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Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Titel: Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)
Autoren: Uwe Ritzer , Olaf Przybilla
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plagen derweil andere, praktische Probleme. Wo soll er nach einer etwaigen Entlassung aus der Psychiatrie hin? Sein nach eigenen Angaben 220 Quadratmeter großes Haus, in Nürnbergs bester Wohngegend gelegen, ist längst zwangsversteigert worden. Auf Betreiben der Hypovereinsbank und seiner Exfrau, die es im Dezember 2007 für 226000 Euro günstig erstanden hat. Was aus seinem Mobiliar und persönlichen Habseligkeiten wurde, können mehrere Ministerien und Behörden auf Anfragen von uns nicht beantworten; seine Exfrau schweigt auch dazu. Es herrscht Ratlosigkeit.

Epilog
    Mollaths Helfer und die Rolle der Medien
    Bei aller Begleitung und Enthüllung der Affäre Mollath durch die Medien, durch das ARD-TV-Magazin Report Mainz, den Bayerischen und den Südwest-Rundfunk, die Nürnberger Nachrichten, die Süddeutsche Zeitung – ohne den Unterstützerkreis, der auch die Internetseite www.gustl-for-help.de betreibt, hätte es gut sein können, dass dieser zum Himmel schreiende Fall von Unrecht deutlich später erst ans Tageslicht gekommen wäre. Oder sogar überhaupt nicht?
    Die Mechanik der Affäre Mollath dokumentiert leider auch dies in verstörender Klarheit: Ohne Menschen, die bereit sind, einem auf unbestimmte Zeit Eingewiesenen zu glauben; ohne Menschen, die bereit sind, für einen Eingewiesenen notfalls sehr viel Zeit zu investieren, hat dieser wohl kaum eine Chance auf die Freiheit. Natürlich konnte Mollath Briefe aus der Anstalt schreiben, das schon. Aber da fangen schon die Probleme an: Er darf keinen Computer haben, noch nicht einmal eine Schreibmaschine.
    So bekommen Politiker und Journalisten handgeschriebene Bögen auf den Tisch, auf denen steht, dass da einer mitten in Deutschland seit vielen Jahren nicht nur gegen seinen Willen, sondern angeblich auch völlig zu Unrecht weggesperrt sein soll. Dass man da einem Mann angeblich einen abstrusen Wahn angedichtet hat. Würden Politiker, würden Journalisten jedem solcher Briefe stunden-, tage- oder gar wochenlang nachgehen, auf der Suche, ob an dieser mehr als unglaubwürdig klingenden Geschichte womöglich etwas dran sein könnte, dann wären sie womöglich ihrem Job nicht richtig gewachsen. Dann nämlich würden sie nichts anderes mehr tun können.
    Es braucht also Menschen, die die logistischen Möglichkeiten haben und sich all die Zeit nehmen, die es braucht, Vorgänge zu überprüfen und Behauptungen zumindest annäherungsweise mit Dokumenten zu unterfüttern. Bei Mollath standen die Zeichen dafür extrem schlecht. Er wurde immer schon als Einzelkämpfer beschrieben. Seine Eltern waren bereits lange tot, als er eingewiesen wurde. Zu seinem Bruder hat er schon lange keinen Kontakt mehr. Die letzte wirkliche Bezugsperson, seine Frau, war längst zum Widerpart geworden. In so einer Situation bleiben einem nicht nur wenige echte Anker. Da bleibt kein einziger.
    Es ist womöglich bezeichnend für den Menschen Mollath, dass er in dieser Situation jahrelang nicht zum Telefon gegriffen und bei Edward Braun angerufen hat. Die beiden waren mal ziemlich gute Freunde, Braun war wohl einer der wenigen, von denen sich Mollath wirklich etwas sagen ließ und dessen Wort für ihn Gewicht hatte. Nur hatte man sich eben auseinandergelebt, wie das eben vorkommt. Erst später hat Mollath dann doch bei Braun angerufen, der dann eine der wichtigsten Figuren in diesem Fall und vor allem bei dessen Wiederaufnahme wurde. Ohne dass er dem »Unterstützerkreis« um Mollath je wirklich angehört hätte.
    Für andere trifft das in der Folge ebenfalls zu: Da ist etwa Wilhelm Schlötterer, pensionierter Ministerialrat und Buchautor, der in der CSU einen Ruf wie Donnerhall genießt, seit er während seiner Tätigkeit in der bayerischen Finanzverwaltung in der Öffentlichkeit beharrlich auf Einflussnahmen von CSU-Spitzenpolitikern zugunsten wohlhabender Freunde und Prominenter in Steuerangelegenheiten hingewiesen hat. Schlötterer verheimlichte nie, dass auch er anfangs skeptisch war, als er auf den Fall Mollath aufmerksam wurde. Immerhin ging es da um einen Mann, über den ein rechtskräftiges Urteil vorlag, das es als erwiesen ansah, dass dieser Mann seine Frau misshandelt hat. Aber Schlötterer arbeitete sich hartnäckig ein und wurde – nach einem Besuch bei Mollath in der Psychiatrie – fortan nicht müde, auf dessen Schicksal hinzuweisen.
    Es fanden sich weitere Mitstreiter. Der hessische Exsteuerfahnder Rudolf Schmenger etwa, ein unbequemer und hartnäckiger Vertreter seiner
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