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Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
Autoren: Andreas Pauli
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Der ganze Innenhof war mit alten Fischen übersät, die mit Maden und Fliegen überzogen waren. Pete erkannte, wie sie sich mit einer Hand die Nase zuklemmte und mit der anderen einen Fisch nach dem anderen zurück in die Mülltonne schmiss.
    Das ging ja nochmals gut!
    Pete kroch rückwärts tiefer in den Busch, überzeugte sich, dass Marcy weiterhin mit den Fischen beschäftigt war, und erkundete mit wachsamen Augen den Acker, der sich vor ihm auf der anderen Seite des Busches auftat. Der Acker erstreckte sich über einen leicht ansteigenden Hügel und war umrahmt von Büschen. Zu seiner Linken war der Acker offen bis zu einer Landstraße, die zum Waisenhaus führte. Zu seiner Rechten war der Acker mit Büschen und Dickicht begrenzt, die ihn bis zum oberen Ende des Hügels säumten und an einen Wald angrenzten.
    Pete plante, auf der rechten Seite den Büschen entlang zu folgen und im Wald am oberen Ende des Ackers Schutz zu suchen bis um 23:31 Uhr – der Zeit des Treffens mit seinen Eltern.
    „Stinkende Scheißfische“, hörte Pete Marcy fluchen. Er schaute über seine Schulter und beobachtete, wie sie die Mülltonne, unter Einsatz ihres nicht geringen Körpergewichts, mit lautem Scheppern stückchenweise gegen die Ecke schob.
    Endlich hilfst du mir einmal in deinem Leben, Marcy !
    Er wartete bis zum nächsten Scheppern. Als wäre dies sein Startzeichen zu einem Hundertmeterlauf, sprang er aus seinem Versteck auf den Acker und rannte auf die rechte Seite zu. Seine Beine flogen förmlich über die vom Nebel befeuchtete Erde. Schwer atmend erreichte er die rechte Ecke des Ackers und kauerte sich hin. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er seine Umgebung.
    Weit entfernt hörte er nochmals das Scheppern der Mülltonne. Dann knallte Blech auf Blech und es war ruhig. Pete wusste, dass die Mülltonne nun wieder in der Ecke an ihrem alten Platz stand. Entweder würde Marcy jetzt zurück in ihre Wohnung gehen oder gleich draußen auf die Polizei warten. Was auch immer sie tat, er musste unentdeckt bis zum Wald gelangen.
     
     
    Er nahm den Wecker aus seinem Pausensack und las die Uhrzeit ab: 22:38 Uhr. Die Polizei konnte jederzeit eintreffen. Hastig steckte er den Wecker in seinen Sack zurück, schnürte diesen auf seinem Rücken fest und wandte sich zum Gehen. Unter seinem Fuß knackte laut ein Ast. Er zuckte zusammen und verharrte regungslos in der Ecke. Zwischen seinen Beinen tastete er nach dem Ast. Es war ein großer, mit grünen Blättern dicht bewachsener Ast, der, dem geraden Schnitt nach zu urteilen, vom Gärtner abgetrennt und liegen gelassen worden war. Pete hob den Ast auf und deckte damit seinen Oberkörper ab. Wenn er nah genug an den Büschen blieb, so hoffte er, würde ihm dies zusätzliche Deckung bieten. Ohne weitere Gedanken zu verlieren, huschte er den Büschen entlang den Hügel hoch. Dann rannte er weiter und lief in den angrenzenden Wald. Pete suchte sich einen dicken, großen Busch, zwängte sich zwischen den Ästen hindurch und setzte sich hinein. Mit schweren Beinen und brennender Lunge ließ er sich auf den nassen Boden fallen.
    Bis hier habe ich es erst mal geschafft!
    Er nahm nochmals den Wecker hervor: 23:02 Uhr.
    In der weiten Ferne hörte er das Brummen eines Motors. Er konnte vom Busch aus nicht weit sehen, aber er bemerkte, dass ein Auto rasch näher kam. Es rauschte über die Landstraße, wurde langsamer, die Bremsen quietschten. Der Motor wurde abgestellt und zwei Türen öffneten sich.
    „Ohh! Guten Abend, Herr Polizist!“, hörte Pete Marcy in die friedliche Nacht hinausschreien. Der Rest der Unterhaltung war für ihn im Wald nur als entferntes Gemurmel vernehmbar.
    Sie waren also tatsächlich da. Marcy hatte wegen ihm, Pete, die Polizei gerufen. In Pete stieg eine Wut hoch, wie er sie vorher nicht kannte. Er hatte bisher immer die Vernunft siegen lassen und Kompromisse gesucht. Dieses Mal würde er sich nicht abbringen lassen. Er wollte seine Eltern sehen.
    Ein weiterer Blick auf den Wecker: 23:17 Uhr. Bald war es so weit. Er stopfte den Wecker zurück in seinen Sack und fühlte dabei seine altbekannte Steinschleuder.
    Perfekt!
    Im Dunkeln tappte er auf dem feuchten Waldboden herum, begann zu graben und klaubte einen Stein nach dem anderen aus dem Dreck. Er füllte die Steine in seine Gesäßtasche; die Schleuder hielt er mit festem Griff einsatzbereit in seiner linken Hand.
    Mit der Rechten holte er nochmals den Wecker hervor, 23:29 Uhr. Ungläubig starrte er auf die
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