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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz
Autoren: Astrid Lindgren
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hilflos da draußen in den Strudeln war. Noch einmal sahen wir ihn mit einem Wogenkamm auftauchen. Dann versank er wieder. Wir sahen ihn nicht mehr. Fast dunkel war es geworden, als der Fluß Der Uralten Flüsse Jossi packte und zum Karmafall trug.

15

    Schließlich kam der Tag des Kampfes, auf den alle gewartet hatten. An diesem Tag brauste ein Sturm über das Heckenrosental hinweg, so dass sich die Bäume bogen und brachen. Diesen Sturm hatte Orwar aber nicht gemeint als er gesagt hatte:
    »Der Sturm der Freiheit wird kommen, er wird die Unterdrücker niederreißen wie stürzende Bäume. Mit Brausen wird er daherkommen, und unsere Knechtschaft wird er hinwegfegen und uns endlich wieder frei machen!«
    In Matthias’ Küche hatte er dies gesagt. Dorthin kamen abends heimlich die Menschen, um ihn zu hören und zu sehen. Ja, ihn und Jonathan wollten sie sehen.
    »Ihr beide, ihr seid unser Trost und unsere Hoffnung, ihr seid alles, was wir haben«, sagten sie. Und sie kamen abends zum Matthishof geschlichen, obgleich sie wußten, wie gefährlich es war.
    »Sie wollen vom Freiheitssturm hören, genau wie Kinder Märchen hören wollen«, sagte Matthias. Der Tag des Kampfes war das einzige, woran sie jetzt dachten und wonach sie sich sehnten. Und das war nicht verwunderlich. Nach Orwars Flucht war Tengil grausamer geworden als je zuvor. Tagtäglich erfand er neue Mittel, die Menschen im Heckenrosental zu quälen und zu strafen, und deshalb haßten sie ihn noch erbitterter und schmiedeten mehr Waffen als je zuvor. Aus dem Kirschtal strömten immer mehr Freiheitskämpfer zur Hilfe herbei. Sophia und Hubert hatten bei Elfrida in der tiefsten Einöde des Waldes ein Versteck. Bisweilen kam Sophia nachts durch den unterirdischen Gang zu uns, und in Matthias’ Küche arbeiteten die drei ihre Kampfespläne aus, sie und Orwar und Jonathan. Ich lag auf meiner Bank und hörte ihnen zu, denn jetzt, wo auch Orwar im Schlupf untergebracht werden mußte, schlief ich in der Küche. Jedesmal wenn Sophia zu uns kam, sagte sie:
    »Da ist mein Retter! Ich hab’ doch nicht vergessen, dir zu danken, Karl?«
    Und jedesmal sagte Orwar, ich sei der Held des Heckenrosentals, doch dann mußte ich immer an Jossi in dem dunklen Wasser denken, und mir wurde traurig zumute. Sophia sorgte auch dafür, daß das Heckenrosental Brot bekam. In Karren wurde es aus dem Kirschtal über die Berge gebracht und durch den unterirdischen Gang geschmuggelt, und mit einem Rucksack auf dem Rücken ging Matthias umher und verteilte es heimlich in den Häusern und auf den Höfen. Bis dahin hatte ich nicht gewußt daß ein wenig Brot Menschen so glücklich machen kann. Jetzt sah ich es mit eigenen Augen, denn ich begleitete Matthias auf seinen Wanderungen. Ich sah auch, wie sehr die Menschen im Tal litten, und ich hörte sie vom Tag des Kampfes sprechen, nach dem sie sich so sehr sehnten. r Mir freilich graute davor. Schließlich aber sehnte ich selbst den Tag herbei, denn ständig nur darauf warten zu müssen wurde unerträglich. Und auch gefährlich, meinte Jonathan.
    »Man kann so viel nicht so lange geheimhalten«, sagte er zu Orwar. »Unser Freiheitstraum kann leicht zunichte gemacht werden.«

    Ganz gewiß hatte er recht. Ein Tengilmann brauchte nur den unterirdischen Gang zu entdecken oder bei neuen Haussuchungen Jonathan und Orwar im Schlupf aufzuspüren. Bei dem bloßen Gedanken daran überlief es mich kalt. Aber die Tengilmänner waren wohl blind und taub, sonst hätten sie doch irgend etwas merken müssen. Hätten sie nur genauer hingehorcht, so hätten sie gehört, daß dieser Freiheitssturm, der bald das ganze Heckenrosental erschüttern sollte, schon zu grollen begann. Sie aber hörten nichts. Am Vorabend des Kampfes lag ich auf meiner Bank und konnte nicht schlafen. Wegen des tosenden Sturmes draußen und wegen meiner Unruhe. Im Morgengrauen des nächsten Tages sollte der Kampf losbrechen, das war nun beschlossen. Orwar und Jonathan und Matthias saßen am Tisch und besprachen alles, und ich lag da und hörte zu. Meistens redete Orwar. Er redete und redete, und seine Augen brannten. Mehr als irgendein anderer sehnte er diesen Morgen herbei. Und so war ihr Plan: Zuerst sollten die Wachen am Großen Tor und am Flußtor niedergekämpft werden, damit man Sophia und Hubert einlassen konnte. Dort sollten sie mit ihren Kampfgefährten hineinreiten - Sophia durch das Große Tor und Hubert durch das Flußtor.
    »Und dann werden wir gemeinsam siegen oder
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