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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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seine Ordensbrüder auf diesem mittleren Abschnitt der nordwestlichen, turmbewehrten Festungsmauer gar nichts zu suchen. Dieser Teil des äußeren Verteidigungsgürtels gehörte zum Verantwortungsbereich der Johanniter und es war allein deren Aufgabe, auf diesem Mauerabschnitt feindlichem Beschuss standzuhalten und Schäden an den Wällen und Türmen unverzüglich auszubessern. Den Templern und ihren Hilfstruppen oblag die Sicherung des angrenzenden Mauerabschnitts, der vom westlichen Ende der Johanniterschanze bis an das Meer reichte, wo der Teufelsturm hinter dem St.-Lazarus-Tor die Mauer zur See hin abschloss. Aber der ungewöhnlich heftige und konzentrierte Angriff der Mamelucken auf die Johanniter-schanze beim St.-Antons-Tor und auf den Bereich bis zum Rundturm des Königs, der als eine der Schwachstellen der gesamten Befestigung galt, hatte es nötig gemacht, den Johanniterrittern auf ihrem Festungsabschnitt unverzüglich Verstärkung durch einen Großteil der Templerwachen zukommen zu lassen. »Ich wünschte, die drei Großmeister* würden ihre persönlichen Querelen einmal vergessen und sich entschließen, den Kampf ge gen die Mamelucken auf unsere Weise auszutragen – nämlich da draußen auf dem Schlachtfeld, wo wir unsere ganze Stärke zum Einsatz bringen können!«, stieß Wilhelm der Narbige missmutig hervor und deutete hinunter auf das freie Feld vor den Mauern. »Ich will ja nichts gegen Johanniter und die Ritter vom Deutschen Orden sagen, obwohl die Letzteren ja die Frechheit besessen haben, bei ihrer Ordensgründung als Habit** ebenfalls den weißen Umhang zu wählen, als ob das nicht schon unser Vorrecht gewesen wäre . . .« »Wenigstens haben diese Frischlinge nicht auch noch unser rotes Tatzenkreuz gestohlen, sondern sich mit einem schwarzen Kreuz und einer anderen Balkenform begnügt«, warf der Franzose ein, den Wilhelm vor Kurzem mit Maurice angesprochen hatte. ». . . aber was ein echter Templer ist, der versteckt sich nicht hinter Mauern und nimmt es untätig hin, dass er Tag und Nacht beschossen wird«, fuhr der narbengesichtige Ordensbruder verdrossen fort, »sondern er stellt sich den Muselmanen mit blank gezogenem Schwert oder eingelegter Lanze im offenen Kampf!« »Ja, was kümmert uns deren angebliche Übermacht?«, hieb Maurice sogleich in dieselbe Kerbe und seine dunklen Augen, die unter einem sanft geschwungenen Kranz von langen schwarzen Wimpern lagen, blitzten vor kaum zu zügelnder Kampfbegeisterung.
    * Die gewählten Anfü hrer der drei Ritterorden (Templer, Johanniter und Deutschordensritter), denen die Ordensleute unbedingten Gehorsam schul deten.
** Habit ist die Bezeichnung für die Ordenskleidung von Mönchen und Non nen.

    »Wo Templer in die Schlacht ziehen, sind sie immer in der Unterzahl! So ist es von Anfang an gewesen! Und hat ein Templer je den Tod gefürchtet? Nein, niemals! Wenn wir sterben, dann wird es zum Ruhme Gottes sein! Wir sind milites Christi, Soldaten Gottes! Die Steine, auf denen der neue Tempel Gottes auf Erden errichtet wird!« »Du sprichst mir aus der Seele! Wir haben den Ruhm des Martyri ums um Christi willen gewählt!«, pflichtete Gerolt ihm bei und überlegte, bei welcher der letzten Kampfhandlungen er dem Franzosen, der nur zwei, drei Jahre älter als er sein konnte, schon einmal begegnet war. Der Mann gehörte einer anderen Einheit an, aber das Gesicht unter dem Eisenhut war ihm dennoch nicht völlig unbekannt. Und zwar nicht allein von flüchtigen Begegnun gen hier in Akkon. Vage Bilder lösten sich aus den Tiefen seiner Erinnerung und stie gen ins Bewusstsein auf, Bilder von einem furios kämpfenden Templer, der mit dem Schwert in der Rechten und einem völlig zerborstenen Schild am linken Arm in einer Mauerecke über einem am Boden liegenden, verletzten Mitbruder stand und sich wie ein Löwe gegen eine Meute Hyänen allein einer Gruppe von Feinden erwehrte, bis sich endlich Verstärkung zu ihm durchschlug. Ja, das war dieser Maurice mit den ausdrucksvollen Zügen und dem kurzen schwarzen Kinnbart gewesen! Und zwar beim erbit terten Kampf um Tripolis vor zwei Jahren, als er, Gerolt von Wei ßenfels, noch als Knappe und mit schwarzem Umhang in die Schlacht gezogen war! »Mir liegt der offene Kampf auch mehr als das hier«, warf ein anderer Ordensbruder ein. »Aber ich bin sicher, dass es nicht dabei bleiben wird. Bestimmt arbeiten die Großmeister schon an einem Plan, wie wir den Belagerungsring der Ungläubigen aufbrechen und...«
    Mitten im
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