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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin
Autoren: Aufbau
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solange das Kind.«
    Sie wollte etwas denken, etwas sagen, aber alles, was sie tat, war, im Wechsel Sir Latimer und Lady Anne anzublicken.
    Er stand kurzerhand auf, nahm Hawisia in die Höhe und reichte sie weiter. Dann zog er Catherine mit sich. »Erzähle mir noch einmal von dieser Maschine«, sagte er, »mit der du Courtenay glauben lassen hast, er hätte Besuch von Luzifer. Wie arbeitet sie?«
    Catherines Herz stolperte, ihr wurde kalt, mitten im Sommer wurde ihr kalt. Sie gingen über die Brücke auf den Rockingham Forest zu. Lag ihre Hand wirklich in Sir Latimers Armbeuge? Ging sie wirklich neben ihm spazieren, als wäre sie eine junge Frau seines Standes? »Es ist nicht mehr als ein Licht, ein Rohr und eine bemalte Linse. Eine Art Laterne.«
    Er fuhr mit der Rechten durch die Luft, als lese er dort ein Schild. »Die magische Laterne.
Die laterna magica.
«
    Sie schwieg.
    »Man könnte dieses Wunderwerk leicht für allerlei Schabernack mißbrauchen.«
    |429| »Bisher weiß ja niemand davon außer Euch und mir. Habt
    Ihr vor, es anzuwenden?«
    »Es war teuer, die Burg wieder aufzubauen, und wir sind noch lange nicht fertig. Ich brauche Geld.« Er lachte. »Un sinn . Gott hat uns so wunderbar beschenkt, da wollen wir ihn nicht mit Bosheit enttäuschen. Der Doktor sitzt in Nottingham über seinen Büchern und übersetzt die letzten Kapitel des Alten Testaments. Courtenay wird sich so rasch nicht wieder mit uns anlegen. Wir haben allen Grund zu Dankbarkeit.«
    »Und Lady Anne ist beinahe vollkommen gesund geworden.«
    »Ja«, sagte er knapp.
    Catherine fühlte einen Schmerz in ihrem Bauch, der sich bis in Arme und Beine auszubreiten begann. Wieso hatte sie das gesagt? Konnten sie Lady Anne nicht einmal vergessen? Aber sie ging mit ihnen, unsichtbar.
    »Ich habe mit Doktor Hereford über dich gesprochen«, sagte Thomas.
    »Warum?«
    »Zu lieben heißt, sich nicht nach dem nächstbesseren Menschen auszustrecken, hat er gesagt. Es wird einem immer eine noch bessere Frau begegnen. Aber Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung, meint er. Mir scheint, ich habe diese Entscheidung in bezug auf Anne nie getroffen.«
    »Doktor Hereford ist –«
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich mich zu dir hingezogen fühle, Catherine.« Thomas blieb stehen. »Du raubst mir den Schlaf, weißt du das? Bin ich in deiner Nähe, so bin ich fröhlich, vergeht ein Tag, an dem ich dich nicht sehe, schlägt es mich nieder. Es ist schwer, dagegen anzugehen.«
    Sie schluckte. »Ich kenne das.«
    »Wir dürfen dem nicht nachgeben.«
    »Ich weiß.«
    »Doktor Hereford hat recht. Ich muß mich für Anne entscheiden, auch wenn ich nun dir begegnet bin. Ich bin es ihr |430| schuldig. Wenn diese Feier vorüber ist, wirst du von hier fortgehen müssen.«
    Sie konnte an kein Wort denken, obwohl sie antworten wollte. Das passende Wort kam ihr nicht in den Sinn, sie suchte verzweifelt danach.
    Er ging weiter. »Laß uns diesen Spaziergang als Abschied nehmen.«
    Es wurde still zwischen ihnen. Der Weg knirschte unter den Füßen. Ein Grünspecht begleitete sie mit seinem häßlichen heulenden Gesang. Catherine mußte an Elias denken. Sie hatte an Doktor Herefords Gürtel ein Brillenetui entdeckt, das sein Zeichen trug. Es war wie eine Begegnung mit Elias gewesen. Als sie den Doktor bat, ihr seine Brille zu zeigen, und er daraufhin bereitwillig das Etui öffnete, enthielt es die verzierte Brille aus Buchsbaumholz, die Elias vor der Abreise aus Braybrooke Castle angefertigt hatte. Elias sei ein guter Bekannter von ihm gewesen, den er sehr geschätzt habe, hatte Hereford gesagt.
    Auch Elias ging unsichtbar mit ihnen. Er war ein Teil dieser Ereignisse, und er war ein Teil von ihr. Sie hatte ihn geliebt. Nur war auf wundersame Weise all ihre Liebe zu Elias verflogen, und sie fühlte sich Thomas Latimer so nahe, als hätten sie Gesichter getauscht, als steckte sie in seinem Körper, lief mit seinen Beinen, sprach mit seinem Mund.
    »Liebt Ihr Lady Anne?«
    »Ich weiß es nicht.« Er wendete sich ab, redete zum Wald hin. »Mein Vater hat sie mir damals empfohlen, als ihr erster Mann gestorben war, John Beysin von Ashley. Meine Freunde haben mir zugeraten, sie lobten ihre Schönheit, und wohlhabend war sie zudem. Anne hat meine Gefühle in Wallung gebracht damals, ja, aber im Rückblick erscheint es mir, als wäre es nur der Stolz gewesen darüber, daß ich eine gutaussehende, reiche Frau bekam. Mein Interesse hat sich bald verloren.«
    »Und trotzdem habt Ihr
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