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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen
Autoren: Artur Müller
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Der Herzog von Bayern droht säumigen Zinszahlern des Klosters Weinsberg, sie zu Eigenleuten des Klosters zu machen.
    1117: Der Abt von Maurmünster im Elsaß löst die Frondienste seiner Bauern durch Geldleistungen ab, da die Fronen »gleichgültig, stumpf und träge« verrichtet würden.
    1127: Der Erzbischof von Mainz läßt den Kornzehnt vor dem Einfahren auf dem Felde entrichten, weil die Bauern sich sonst mehr von der Ernte »aneignen«, als ihnen zusteht.
    Um 1204 Die Stedinger Bauern verteidigen erfolgreich ihre Unabhängigkeit, die sie bei der Besiedelung der Wesermarschen gewonnen haben, zerstören dabei die neuerbauten Burgen des Grafen von Oldenburg und des Erzbischofs von Bremen und vertreiben deren Truppen aus ihrem Lande.
    1216 Kölner Handwerker erregen einen Aufruhr, um die Beteiligung der Zunftmeister an der Stadtregierung zu erzwingen.
    1229 Dezember: Die Stedinger Bauern schlagen ein Ritterheer, das ihr Land dem Erzbischof von Bremen unterwerfen soll.
    1230 17. März: Eine Bremer Synode erklärt die Stedinger Bauern zu Ketzern. Der Erzbischof erwirkt beim Papst die Erlaubnis, »das Kreuz« gegen die Bauern predigen zu dürfen.
    1231 23. Januar: Heinrich VII. verbietet auf Betreiben der Fürsten in Worms den Städten »alle Eidgenossenschaften und Bündnisse«.
    1232 März: Friedrich II. bestimmt als generelle Strafe für Ketzerei den Feuertod.
    Mai: Die Bürger von Worms müssen auf Geheiß des Kaisers ihr Rathaus, das Symbol städtischer Freiheit, niederreißen. Konrad von Marburg, seit Oktober 1231 mit der Inquisition in Deutschland beauftragt, läßt in Köln, Trier, Straßburg, Goslar und Erfurt Ketzer aufspüren und verbrennen. Er wird 1233 von Rittern erschlagen.
    Juli: Die Stedinger Bauern weisen bei Hemmeiskamp die Angriffe eines Kreuzfahrerheeres zurück.
    1234 27. Mai: Die Stedinger erleiden bei Altenesch gegen ein weit überlegenes Kreuzfahrerheer eine schwere Niederlage und müssen sich dem Grafen von Oldenburg und dem Erzbischof von Bremen wieder unterwerfen.

    Der Kampf der Stedinger Bauern 1232–1233

    Während zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Bauern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch den größten Grundbesitzer, die katholische Kirche, und den Adel ihres freien Grundbesitzes und ihrer bäuerlichen Freiheiten bereits beraubt waren, während sie fast ohne Ausnahme ihren Lehensherrn Zins- und Frondienste leisten mußten, während sie zum Teil zu Leibeigenen degradiert wurden, gab es an der unteren Weser und an der Hunte einen friesischen Stamm, der sich der Bedrückung durch die adeligen Herren und die Kirche mit solchem Erfolg zu erwehren wußte, daß seine Mitglieder »freie Bauern auf freier Scholle« waren; man nannte sie die Stedinger.
    Doch bereits im Jahre 1204 versuchen Junker in diesem Gebiet auf einzelnen Hügeln Raubnester zu bauen und Fronburgen zu errichten. Die Stedinger Bauern gehen vom passiven Widerstand zum offenen Kampf über, führen schließlich mit dem feindlichen Adel einen regelrechten Krieg, vertreiben die eingedrungenen Grafen und Herren und vernichten ihre Burgen. Kaum sind die Stedinger mit den Junkern fertig, so geraten sie mit der Kirche in Streit. Der Erzbischof von Bremen versucht, die Bauern mit Abgaben zu belasten, und verbündet sich mit dem Grafen von Oldenburg, um im Falle der Weigerung Gewalt anwenden zu können. Als sich die Stedinger weigern, dem Erzbischof von Bremen Abgaben und Zinsen zu bezahlen, erklärt der Erzbischof die zahlungsunwilligen Bauern als Ketzer, bezichtigt sie »schwärmerischer Religionsübungen« und schreckt nicht vor der Behauptung zurück, sie beteten in ihren Kirchen und religiösen Versammlungen einen Kater an.
    Der sonst als so freisinnig geltende Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen bestimmt 1232 als generelle Strafe für Ketzerei den Feuertod. 1231 im Oktober wird der Dominikaner Konrad von Marburg mit der Ausübung der Inquisition in Deutschland beauftragt. Er läßt in Köln, Trier, Straßburg, Goslar und Erfurt Ketzer aufspüren und verbrennen. Noch raucht das Land der ausgerotteten Albigenser, und die Trümmer ihrer einst blühenden Städte zeugen von der Grausamkeit dieses Vernichtungsfeldzuges; in Spanien gelangte die Inquisition zu einem ersten Gipfel, und in Frankreich brennen bereits die Scheiterhaufen. Kein Wunder, daß der Bischof von Bremen und sein adeliger Anhang die Stedinger als Erzketzer verschreien. Das entscheidende waren dabei wohl nicht ihre angeblichen religiösen
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