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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub
Autoren: Charlotte Link
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wie gern hatte sie mitgehofft und mitgelitten! In Gedanken sah sie sich auf einem großen schwarzen Ross in den Parcours einreiten. Die Leute staunten mit offenen Mündern, und ein Raunen ging durch die Menge. »Ah, das ist Kathrin Roland«, flüsterten sie sich zu. »Sie ist die beste aus der Gruppe!« Dann galoppierte sie an, nahm ein Hindernis nach dem anderen mit Leichtigkeit und verließ hocherhobenen Hauptes den Parcours, hinter ihr tosender Applaus. »Null Fehlerpunkte!«, ertönte es aus dem Lautsprecher. »Ein vorbildlicher Ritt!« Tom, der das Geschehen fasziniert beobachtet hatte, trat auf sie zu, gratulierte ihr und küsste sie sanft. Sie ergriff seine Hand ...
    »Jetzt wälz dich schon aus deinem Bett«, ertönte Angies Stimme mitten in ihre Träume, »oder willst du den ganzen Tag liegen bleiben?« Mit einem Ruck zog sie ihr die Bettdecke fort.
    »Lass mich in Ruhe«, schimpfte Kathrin, und vor Wut traten ihr die Tränen in die Augen. »Ich will von eurem dämlichen Reitabzeichen nichts wissen!«
    »Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen. Oder hast du etwa vergessen, dass du und Erna die heruntergefallenen Hindernisstangen aufheben sollten?«
    Diane hob beschwichtigend die Hände. »Hört auf zu streiten!«, sagte sie. »Der Tag bringt uns noch genug Stress, also vergeudet nicht eure Kräfte mit diesem ewigen Kleinkrieg.«
    Doch die gereizte Stimmung hielt an. Beim Frühstück fehlte nicht viel, und Steffi und Sabine, die sonst unzertrennliche Freundinnen waren, wären mit den Fäusten aufeinander losgegangen. Frau Andresen beobachtete ihre Schützlinge kopfschüttelnd. Wenn dieser Tag vorüber ist, schlage ich drei Kreuze, dachte sie, hoffentlich geht alles gut und es gibt heute Abend keine Tränen!
    Frau Moos erschien in der Tür. »Ihr könnt schon mal damit anfangen, eure Pferde zu putzen«, sagte sie, »seid bitte sorgfältig, die Richter achten darauf!«
    Erleichtert, nicht länger sitzen zu müssen, sprangen alle auf und stürmten in den Stall. Dort gingen sie fieberhaft an die Arbeit.
    »Ich sehe gar nicht ein, warum ich an Fairytale etwas verändern sollte«, murrte Pat, »so wie sie ist, gefällt sie mir am besten. Am Ende soll ich ihr noch Schleifchen ins Haar binden ...«
    Erna, die daneben stand, griff nach dem Putzzeug. »Lass nur, ich kümmere mich schon um dein Pferd. Es wäre doch schade, wenn du wegen deines Eigensinnes noch Punktabzug bekämst.«
    So waren alle eifrig beschäftigt, und schon eine Stunde später gab es kein Pferd mehr im Stall, das nicht mit glänzendem Fell und lackierten Hufen in seiner Box stand. Dann machten sich auch die Reiter fein. Sie schlüpften in ihre weißen Turnierhosen, zogen die schwarz glänzenden Stiefel an und holten ihre sorgfältig gebügelten Sakkos hervor. Schließlich standen sie, von oben bis unten perfekt gekleidet, vor der Tür des Prüfungsraumes.
    Tom grinste. »Ihr seid ja gar nicht wiederzuerkennen«, meinte er scherzhaft, »lasst mich raten: Das dort hinten könnte Angie sein und das vielleicht Steffi?«
    »Du hast gut spotten!«, schimpfte Pat und griff nervös nach dem ungewohnten Zopf im Haar. »Ich möchte nicht wissen, wie aufgedonnert du damals bei deinem Abzeichen herumgelaufen bist!«
    »Ich? Was sollte ich anderes getragen haben, als Jeans und einen Pulli?«, erwiderte Tom, doch seine Augen zwinkerten. Nur zu gut konnte er sich in die Lage seiner Freunde hineinversetzen!
    Die Tür öffnete sich, und Frau Jung trat hinaus. »Ihr habt Glück«, wisperte sie, »die Prüfer machen einen freundlichen Eindruck. - Wir beginnen mit der Theorie. Wer eine Antwort weiß, meldet sich sofort. Dann lauft ihr nicht Gefahr, überraschend aufgerufen zu werden. Und du, Patricia, zügelst bitte ausnahmsweise dein loses Mundwerk. Hinterher kannst du mir gern erzählen, dass du und Fairytale alles ganz anders machen, dass Pferde Freiheit brauchen und du Dressur für schwachsinnig hältst. Aber bitte erst, wenn die Richter nicht mehr zuhören! So, und jetzt kommt herein.«
    Die Schüler betraten zögernd den Raum, keiner wollte der Erste sein. Drinnen wurden sie von drei älteren Herren erwartet. Nachdem der Vorsitzende einige Begrüßungsworte gesprochen hatte, begann die Prüfung. Sofort streckten sich alle Finger in die Höhe. Frau Jung atmete erleichtert auf: Das lief ja besser, als sie vermutet hatte. Selbst Pat gab sich große Mühe, nicht negativ aufzufallen. Die Zeit verging wie im Fluge, und schon eine halbe Stunde später war der ganze
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