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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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schien es fast, als hielten die drei Männer in Erwartung ihrer Antwort den Atem an. Sie spürte regelrecht, wie sehr sie nach ihrer Einwilligung gierten, und allein dies hätte sie beinahe Nein sagen lassen. Doch wenn sie dies tat und ihren Bräutigam zwang, sie zu holen, wie es sich gehört hätte, so hätte sie sich nur ins eigene Fleisch geschnitten. Eine Horde trunkener Nichtsnutze zu hüten machte beileibe keine Freude, und sie sehnte sich ebenso sehr von Stewart fort wie die Männer augenscheinlich danach, sie loszuwerden. Eine Heirat, möglichst mit einem verantwortungsvollen Mann, der nicht trank und ein Versprechen hielt, statt es in dem Moment wieder zu vergessen, in dem er es aussprach – wie ihr Vater und ihre Brüder es zu tun pflegten –, erschien ihr wie der Himmel. Dennoch ließ Merry sie noch ein wenig zappeln. Sie hatten ihr das Leben ordentlich vergällt in den vergangenen sechs Jahren, und auch wenn das Eingeständnis schmachvoll war – sie genoss es, die drei leiden zu sehen. Statt eine Antwort zu geben, widmete sie sich daher wieder ihrer Flickerei, stieß die Nadel in den Stoff und zog sie geruhsam hindurch.
    â€žMerry?“, drängte Brodie ungeduldig.
    â€žIch denke nach!“, fuhr sie ihn an, ohne aufzuschauen.
    â€žAber, Merry, er hat doch nach dir geschickt “, sagte Gawain.
    â€ž Aye “, murmelte ihr Vater. „Und du hast das Heiratsalter schon weit überschritten.“
    â€ž Weit überschritten“, pflichtete Brodie ihm bei. „Meinst du nicht auch, wir sollten …“
    â€žIch kann nicht denken, wenn ihr drei auf mich einplappert“, unterbrach sie ihn. „Lasst mich einen Augenblick darüber nachsinnen“, beharrte sie mit fester Stimme, wobei sie den Kopf über ihre Näharbeit gesenkt hielt und überlegte, wie lange sie Vater und Brüder noch schmoren lassen sollte, ehe sie zustimmte. Je länger Merry sie warten ließ, desto länger hielt sie sie vom Whisky fern und desto harmloser würde hoffentlich an diesem Abend ihr Rausch ausfallen. Andererseits musste sie packen und noch einige Vorbereitungen für die Reise treffen, und sie brauchte Zeit, um alles zu arrangieren. Der Gedanke ließ sie aufseufzen. Ihr Leben war ihr oft vorgekommen wie der Versuch, auf einer Nadelspitze das Gleichgewicht zu halten. Nun sah es so aus, als würde sich auch die letzte Nacht in diesem, ihrem alten Leben nicht anders gestalten. Sie hoffte inständig, dass ihr neues Dasein mehr Glück bereithalten werde.

1. KAPITEL
    â€žDas sollte sich der Schmied einmal ansehen.“
    Alexander d’Aumesbery, der sich bis dahin die Wange gerieben hatte, hielt bei diesen Worten Gerhards inne, blickte jedoch nur finster drein und zuckte mit den Achseln. „Für so etwas habe ich jetzt keine Muße.“
    Gerhard Abernathy schnalzte unwillig. „Dieser Zahn quält Euch schon, seit wir Akkon verlassen haben. Ihr hättet ihn sofort behandeln lassen sollen, als wir England erreichten, anstatt Euch weiter von ihm piesacken zu lassen.“
    Alex bedachte den älteren Mann mit einem Lächeln voller Wärme. Gerhard Abernathy war immer einer der zuverlässigsten und treuesten Untergebenen seines Vaters gewesen. Auf seinen Wunsch hin hatte der Krieger Alex begleitet, als der Prinz ihn aufgefordert hatte, mit ihm das Kreuz zu nehmen und nach Outremer in die Kreuzfahrerbesitzungen im Morgenland zu gehen. Gerhard hatte dem Ersuchen gern entsprochen und war mit ihm gegangen, wobei Alex sich allerdings fragte, ob er es im Folgenden nicht bereut hatte. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, so lange fort zu sein. Prinz Edward hatte zunächst wie geplant Tunis angelaufen, um dort zum französischen König Louis IX. zu stoßen, und war auch im November 1270 ganz in der Nähe an Land gegangen, nur um zu erfahren, dass Louis kurz zuvor gestorben war, ohne die heidnische Stadt zu erobern. Daraufhin hatte Edward seine Pläne geändert und war auf Umwegen weiter nach Akkon gesegelt. Allerdings hatte er sich schon im Herbst 1272 wieder auf den Weg gen Westen gemacht und war, auf die Nachricht vom Tod seines Vaters hin, von Sizilien Richtung England aufgebrochen, um den Thron zu besteigen – wenngleich er noch heute auf dem Festland weilte und England nach wie vor auf seinen neuen König wartete. Alex war auf Wunsch des Prinzen im Heiligen Land geblieben und hatte dort
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