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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung
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starb und sein Sohn auf den Thron kam — Kellick der Zweite, benannt nach seinem Großvater —, traf sich der weise alte Sturmstein Kupfer mit anderen führenden Zunftmitgliedern und fragte sie: ›Wisst ihr, wie die Großwüchsigen Kaninchen töten? Sie verstopfen alle Eingänge des Baus bis auf einen. Dann schicken sie Frettchen zum einzig verbliebenen Eingang hinein und lassen sie sämtliche Bewohner des Baus aufstöbern — Weibchen, Junge, alles.‹
    Als ihn die anderen Funderlinge fragten, warum er sie mit Fragen zu Kaninchen behelligte, wenn doch gerade ein neuer König gekrönt wurde und so viel zu bereden war, lachte Sturmstein höhnisch. ›Was glaubt ihr, warum König Bahn alle Eingänge zu
unserem
Bau verstopft hat?‹, fragte er. ›Weil sie auf diese Weise, wenn sie uns jemals loswerden wollen, nur Soldaten mit Speeren und Fackeln hinunterzuschicken brauchen, so wie sie Frettchen in die Kaninchenlöcher schicken, und das wird das Ende von Funderlingsstadt sein. Wir waren Narren, dass wir das zugelassen haben, und wir sind erst recht Narren, wenn wir nicht möglichst schnell etwas dagegen unternehmen.‹
    Natürlich gab es eine heftige Diskussion — viele der anderen Zunftmitglieder konnten nicht glauben, dass ihnen die Großwüchsigen jemals etwas zuleide tun würden. Aber Sturmstein sagte: ›Dieser Kellick ist nicht wie der erste Kellick, so wenig wie sein Vater Bahn. Habt ihr nicht bemerkt, wie uns die Großwüchsigen jetzt anschauen, wie sie über uns tuscheln? In ihren Augen sind wir kaum anders als die Elben, die die Stadt belagern. Wenn ihre Angst noch wächst, wer weiß, was die Großwüchsigen dann in ihrer Panik und Wut tun werden?‹
    ›Aber was können wir denn unternehmen?‹, fragte eines der Zunftmitglieder. ›Sollen wir den neuen König bitten, das Gesetz zu ändern und uns zu erlauben, die anderen sieben Tore wieder zu öffnen?‹
    Sturmstein lachte abermals. ›Bittet der Fuchs den Hetzhund vielleicht um die Erlaubnis davonzurennen? Nein, wir werden tun, was wir tun müssen, und niemanden etwas davon sagen.‹ Und so taten sie, was er vorschlug.«
    Chert räusperte sich. »Seht ihr, wir gehen jetzt wieder bergauf. Das bedeutet, dass wir bald da sind. Ich gebe zu, es war ein ganz schöner Umweg, dafür aber sicher.« Er legte den Arm um Flints Schultern und verspürte einen kleinen Stich im Herzen, als der Junge sich ihm sofort entzog. »Wenn du magst, erzähle ich dir den Rest auch noch. Willst du ihn hören?«
    Zuerst dachte er, der Junge ignorierte ihn wieder, doch dann sah er ihn kaum merklich nicken.
    »Die Steinhauerzunft tat, wie der weise Sturmstein sie geheißen. Sie nahmen Geld aus der Zunftkasse, fanden während des nächsten Dutzends Jahre ein paar Großwüchsige, die für Gold bereit waren, keine Fragen zu stellen, und kauften auf diese Weise heimlich mehrere Häuser in den ärmeren Vierteln am Rande von Südmarksburg und Südmarkstadt. Dann begannen sie, von ebendiesen Häusern aus Tunnel zu graben und sie mit Gängen in den Randbereichen von Funderlingsstadt zu verbinden, den alleräußersten Enden gewisser namenloser Stollen, von denen die Großwüchsigen nichts wussten und die sie, selbst wenn sie davon gewusst hätten, nicht hätten finden können — nicht mal mit einer Karte. Schließlich waren die Straßen fertig. Ein Trupp Funderlinge, der Arbeiten an einem königlichen Kornspeicher ausführte, wo tagsüber normaler Betrieb herrschte, und der daher von König Kellick dem Zweiten die Genehmigung hatte, sich auch nach Sonnenuntergang über Tage aufzuhalten, schmuggelte, indem er die Oberirdlerwachen durch ständiges Kommen und Gehen verwirrte, jedes Mal zusätzliche Männer zur Baustelle. Nach Einbruch der Dunkelheit verließen die Hälfte von ihnen den Kornspeicher, schlichen sich durch Seitengassen zu den Häusern, die die Zunft heimlich gekauft hatte, und durchstießen dort die letzte Schicht Erde und Fels zu den Tunneln darunter. Als das getan war, verbargen sie die Tunneleingänge unter Steinplattenböden, brachten aber über dem jeweiligen Schlupfloch eine Platte so an, dass sie sich anheben ließ.
    Zwar endeten die meisten dieser neuen Gänge in der Vorburg von Südmarksburg, aber nicht alle. Einige führten sogar unterm Wasser hindurch zu Häusern und anderen Orten in Südmarkstadt drüben auf dem Festland.« Er hätte erwähnen können, dass er selbst schon auf einer solchen Straße ins Qar-Lager gelangt war, als er den Zwielichtlern Flints Spiegel
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