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Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition)
Autoren: Udo Brandes
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zucken lügen kannst. ‚Wir arbeiten einvernehmlich und reibungslos mit der Staatsanwaltschaft zusammen’. Staatsanwalt Bunjes sieht das wahrscheinlich ein bisschen anders.“
     
    „Was war damals eigentlich los? Warum gab’s denn da Ärger?“, fragte Tessa.
     
    „Weil Bunjes den Staatsschutz mit den Ermittlungen beauftragen wollte, mit der Begründung, dass es sich hierbei um politisch motivierte Straftaten handelt.“
     
    „Aber das kann ihm doch letztlich egal sein, ob wir ermitteln oder der Staatsschutz. Hauptsache der Fall wird gelöst.“
     
    „Wenn man das nur von der Sache her sieht, schon. Aber der Leiter des Staatsschutzes ist ein CDU-Parteifreund mit allerbesten Kontakten in Hannover. Und hat etwa das gleiche Alter wie Bunjes selbst, so um die 35. Die verstehen sich bestens, beide sind Karrieristen, wie sie im Buche stehen. Und mit einem Fall wie diesem, der bundesweit für Furore sorgte, hätten sich beide an den richtigen Stellen profilieren können.“
     
    „Und du glaubst wirklich, dass das der Grund war?“, fragte Tessa, die stets von der Sache her dachte und Schwierigkeiten hatte sich vorzustellen, dass Menschen sachfremd-egoistisch oder gar bewusst intrigant motiviert sein könnten.
     
    „Tessa, die Menschheit ist nicht so gut wie du. Solche Leute wie Bunjes gehen nicht mal aufs Klo, ohne dabei an ihre Karriere zu denken. Außerdem konnte der mich von der ersten Sekunde an genauso wenig ausstehen wie ich ihn. Und es hat sich langsam herumgesprochen, dass ich alles andere als ein Konservativer bin, und dass man als Karrierist deshalb möglichst viel Abstand von mir halten sollte.“
     
    „Gut dass wir das jetzt wissen!“, lachte Djallo.
     
    „Ich bin eben zu ehrlich. Also Bunjes ist ein autoritärer Sack, der es nicht ertragen kann, wenn man ihm widerspricht. Hat einfach kein Selbstbewusstsein. Und als Tauber dann bei der Fallbesprechung ganz sachlich und freundlich sagte, der Fall solle im 1. FK bleiben, weil wir ja nun mal im Fall eingearbeitet sind, da wurde Bunjes sofort pampig. Das war sein Fehler. Borchers, der PI-Leiter, der auch dabei war, hätte ihm wahrscheinlich den Gefallen getan und angeordnet, den Fall an den Staatsschutz zu übertragen. Aber weil Bunjes sofort einen pampigen Ton anschlug, war er auch sauer und stellte sich auf Taubers Seite. Und Bunjes meinte dann, als Oberstaatsanwalt könne er einen Polizeidirektor, der sich hochgedient hat und selber kein Jurist ist, von oben herab behandeln. Und meinte dann in einem entsprechenden Tonfall, das sei noch nicht das letzte Wort. Und brachte dann noch irgendein lateinisches Zitat, das ich vergessen hab. Und dann, es war wirklich göttlich, sagte Tauber in einem freundlichem, geradezu liebevollen Ton, wenn der PI-Leiter nichts dagegen habe, werde er die Angelegenheit persönlich mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt klären. Borchers meinte nur, ‚Guter Vorschlag. Machen Sie das mal.’ Und dann meinte Tauber, er werde Dietmar dann gleich nach dem Gespräch anrufen.“
     
    „Moment mal, Dietmar? Tauber duzt sich mit Büsing, dem Leitenden Oberstaatsanwalt?“
     
    „Genau das fragte sich Bunjes offensichtlich auch. Denn sein Ton änderte sich sofort und wir einigten uns ganz schnell darauf, dass wir den Fall weiterbearbeiten.“
     
    „Und woher kennt Tauber Büsing?“
     
    „Ich glaube von irgendeinem Seminar, da haben die dann wohl mal abends zusammen gesoffen und duzen sich seitdem. Außerdem ist Büsing glaube ich scharf auf den gesellschaftlichen Umgang von Tauber. Der kennt ja etliche Prominente.“
     
    „Sauber! Und Bunjes hat sofort umgeschaltet?“, fragte Djallo.
     
    „Ja. Es war plötzlich alles wunderbar. Freundlicher Ton. Und am Ende hat er mich sogar mit Herr Dr. de Wall angesprochen.“
     
    „Das ist dem wahrscheinlich wirklich schwer gefallen! Erst muss er sich als Staatsanwalt einem Scheißbullen unterordnen, und dann hat der auch noch einen   höheren akademischen Grad als er, und dann ist der auch noch Soziologe. Welche Schmach – aus seiner Sicht. Da hast du einen Feind mehr!“
     
    „Wahrscheinlich.“
     
    Kaum hatte de Wall zu Ende gesprochen, klingelte das Telefon nebenan bei Tessa.
     
    Tessa ging rüber. „Ulli, Herr Simonitsch, der Wirt des Ammerländer Krugs. Möchte gerne dich sprechen.“
     
    „Stell durch.“ De Wall ging an den Apparat. „Guten Tag, Herr Simonitsch. Was gibt es? Ist Ihnen tatsächlich noch etwas eingefallen? Aha. Ist ja interessant.“ De Wall nahm
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