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Die Blockadebrecher

Die Blockadebrecher

Titel: Die Blockadebrecher
Autoren: Jules Verne
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werden pünktlich ausgeführt werden, Herr Kapitän.«
    »Und nun lassen Sie das Gig fertig machen, Herr Mathew,« fügte James Playfair hinzu; »bemannen Sie es mit unseren kräftigsten Männern, wir werden sogleich nach White-Point abfahren. Ich empfehle Ihnen noch Miß Jenny während meiner Abwesenheit; Gott behüte uns, Herr Mathew.«
    »Gott behüte Sie, Herr Kapitän,« sagte der Obersteuermann. Sodann gab er die nöthigen Befehle zur Bemannung des Boots und zur Heizung der Kessel. In wenigen Augenblicken bestieg James Playfair, nachdem er Jenny noch ein Mal Lebewohl gesagt hatte, sein Gig und konnte noch, als er abstieß, wahrnehmen, wie Ströme schwarzen Rauches sich in der dunkeln, nebligen Atmosphäre verloren.
    Es war außerordentlich finster; der Wind hatte sich gelegt, und eine vollkommene Stille herrschte auf der weiten Rhede, die Fluth schien im Schlummer zu liegen. Einige kaum erkennbare Lichter zitterten hier und da durch den Nebel.
    James Playfair stand am Steuer und lenkte sein Boot mit sicherer Hand nach White-Point zu; er hatte etwa zwei Meilen bis dorthin zu machen. Während des Tages hatte James seine Aufnahmen vollständig festgestellt, so daß er die Spitze von Charleston in gerader Linie erreichen konnte.
    Als das Gig mit seinem Vordertheil White-Point berührte, schlug es an der St. Philippskirche acht Uhr.
    James hatte jetzt noch eine Stunde vor dem von Crockston festgesetzten Moment zu warten; der Kai war vollständig verödet, nur der Posten der Süd- und Ost-Batterie ging in einer Entfernung von zwanzig Schritten auf und ab. James Playfair zählte ungeduldig die Minuten; wie langsam und schwerfällig schienen sie ihm hinzugehen!
    Um halb neun Uhr hörte James endlich ein Geräusch von nahenden Schritten, er befahl seinen Leuten mit eingelegten Rudern zu warten, und begab sich etwa zehn Schritte vorwärts. Aber hier traf er auf einen Posten Küstenwächter, etwa zwanzig Mann, die soeben die Runde machten. Der Kapitän zog einen Revolver aus dem Gürtel, er war fest entschlossen, sich im Nothfall mit der Schußwaffe zu vertheidigen. Was konnte er jedoch gegen diese Soldaten machen?
    Nun kam der Anführer der Wache auf ihn zu, er hatte das Boot bemerkt und fragte:
    »Was ist das für ein Boot?«
    »Das Gig der
Delphin.
«
    »Und Sie sind? …«
    »Kapitän James Playfair.«
    »Ich glaubte, Sie seien schon abgereist und befänden sich bereits im Fahrwasser von Charleston.«
    »Ich bin zur Abreise fertig … ich sollte sogar schon unterwegs sein aber …«
    »Aber?« fragte ungeduldig drängend der Anführer.
    Ein plötzlicher Gedanke stieg in dem Kopf des Kapitäns auf, er erwiderte ruhig:
    »Ich habe einen von meinen Matrosen in der Citadelle einsperren lassen und hätte ihn beinahe vergessen. Zum Glück dachte ich im letzten Augenblick noch daran und habe soeben Leute abgeschickt, um ihn zu holen.«
    »Aha, der liederliche Kerl, den Sie nach England zurücktransportiren wollen?«
    »Derselbe.«
    »Wir hätten ihn ebenso gut hier hängen können,« sagte der Wachthabende und lachte über seine Bemerkung.
    »Davon bin ich überzeugt, es ist aber doch besser, daß die Dinge ihren regelmäßigen Gang gehen.«
    »Nun, Glück auf, Herr Kapitän! und hüten Sie sich vor den Batterien auf der Insel Morris.«
    »Danke, ich bin unbesorgt. Da ich ein Mal durchgekommen bin, denke ich auch ohne Unfall wieder herauszukommen.«
    »Glückliche Reise!«
    »Besten Dank.«
    Die Truppe entfernte sich wieder, und der Strand hüllte sich abermals in tiefe Stille.
    In diesem Augenblick schlug es neun Uhr, das war der verabredete Moment. James fühlte, wie sein Herz zum Zerspringen klopfte – ein Pfiff ließ sich hören – der Kapitän erwiderte sofort mit einem gleichen Zeichen. Dann wartete er, empfahl seinen Matrosen mit einem Zeichen der Hand Schweigen und horchte mit vorgebeugtem Haupt in die Dunkelheit hinaus. Plötzlich erschien eine Männergestalt, die in einen weiten Tartan gehüllt war und sich spähend nach allen Seiten umblickte. James eilte auf ihn zu:
    »Mr. Halliburtt?«
    »Ich bin's,« lautete die Antwort.
    »Gott sei Dank!« rief der Kapitän. »Steigen Sie sofort ein, wir haben keinen Augenblick Zeit zu verlieren. Wo ist Crockston?«
    »Crockston?« fragte Mr. Halliburtt im Tone höchsten Staunens. »Wen meinen Sie damit?«
    »Nun, den Mann, der Sie befreit und hierher geführt hat.«
    »Mich hat nur der Kerkermeister der Citadelle hierher begleitet,« antwortete Mr. Halliburtt.

    »Der
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