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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Autoren: Bernard Cornwell
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wünschte es sich, er hätte den Worten seines Vaters gern Glauben geschenkt, doch sein Vater war bisweilen verrückt und voll boshaften Schalks gewesen, und Thomas wollte nichts anderes sein als ein Bogenschütze und ein ebenso guter Anführer wie Will Skeat. Doch dieses nutzlose Unterfangen gab ihm die Gelegenheit, eine eigene Truppe aufzustellen, sie anzuführen und somit seinen Traum zu verwirklichen. Also würde er sich auf die Suche nach dem Gral machen und abwarten, was geschah.
    Er begab sich zum englischen Lager und rührte die Trommel. Der Friede nahte, doch Thomas von Hookton brachte Männer zusammen und zog in den Krieg.

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    TEIL 1
    DIE GESPIELIN DES TEUFELS
    D er Graf von Berat war alt, fromm und belesen. Er hatte fünfundsechzig Jahre gelebt und rühmte sich gern, dass er sein Lehen während der letzten vier Jahrzehnte nicht mehr verlassen hatte. Sein Sitz war die große Festung von Berat. Sie stand auf einem Kalkfelsen oberhalb der Stadt, um die sich der gleichnamige Fluss schlängelte, der das Lehen so fruchtbar machte. Es brachte Oliven, Trauben, Birnen, Pflaumen, Gerste und Frauen hervor, und der Graf schätzte sie alle. Er hatte fünfmal geheiratet, jede neue Frau jünger als ihre Vorgängerin, doch keine hatte ihm ein Kind geschenkt. Er hatte nicht einmal einen Bastard mit einer Milchmagd gezeugt, obwohl er es weiß Gott oft genug versucht hatte.
    Diese Kinderlosigkeit hatte den Grafen zu dem Schluss gebracht, dass Gottes Fluch auf ihm lastete, und so hatte er sich im Alter mit Geistlichen umgeben. Die Stadt besaß eine Kathedrale und achtzehn Kirchen sowie den dazugehörigen Bischof und zahlreiche Kanoniker und Pfarrer, und in der Nähe des Osttores hatte der Dominikanerorden ein Haus. Der Graf schenkte der Stadt zwei weitere Kirchen und ließ hoch oben auf dem Hügel im Westen, jenseits des Flusses und der Weingüter, ein Kloster errichten. Er stellte einen Kaplan ein und erstand für ein Vermögen eine Handvoll von dem Stroh aus der Krippe, in der das Jesuskind nach seiner Geburt gelegen hatte. Der Graf ließ einen Schrein aus Kristall, Gold und Edelsteinen anfertigen, stellte die Reliquie auf den Altar der Burgkapelle und betete jeden Tag zu ihr, doch selbst dieser heilige Glücksbringer half nicht. Seine fünfte Ehefrau war siebzehn, drall und gesund, aber ebenso unfruchtbar wie die anderen.
    Zunächst vermutete der Graf, man habe ihn beim Kauf des heiligen Strohs betrogen, doch sein Kaplan versicherte ihm, die Reliquie komme aus dem Papstpalast in Avignon, und präsentierte ihm ein Schreiben, unterzeichnet vom Heiligen Vater, in dem bestätigt wurde, dass das Stroh in der Tat aus der Krippe des Gottessohnes stammte. Daraufhin ließ der Graf seine neue Ehefrau von vier anerkannten Ärzten untersuchen, doch alle vier verkündeten, ihr Urin sei klar, ihr Leib gesund, und ihr Appetit ließe nichts zu wünschen übrig. Da beschloss der Graf, bei der Suche nach einem Erben auf seine eigenen Kenntnisse zurückzugreifen. Hippokrates hatte die Wirkung von Bildern bei der Empfängnis beschrieben, und so ließ der Graf einen Maler kommen, der die Wände der ehelichen Schlafkammer mit Darstellungen der Jungfrau und ihrem Kind verzierte; außerdem aß er rote Bohnen und sorgte dafür, dass seine Räume gut geheizt waren. Nichts half. Es war nicht seine Schuld, das wusste der Graf. Er hatte Gerstensamen in zwei Töpfe gesteckt und den einen mit dem Urin seiner Frau gegossen, den anderen mit seinem eigenen. Beide hatten Sämlinge hervorgebracht, und das bewies nach Ansicht der Ärzte, dass sowohl der Graf wie auch die Gräfin fruchtbar waren.
    Das, so hatte der Graf geschlossen, konnte nur bedeuten, dass ein Fluch auf ihm lastete. Er wandte sich noch stärker der Religion zu, denn er wusste, er hatte nicht mehr viel Zeit. Laut Aristoteles endete die Zeugungsfähigkeit des Mannes mit siebzig, und so blieben dem Grafen nur noch fünf Jahre, um das Wunder zu bewerkstelligen. Dann, eines Herbstmorgens, wurden seine Gebete erhört, obgleich er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannte.
    Kirchenmänner kamen aus Paris. Drei Priester und ein Mönch erschienen in Berat, und sie überbrachten einen Brief von Louis Bessières, Kardinalerzbischof von Livorno, päpstlicher Legat am Hofe Frankreichs. Der Brief war höflich, respektvoll und drohend. «Es ist uns bekannt», hatte der Kardinalerzbischof in elegantem Latein geschrieben, «dass Ihr eine große Vorliebe für Schriften sowohl
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