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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz
Autoren: Astrid Lindgren
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und nun ist es genug!
    »Wir machen uns ein Lagerfeuer an unserer alten Stelle«, sagte Jonathan. Er meinte den Felsen, wo wir während der Gewitternacht gerastet und von wo aus ich Katla zum erstenmal gesehen hatte. Bei der bloßen Erinnerung daran überlief es mich kalt, und ich hätte unser Nachtlager lieber woanders aufgeschlagen. Aber wir konnten ja jetzt nicht weiter. Zunächst mußten die Pferde getränkt werden. Wir brachten ihnen Wasser, doch sie wollten nicht trinken. Selbst dazu waren sie zu erschöpft. Da wurde ich ängstlich. »Jonathan, mit ihnen ist etwas nicht in Ordnung«, sagte ich. »Glaubst du, es wird besser, wenn sie sich ausgeruht haben?«
    »Ja, alles wird gut, sie müssen nur ruhen«, sagte er. Ich streichelte Fjalar, der mit geschlossenen Augen dalag. »Was für einen Tag du hinter dir hast, armer Fjalar«, sagte ich. »Aber morgen wird alles gut, das hat Jonathan gesagt.« Wir machten uns ein Feuer genau an der Stelle, wo wir unser erstes hatten. Und eigentlich war dieser Gewitterfelsen der beste Platz für ein Lagerfeuer, der sich denken ließ, wenn man nur hätte vergessen können, daß Karmanjaka so nahe lag. Hinter uns ragten hohe Felswände auf, sie waren noch warm von der Sonne und schützten uns vor dem Wind. Vor uns fiel der Felsen senkrecht zum Karmafall ab, und auch an der Brük-kenseite ging es steil abwärts zu einer grünen Wiese. Sie war nur ein kleines grünes Fleckchen, tief, tief unter uns. Wir saßen an unserem Lagerfeuer und sahen, wie sich die Dämmerung über die Berge Der Uralten Berge und den Fluß Der Uralten Flüsse senkte. Ich war müde, und ich dachte, einen längeren und schwereren Tag habe ich noch nie durchlebt. Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung bestand er nur aus Blutvergießen und Schrecken und Tod. Es gibt Abenteuer, die es nicht geben dürfte, hatte Jonathan einmal gesagt, und davon hatten wir an diesem Tag mehr als genug erlebt. Der Tag des Kampfes - er war wirklich lang und schwer gewesen, doch jetzt war er endlich vorbei. Doch der Kummer war nicht vorbei. Ich dachte an Matthias, und ich wurde so traurig. Ich fragte Jonathan: «Wo, glaubst du, ist Matthias jetzt?« »Er ist in Nangilima«, antwortete Jonathan.
    »Nangilima, davon hab ich noch nie gehört«, sagte ich. »Doch, natürlich«, sagte Jonathan. »Erinnerst du dich an jenen Morgen, als ich das Kirschtal verließ und du solche Angst hattest? Weißt du nicht mehr, was ich damals gesagt habe? «Komme ich nicht zurück, dann sehen wir uns in Nangilima.« Und dort ist Matthias jetzt.«
    Und er erzählte mir von Nangilima. Er hatte mir schon lange nichts mehr erzählt, wir hatten keine Zeit dazu gehabt. Doch jetzt, als er am Feuer saß und von Nangilima sprach, war es fast so, als säße er zu Hause in der Stadt bei mir auf der Bettkante. »In Nangilima ... in Nangilima«, sagte Jonathan mit dieser Stimme, die er immer hatte, wenn er etwas erzählte. »Dort ist noch die Zeit der Lagerfeuer und der Sagen,« »Der arme Matthias«, sagte ich, »dann gibt es dort also auch Abenteuer, die es nicht geben dürfte.«
    Aber da erklärte mir Jonathan, daß in Nangilima nicht die grausame Sagenzeit herrsche, sondern eine heitere Zeit voller Freude und Spiel. Ja, dort spielten die Menschen, natürlich arbeiteten sie auch und halfen einander bei allem, aber sie spielten auch viel und sangen und tanzten und erzählten Märchen. Bisweilen erschreckten sie die Kinder mit bösen und grausamen Sagen von Ungeheuern, solchen wie Katla und Kann, und von grimmigen Männern, solchen wie Tengil.
    Hinterher aber lachten sie darüber.
    »Habt ihr etwa Angst bekommen?« fragten sie dann die Kinder. »Das sind doch nur Märchen. So etwas hat es nie gegeben. Jedenfalls nicht hier in unseren Tälern.«
    Matthias gehe es sehr gut in Nangilima, versicherte Jonathan. Er habe einen alten Hof im Apfeltal, es sei der schönste Hof in dem schönsten und grünsten Tal von Nangilimas Tälern. »Bald ist es Zeit, auf dem Hof die Äpfel zu pflücken«, sagte Jonathan. »Dann müßten wir dort sein und ihm helfen. Er ist zu alt, um auf Leitern zu klettern.«
    »Ich wünschte, wir könnten zu ihm«, sagte ich. Alles, was Jonathan über Nangilima gesagt hatte, klang so gut, und ich sehnte mich sehr nach Matthias.
    »Meinst du wirklich?« sagte Jonathan. »Ja, warum nicht? Wir könnten dann bei Matthias wohnen. Auf dem Matthishof im Apfeltal in Nangilima.« »Erzähl mir, wie es wäre«, sagte ich.
    »Oh, es wäre wunderbar«, sagte
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