Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten
Autoren: Dietmar Dath
Vom Netzwerk:
welche finden?«
    »Ich werde sie nicht jagen«, grollte der Skeptiker verhalten und setzte nach einer längeren Pause hinzu: »Und auch nicht jagen lassen, meinetwegen. Von keinem meiner Aktuatoren. Bis wir einig sind.«

    Das genügte.
    Katahomenduende hatte einen wichtigen Teilsieg errungen.
8. Ob die Frauen Schönheiten waren
    Landers wuchs schon so lange über sich hinaus, daß niemand sich mehr wunderte, wenn Gente, die da wohnten, gar nicht mehr recht glauben konnten, daß die Stadt überhaupt je etwas anderes gewesen war als ein von allen begrenzenden Parametern befreites Wachstum.
    Breit summte sie und glühend; auf ihren fünf Ebenen geschah alles, was überhaupt geschehen kann.
    Sonnenlicht erreichte selbst die bodennahen Gente; ein kompliziertes System großer Spiegel, die man kippen konnte, sorgte dafür.
    Landers war, anders als die Schlafstadt, die aus Vergangenheit gebaut schien, eine begehbare Vorahnung dessen, was Städte einmal sein würden, in hundert oder tausend Jahren. Die Gente hier galten in den andern Städten als vergnügungssüchtig, arrogant, reichlich nervös, kurz: kultiviert.
    Unterhalb der fünften Ebene von Landers fand man manchmal – hungrig, krank und von ihren Gottheiten vernachlässigt – letzte Menschen.Über ihre Umgebung konnten die sich auch hier unten nicht beschweren; da ihr Nistplatz die Altstadt war, sah das, was sie bewohnten, vielfach noch wie der Aufbruch aus, der kurz nach der Befreiung die Gente besonders großzügig hatte denken und bauen lassen: Die Säulen waren schlank und hübsch, die Springbrunnen in den reichen, wenn auch mittlerweile verwahrlosten Gärten spielten in vielen Farben; Torbögen aus schwarzem Holz, Türme aus Alabaster, Gedächtnisblöcke aus Onyx zur Erinnerung an die Befreiung wahrten die Würde der historischen Stätten; Kaffeehäuser lockten die reichen Pferde und Bezoarziegen auf der Durchreise.
    Nur wenn man genau hinhörte, begriff man, daß es hier nicht nur arme Menschen gab, sondern auch arme Gente. Dann erkannte man auf den Gassen das Gewinsel bettelnder Schnurrvögel und Feuerköpfe als Hinweis darauf, daß auch in Landers nicht alles Prunk und Wohlleben war.

    Der Pelz der Dachsin, die sich von einem Windhund ins schiefe Haus führen ließ, war dunkelblau, nicht grün, ein primitiver Färbetrick, der hier, beim Abschaum, seine Wirkung tat: Man hielt sie nicht für Polizei, sondern für eine Touristin. Der Türsteher, ein Querzahnmolch, rief den beiden beim Eintreten nach: »Ein prima Abend, ein tolles Progamm! Billiger wird's nicht. Holt euch eure Tickets an der Bar.«
    Die Dachsin grunzte.
    Auf der Freifläche unterhalb der krummgetretenen Steintreppe spielte sich ab, was dem verschwiegenen Ort seinen Ruf verschafft hatte und schmierige Gente mit entsprechenden Neigungen von überall her anlockte:
    Auf allen vieren krochen sie herum, die jungen Menschen, und glänzten vom Schweiß.
    Hunde hockten ihnen auf und fickten sie, flink und verbissen, auch geifernd, lachend und bellend. Andere Überwundene lagen auf dem Rücken; die wurden von Affen mit verklebtem Fell gereizt und schlecht behandelt.
    Es waren auch Nager mit den nackten Menschen beschäftigt, auf Tischen. Ein Mädchen lag in Schlangen wie in Fesseln. Die Dachsin faßte, als sie alles gesehen und den Raum durchquert hatte, ihren Eindruck zusammen: »Hauptsächlich Hunde also, und natürlich die lausigsten von unsern Affen. Ganz wie erwartet.«
    Ihr Begleiter senkte den Kopf, er schien sich zu schämen und wisperte was.
    »Sprich lauter«, befahl die Dachsin und sah, wider Willen fasziniert, einem Hirsch dabei zu, wie er, gar nicht kunstlos, eine Frau bestieg, die zu zerbrechlich aussah, als daß sie das lange aushalten würde. Ihr hing die Zunge aus dem Mund; die Lippen waren voll und rot. Georgescu, die sich mit Menschen nicht auskannte, nahm an, daß es sich bei dieser Frau um eine echte Schönheit handelte. Ihr Hintern, ihre starken Schenkel fielen der Generalin auf: Vielleicht hält sie's doch aus? Vielleicht wird alles gut? Vielleicht ist das hier endlich der Sommer, der nicht mehr aufhören wird, und diese Unzucht müssen wir ertragen, über solche Kollateralschäden müssen wir hinwegsehen?
    »Die Frau ...«, sagte der Begleiter.
    »Hat einen schönen breiten Hintern. Was soll's.«
    Die Laute, die diese Menschen von sich gaben – hatten sie also doch Sprache, nur andere als wir?

    Ein Junge mit strohblondem Haar, dessen Zehen, kleine rosa Knubbel, aussahen wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher