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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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und Bock , von Vögeln der Hahn .
    Wie das Geschlecht bei den Opferthieren in Anschlag kam, so auch die Farbe. Das Fleisch männlicher Thiere ist stets kräftiger und besser, als das weiblicher, aber auch das Aeussere des Thieres durfte keinen Makel haben; das Thier musste rein sein und dazu stimmte die weisse Farbe, bei der jeder, auch der kleinste Flecken sofort sichtbar wird, am besten. Ferner durfte das Thier noch nicht zu menschlichem Gebrauche gedient haben, es musste der Gottheit gleichsam von Geburt auf geweiht gewesen sein. Das so gewählte Thier wurde alsdann bekränzt und geschmückt, im Kreise der Volksversamlung herumgeführt und auf dem Opferstein geschlachtet. Wer Gelegenheit hat, solche Steine zu untersuchen, wird durchgängig auf ihnen eine Rinne finden, die zu einer kleinen Vertiefung oder auch auf die Erde führt; in jener oder auch in einem untergestellten Kessel wurde das herabrinnende Blut des Opferthieres aufgefangen, womit man die heiligen Geräthe und Tische bestrich und die Theilnehmer am Opfer besprengte. Vielleicht wurde auch aus dem Blut und den Eingeweiden des Thieres geweissagt und ein Theil des erstern unter Bier oder Meth gemischt und getrunken. Nachdem das Haupt und wahrscheinlich auch andere edlere Theile, wie Zunge, Herz und Leber dargebracht waren, wurde das Fleisch in grosse Kessel geworfen und gekocht, nie gebraten. War es geniesbar, dann vertheilte der Priester es unter das Volk, welches, besonders an grössern Festen dasselbe gemeinschaftlich verzehrte. Die Bekehrer änderten diese alten Opfergebräuche kaum merklich um; sie liessen an den Festtagen Christi, der Heiligen und Märtyrer das Volk sich in altgewohnter Weise um die alte Cultusstätte versammeln, an der nur das Kreuz die Stelle des ehemaligen Gottes einnahm, und liessen es dort (wie das vordem wohl auch Sitte gewesen war) Hütten aus Laubwerk bauen. Dann begannen sie die Predigt vom Besieger der alten Götter, dem Heiland, ihr folgte die feierliche Messe und dieser schloss sich das alte Opfermahl als ein gemeinsames Gastmahl an, wobei Gott für diese und alle andern Gaben gedankt und Sein Lob erhoben wurde. So blieben alle Aeusserlichkeiten gewahrt, der alten Form wurde nur ein neuer Geist eingegossen, und also neu beseelt konnte sie sich noch lange forterhalten. 13 Wir begegnen in der That diesen so umgewandelten Opfermahlen noch heut zu Tage an vielen Orten, so u. a. auf dem Michaelsberg in der Eifel, einem alten Wodansberg, auf dem sich am Tage des heil. Erzengels das Volk in laubgeschmückten Zelten versammelt, und nach dem feierlichen Gottesdienst die in ungeheuern Kesseln gekochten Würste verzehrt. Von Brennopfern und Rauchopfern findet sich in Deutschland keine Spur.
    Neben diesem grossen, blutigen Thieropfer gab es wie bereits bemerkt wurde, in unserm Alterthum noch das schönere, obgleich ärmlichere Fruchtopfer . Jenes ist erhabener, ernster, feierlicher, dieses lieblicher, stiller und heiterer; jenes findet unter Theilnahme des ganzen Volkes oder Stammes statt, dieses feiert mehr der einzelne Mensch, die Familie. So lässt der Landmann nach gehaltener Ernte der Gottheit, welche den Acker gesegnet, eine Garbe stehen und schmückt sie mit Bändern; er lässt ihr beim Einsammeln des Obstes einige Aepfel auf dem Baume, damit sie im folgenden Jahre gleiche Fruchtbarkeit verleihe. Die Altäre und Bilder der Götter schmückte man mit Gewinden von Laub und Blumen, an ihren heiligen Bäumen hing man Blumenkränze auf und warf Kränze und Sträusse in die heilige Fluth. Diese Opfer erhielten sich leichter als die Thieropfer, weil sie eben unschuldiger waren und bis auf diesen Tag begegnen wir ihnen fast überall.
    Bisher besprachen wir fast ausschliesslich Opfer, mit denen ein Mahl zusammenhing, die ein Mahl zur Folge hatten, aber jedes Mahl, welches der Mensch genoss, hatte auch wieder ein Opfer zur Folge: nicht nur an jenen grossen Festmahlen liess man die Götter Theil nehmen, von jedem Mahle wurde ihnen oder ihren Dienern ein Theil der Speise zurückgestellt als ein Zeichen des Dankes für die genossene Speise, wie wir durch das Gebet vor und nach dem Essen dem Geber alles Guten unserer Dank darbringen. Aber nicht nur von der Speise, auch von dem Tranke brachte man ihnen dar, oder feierte wenigstens ihr Gedächtnis, indem man einen Becher zu ihrer Ehre leerte.
    Von dem gothischen man , ich denke, gaman , ich gedenke leitet sich das althochdeutsche minna , Liebe und minnôn lieben, des Geliebten gedenken ab;
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