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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung
Autoren: John Maddox Roberts
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Vater starrte mich wütend an. Das konnte er sehr gut.
    »Ich bin sicher, es gibt hier genug Narren, die deine Gesellschaft und deine Konversation mehr zu schätzen wissen als ich. Und besorg dir einen Kranz.«
    Ich zog auf der Suche nach geistesverwandterer Gesellschaft von dannen. Der Ermahnung meines Vaters folgend besorgte ich mir von einer Sklavin einen Kranz und Blumengirlanden, die der Trunkenheit garantiert vorbeugen würden. In der Mitte des Gartens hatte man die Gemälde von Lucullus’ Schlachten aufgestellt, die während des Triumphzuges durch die Stadt gefahren worden waren. Ich trat näher heran, um sie zu betrachten, solange es noch hell genug war. Bald würden die Fackeln entzündet werden, die perfekte Beleuchtung für Intrigen oder Verführungen, aber nicht unbedingt geeignet zum Kunstgenuss.
    Die riesigen Tafeln waren von den besten Werkstätten aus Athen und Rhodos geliefert worden. Mit wunderbarer Lebendigkeit bildeten sie die bedeutendsten Schlachten der Feldzüge gegen Mithridates und Tigranes ab. Lucullus wurde immer leicht überlebensgroß dargestellt, im Zentrum des Geschehens. Auch die ausländischen Könige waren dergestalt hervorgehoben, man sah sie jedoch stets in panischer Flucht begriffen. In ihrer typischen Manier hatten die griechischen Künstler die römischen Soldaten wie die Krieger aus Alexanders Zeiten oder noch früher ausgestattet, mit Brustpanzern, federngeschmückten Helmen, großen, runden Schilden und langen Spießen. Aber die toten und verstümmelten Barbaren, die den unteren Teil jedes Gemäldes bevölkerten, waren äußerst realistisch dargestellt.
    »Hübsch hingerichtet, findest du nicht auch?« Der Mann, der so zu mir sprach, war ein alter Freund, der Arzt Asklepiodes, der die Gladiatoren der Statilischen Schule behandelte. Er war wegen seiner Schriften über den menschlichen Körper und die Behandlung von Wunden berühmt geworden.
    »Hinreißend«, erwiderte ich. »Aber die Künstler sollten sich trotzdem die Mühe machen herauszufinden, wie römische Soldaten aussehen, bevor sie versuchen, sie zu malen.«
    »Nun«, meinte Asklepiodes, »man lehrt griechische Künstler, das Idealbild zu verehren und zu malen, was schön ist. Die Ausrüstung des römischen Militärs ist hässlich und funktional, also besinnen sie sich auf die anmutigen Entwürfe des Altertums.« Er beugte sich vor und betrachtete eine Darstellung des Lucullus. »Siehst du, hier wird der General als attraktiver junger Mann dargestellt, ganz anders, als er aussah, als ich vor wenigen Minuten mit ihm gesprochen habe.«
    Ich beugte mich ebenfalls vor. »Du hast recht. So gut hat er nicht einmal mit roter Schminke und seiner purpurnen Robe ausgesehen.« Ich richtete mich auf und schlenderte zu einem weiteren Gemälde. »Was macht die Arbeit?«
    »Es könnte sein, dass ich mich eine Zeitlang nach Capua zurückziehe. Die Statilische Schule wird vorübergehend geschlossen, bis der Neubau fertig ist.«
    »Geschlossen? Warum?«
    »Hast du noch nichts davon gehört? Pompeius hat das Gelände gekauft. Er plant, die Schule und die Nebengebäude abreißen zu lassen, um ein großartiges neues Theater mit angrenzendem Sitzungssaal des Senats zu bauen. Es soll ein die Zeiten überdauernder Steinbau werden, im griechischen Stil.«
    »Nur Pompeius konnte auf so eine extravagante Idee kommen«, bemerkte ich. Bereits vor etwa hundert Jahren hatte jemand ein Theater im griechischen Stil errichten wollen, aber die Censoren hatten seine Zerstörung angeordnet, bevor es fertig geworden war, um so das Vordringen griechischer Laxheit in Fragen der Moral zu bekämpfen. Seither hatten wir immer nur provisorische Theater aus Holz gehabt.
    Das Gebrüll der Herolde verkündete den Beginn des Festmahls, und ich begab mich eiligst zu meinem Platz. Ein Diener führte mich an den Tisch in der Mitte, an dessen Kopf sich Lucullus persönlich niederließ. Ein einzelnes langes Sofa erstreckte sich an dem Tisch, dahinter war ein schmaler Raum für die Servierer und Serviererinnen gelassen. Das Ganze grenzte an ein prachtvolles Wasserbecken, an dessen einem Ende ein Juno-Standbild und an dessen anderem eine Venusstatue aufgestellt war. Im Wasser tummelten sich als Tritonen und Nereiden verkleidete Schauspieler.
    Dieser Tisch mit den Konsuln und Praetoren, den Prokonsuln und Pontifices, weiter unten den Aedilen und Quaestoren war der vornehmste. Als Geringster unter ihnen saß ich ganz am Ende, aber es war trotzdem eine Ehre, an einem solchen
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