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Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
Autoren: Erica Spindler
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ich hätte fast vergessen, dir zu sagen, du hast wieder einen Brief von deinem kleinen Fan bekommen. Von der aus Mandeville, auf der anderen Seite des Lake Pontchartrain. Er kam heute in die ,Perfekte Rose‘.“
    Einen Moment wusste Anna nicht, wovon er sprach. Dann erinnerte sie sich. Vor einigen Wochen hatte sie den Fanbrief einer Elfjährigen namens Minnie erhalten. Ihr Agent hatte ihn mit einem Packen anderer Briefe an sie weitergeleitet.
    Obwohl sie leicht beunruhigt gewesen war, dass ihre für Erwachsene geschriebenen Romane von einem Kind gelesen wurden, war der Brief charmant gewesen. Die Kleine hatte sie an das Mädchen erinnert, das sie selbst vor der Entführung gewesen war, ein Kind, das die Welt als wunderbaren Ort voller lächelnder Gesichter erlebte.
    Minnie hatte ihr versprochen, falls Anna ihr antworte, werde sie auf ewig ihr treuester Fan sein. Auf die Rückseite des Umschlags hatte sie Herzen und Blümchen gemalt und die Buchstaben V.M.E.K., versiegelt mit einem Kuss.
    Anna war so angetan gewesen, dass sie den Brief sofort beantwortet hatte.
    Dalton zog den neuen Umschlag aus der Jacke seines Trainingsanzugs und reichte ihn ihr. Anna runzelte die Stirn. „Du hast ihn mitgebracht?“
    Bill verdrehte die Augen. „Er hat ihn sich geschnappt, nachdem er den David aus seiner Waffenkollektion ausgewählt hatte. Ich konnte ihn gerade noch daran hindern, auch noch Muffins zu backen.“
    Dalton schnaubte gekränkt. „Ich habe versucht zu helfen. Das nächste Mal lasse ich es.“
    „Hör nicht auf ihn“, riet Anna ihm, nahm den Brief und warf Bill einen warnenden Blick zu. „Du weißt, was für ein Lästermaul er ist.“
    Bill deutete auf den Brief. Der Umschlag war wie der vorherige mit Herzchen, Blümchen und den Buchstaben V.M.E.K. verziert. „Er kam direkt zur ,Perfekten Rose‘, Anna. Nicht über deinen Agenten.“
    „Direkt in den Laden?“ Erschrocken erkannte sie ihren Fehler. In ihrem Eifer, dem Kind zu antworten, hatte sie, alle Vorsicht außer Acht lassend, das Briefpapier der „Perfekten Rose“ genommen, einige Zeilen darauf gekritzelt und den Brief in die Post gegeben.
    Wie hatte sie so dumm sein können? So sorglos?
    „Öffne ihn“, drängte Bill. „Lass uns schauen, was drinsteht. Du bist doch neugierig.“
    Sie war neugierig. Nichts war so befriedigend wie von einem Leser zu hören, wie gut ihm ihr Werk gefiel. Andererseits hatte dieser Kontakt zu Fremden und das Wissen, dass sie durch die Romane Einblick in ihre Gefühle und Gedanken bekamen, auch etwas Beklemmendes.
    Durch ihre Arbeit bekamen diese Menschen irgendwie Zugang zu ihrem Leben.
    Sie öffnete den Umschlag, zog den Brief heraus und las. Bill und Dalton ebenfalls, indem sie ihr über die Schulter blickten.
    Liebe Miss North,
    ich war ganz aufgeregt, als ich Ihren Brief bekam! Sie sind meine liebste Autorin auf der ganzen Welt. Ehrlich. Mein Kätzchen denkt, Sie sind auch die beste. Sie ist weiß und gold und hat grüne Augen. Sie ist meine beste Freundin.
    Unsere Leibgerichte sind Pizzas und Chee-tos, aber die bekommen wir nicht so häufig von ihm. Einmal habe ich einen Beutel stibitzt und mit Tabitha alles aufgegessen. Meine Lieblingsgruppe sind die Backstreet Boys. Und wenn er mich rauslässt, sehe ich mir Dawsons Creek an.
    Ich bin so froh, dass Sie meine Freundin sind. Manchmal wird es hier sehr langweilig. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil Sie mir gesagt haben, ich wäre zu jung für Ihre Bücher. Ich glaube, Sie haben Recht. Und wenn Sie nicht möchten, dass ich sie lese, werde ich es nicht tun. Das verspreche ich. Er weiß sowieso nicht, dass ich sie lese, und er wäre sehr böse, wenn er es herausfände.
    Er macht mir manchmal Angst.
    Ihre (Brief)Freundin Minnie
    Anna las die letzten Zeilen mehrfach und mit Beklemmung. Er machte ihr Angst? Er gab ihnen nicht häufig Pizza und Chee-tos?
    „Was glaubst du, wer dieser ,er‘ ist?“ fragte Dalton. „Ihr Dad?“
    „Ich weiß nicht“, erwiderte sie stirnrunzelnd. „Er könnte ihr Großvater oder ein Onkel sein. Offenbar lebt sie mit ihm zusammen.“
    „Wenn ihr mich fragt, klingt das ein bisschen unheimlich.“ Bill verzog skeptisch das Gesicht. „Und was meint sie damit, ,wenn er sie rauslässt, sieht sie sich Dawson’s Creek an‘? Das klingt, als wäre sie eine Gefangene oder so.“
    Die drei sahen sich stumm an. Anna räusperte sich und zwang sich zu lachen. „Kommt schon, Jungs, ich bin hier die Autorin. Ihr zwei sollt mich auf den Boden der
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