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Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)

Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)

Titel: Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Autoren: Tary Ramon
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schloss und ihm die Haare zerzauste. "Ich weiß, wie schwer man diesen ungehobelten, jungen Kerl unter Kontrolle halten kann."
    "Wieso ungehobelt, Schwesterchen?", wollte der junge Tarsin mit unschuldiger Miene wissen. "Ich habe dir doch nur einen guten Morgen gewünscht. Außerdem hast du mir versprochen, mich heute im Bogenschießen zu unterrichten."
    "Das habe ich auch nicht vergessen", versicherte Altyra ihrem Bruder. "Trotzdem klopft man zumindest an und wartet auf ein
Herein
, bevor man das Zimmer einer jungen Dame betritt. Und auf ihr Bett springt man erst recht nicht – nicht einmal dann, wenn man ihr kleiner Bruder ist. Hast du das verstanden?"
    "Ja, Schwesterchen", sagte Tarsin reumütig, wechselte mit dem nächsten Atemzug aber nicht nur das Thema, sondern auch erneut seinen Ausdruck. "Können wir jetzt endlich mit dem Bogen üben?"
    "Darf ich mich vorher ankleiden und etwas frühstücken?"
    "Wenn es unbedingt sein muss."
    "Oh ja, das muss sein! Ich hatte gestern Abend keine Gelegenheit, überhaupt irgendetwas zu essen. Valira, würdest du bitte dafür sorgen, dass mir ein einfaches, aber doch üppiges Frühstück zum Schießplatz gebracht wird. Schließlich möchte ich nicht, dass mein Brüderchen vor Ungeduld platzt und mein Schlafgemach ruiniert."
    "Sehr wohl, Herrin", erwiderte die alte Amme lächelnd und verließ unverzüglich den Raum.
    "Und du, Tarsin, kannst dich schon einmal zum Schießplatz begeben und dich mit den üblichen Übungen aufwärmen. Ich werde nachkommen, sobald ich mich angezogen habe. Einverstanden?"
    "Einverstanden, Schwesterchen."
    Der Junge, der aufgrund des Todes seiner Mutter bereits seit seiner Geburt den Fürstentitel von Falkenau trug, gab Altyra einen Kuss auf die Wange und rannte aufgeregt aus dem Zimmer, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Die junge Frau, die außer einem dünnen Nachthemd nichts am Leib trug, erhob sich daher von ihrem Bett und holte Tarsins Versäumnis nach. Im Anschluss zog sie sich vollkommen aus, öffnete ihren Kleiderschrank und überlegte, was sie am heutigen Tag tragen sollte.
    Nach längerem Nachdenken und Abwägen – im Gegensatz zu ihrem geheimen Nachtleben fiel ihr die Kleiderwahl in ihrer Rolle als Fürstin nie besonders leicht – entschied sie sich für eine lange Reithose mit dazu passenden Stiefeln, eine langärmelige Seidenbluse mit großzügigem Ausschnitt und eine Weste aus Wildleder. Schmuck ließ sie abgesehen von einem Paar kleiner Silberohrringe komplett weg.
    In dieser Montur bin ich bestens für den Unterricht mit Tarsin und für den ersten Teil meiner Reise nach Dangverun gerüstet
.
    Was ihre Bittsteller über sie denken würden, wenn sie kein Kleid trug, wie es sich eigentlich für eine Fürstin geziemte, war ihr herzlich egal.
    Nachdem sie sich angekleidet hatte, lief sie schnellen Schrittes aus ihrem Zimmer und ins Freie auf den Schießplatz. Dort bereitete sich ihr kleiner Bruder bereits eifrig auf seinen Unterricht vor, indem er die Muskulatur seiner Arme und Schultern dehnte und lockerte. Auch ihr Morgenmahl stand schon auf einem eigens für diesen Zweck aufgestellten Klapptisch bereit.
    "Ich bin soweit!", rief Tarsin freudig, sobald er Altyra erblickte. "Wir können sofort beginnen."
    Die junge Fürstin lächelte ihm amüsiert zu, während sie sich auf den einzigen Stuhl neben dem Tisch setzte und ihr Essen kurz betrachtete. Valira war ihrem Wunsch nach etwas Einfachem zu ihrer Überraschung tatsächlich nachgekommen. Es gab lediglich mit Käse oder geräuchertem Fleisch belegte Brote, dazu frisches Obst und Gemüse und zum Trinken stand eine Kanne mit Tee bereit, der herrlich nach Minze roch.
    "Was ist los, Schwesterchen? Können wir endlich anfangen?"
    "Immer mit der Ruhe, du kleiner Quälgeist", entgegnete Altyra lachend. "Lass mich wenigstens erst einmal
einen
Bissen machen! Du kannst in der Zeit jeweils fünf Probeschüsse auf das 25-Schritt-Ziel und das 50-Schritt-Ziel abfeuern. Ich werde dabei beobachten, wie viel du von deiner letzten Übungseinheit mit mir behalten hast."
    Der junge Fürst drehte sich wortlos von seiner Schwester weg, nahm einen Übungsbogen in der für ihn passenden Größe sowie einen Köcher mit Pfeilen auf und begab sich zum Schussfeld. Dort spannte er die Sehne nahezu mühelos in den Bogen ein, nahm sich einen der Pfeile und schoss diesen auf die näherstehende der beiden Zielscheiben ab. Er traf sie auf dem äußersten der fünf aufgemalten Ringe, von denen jeder etwa vier Finger
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