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Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete

Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete

Titel: Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
Autoren: Aljoscha A. Schwarz , Ronald P. Schweppe
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der verdorrten Steppe kam Kurma die Idee, dass der Weg zum Glück vielleicht in der Askese liegen mochte. Von königlichen Speisen noch immer gut gesättigt war dieser Gedanke für sie natürlich auch nicht gerade abwegig. Hinzu kam, dass die Entsagung bei den Wahrheitssuchern jener Zeit sehr beliebt war. Also begann Kurma zu fasten. Sie trank nur noch Wasser und fastete und fastete... Was sie freilich nicht bedacht hatte, war jedoch, dass Schildkröten nahezu ewig leben können, ohne auch nur einen Grashalm zu essen. Und so verlor sie schon bald die Lust, fraß sich den Bauch mit einem Berg Johannisbeeren voll und machte sich wieder auf ihre Suche nach dem Glück.

     
    In der Höhle des Erdferkels , in der sie zwar nur zufällig gelandet, aber nichtsdestotrotz freundlich empfangen worden war, verfiel sie dem Glücksspiel. Mit Warzenschweinen, Stinktieren und dem kleinen Erdferkel verbrachte sie ganze Nächte damit, zu würfeln, Erdpfeifen zu rauchen und Wacholderbeerschnaps zu trinken. Wenn die Würfel ihr gnädig waren, fühlte Kurma sich kurz wie im Glückstaumel; wenn sie aber verlor – was leider oft passierte – ärgerte sie sich dafür umso mehr. Eines Morgens schleppte sie sich nach durchzechter Nacht an den See, um einen kühlen Schluck zu trinken, als sie plötzlich ihr Spiegelbild im Wasser erblickte. Wahrlich: Wie jemand, der das Glück gefunden hatte, sah sie ganz und gar nicht aus. Was immer es also mit dem Glücksspiel auf sich haben mochte – Glück und Zufriedenheit konnte es einem jedenfalls nicht schenken. Im ersten Sonnenlicht verließ Kurma daher die Lasterhöhle und ging enttäuscht ihrer Wege.
     
     
    An den saftigen Ufern des Ganges schloss Kurma sich kurzerhand einer Gruppe alter, weiser Schildkröten an, die Spaß daran fanden, sehr lange Zeit in merkwürdigen Körperstellungen zu verweilen. Da sie sehr begabt war, dauerte es nicht lange, bis auch Kurma schließlich auf einem Bein und später sogar auf dem Kopf stehen konnte. Auch lernte sie, die Luft so lange anzuhalten, dass man ihr zwischendurch schon mal kräftig auf den Panzer klopfen musste, um sie daran zu erinnern, dass es höchste Zeit war weiterzuatmen. Obwohl die Übungen ihr Gemüt beruhigten, fand Kurma doch nicht jenes strahlende Glück, nach dem sie suchte. Auch wurde es ihr mit der Zeit zu dumm, stundenlang auf einem Bein zu stehen – und so stellte sie sich lieber wieder auf alle viere und wanderte in die Berge …
     
     
    Im geheimnisvollen Kräutergarten inmitten der Hochebene traf Kurma auf eine Clique sehr entspannter Schildkröten, die ziemlich lustig aussahen, weil lange, zerzauste Haare von ihren verschrumpelten Köpfen herabhingen und ihre Panzer mit bunten Blumen bemalt waren. Als sie der seltsamen Gesellschaft über ihre Suche nach dem Glück berichtete, wurden ihr grinsend einige eigenartige Gräser und Pilze zum Genuss angeboten. Kurma knabberte daran, und je länger sie knabberte, desto verrückter erschien ihr die Welt. Es dauerte nicht lange, da drehte sich ihr Kopf und kleine, blitzende Sternlein tanzten vor ihren Augen hin und her. Kurma verbrachte viele Tage und Nächte damit, vor sich hin zu kichern und zu vergessen, wo links und rechts und oben und unten ist. Doch wenngleich sich das alles wirklich sehr lustig anfühlte – auf Dauer wurde es doch etwas ermüdend. Auch das flaue Gefühl im Magen war nicht gerade angenehm, ganz gleich ob es nun von den Kräutern oder von dem Gefühl, Karussell zu fahren, herrühren mochte.
     
     
    Frustriert verließ Kurma den Kräutergarten, und sie lief lange Zeit ziellos durch Wälder und Haine. »Leicht ist es, sich in den zehntausend Dingen zu verstricken«, dachte Kurma. »Schwer ist es, das Glück in der Welt wirklich zu finden«, fand sie. Erschöpft setzte sie sich im Schatten eines Feigenbaumes nieder. Müde geworden beobachtete sie die Wolken, die langsam über den Himmel zogen, hörte den Wind, der in den Blättern tanzte, schmeckte das Aroma der Blüten, das der Lufthauch mit sich führte …
     
    Bei sich selbst angekommen begann sie, sich allmählich zu entspannen. Und während sie ihren Körper zur Ruhe kommen ließ, kam auch ihr Atem zur Ruhe. Und indem ihr Atem sich beruhigte, beruhigten sich auch ihre Gedanken und Gefühle. Und während sie ganz darin eintauchte, loszulassen und still zu werden, hatte sie eine befreiende Einsicht – eigentlich waren es sogar vier befreiende Einsichten:
     
    Kurmas vier befreiende Einsichten
     
    1. Jeder von
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