Na, jetzt hatte das Kind endlich einen offiziellen N amen, Tourette.
     
    Als ich wieder in meinem Clio saß, musste ich an den Bildschirm und an die Schnittbildern von meinem Gehirn denken. Tics hatte ich merkwürdigerweise keine. Ich war absolut ruhig.
    Da musste ich 29 Jahre alt werden, geboren war ich am 10.Februar 1999, zehn Monate vor dem Mille nnium. Musste mich 22 Jahre mit diesem absonderlichen Verhalten quälen, ohne zu wissen, was mit mir los war. Und jetzt einfach ein Name. Die angebotene Behandlung mit Medikamente hatte ich abgelehnt. Ich hatte schon immer eine ganz besondere Abneigung gegen jede Art von Chemie.
    Insbesondere könnte
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