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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel
Autoren: Mitchel Scanlon
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nur
wenig, das nicht in der Lage ist, einen Menschen zu töten. Fleischfressende Räuber,
Giftpflanzen, tödliche Insekten — die Geschöpfe auf dieser Welt kennen nur ein
Gesetz: fressen oder gefressen werden.
    Unter den Gefahren, die das
menschliche Leben bedrohten, gab es eine Sorte Kreaturen, die sich von allen
anderen abhob. Sie waren furchterregender und brutaler als jedes andere Tier, das
wir kannten.
    Ich meine die Geschöpfe, die
wir als die großen Bestien bezeichneten. Jede große Bestie auf Caliban
unterschied sich von allen anderen so sehr wie ein Schwert von einer Lanze.
Jede Kreatur repräsentierte den einzigen Vertreter ihrer Art, jede war ihre
eigene Spezies. Die Artenvielfalt war außergewöhnlich. Eine Bestie erinnerte an
ein Reptil, eine andere an ein Säugetier, eine dritte wiederum an ein Insekt,
ebenso gut konnte es aber auch Elemente all dieser Gattungen gleichzeitig
aufweisen, die sich in einer chaotischen Kombination zusammenfügten.
    Eine Kreatur griff mit Zähnen
und Klauen an, eine andere mit Schnabel und Tentakeln, wieder eine andere mit
Hörnern und Hufen, während eine vierte ätzendes Gift versprühte oder Säure
blutete. Wenn es eine Gemeinsamkeit gab, dann die, dass jedes dieser Geschöpfe
geradewegs einem Alptraum hätte entsprungen sein können. Und sie alle wiesen
eine Größe, Kraft, Wildheit und Raffinesse auf, dass sie jedem noch so gut bewaffneten
menschlichen Jäger überlegen waren.
    Es war keine Übertreibung, wenn
man sagte, dass die großen Bestien die Wälder beherrschten. Viele der von uns
auf Caliban entwickelten Gewohnheiten waren der Gegenwart dieser Bestien
geschuldet. Damit wir Menschen überleben konnten, mussten wir diese Geschöpfe
von uns fernhalten. So entstanden Ritterorden aus dem Adel, um Krieger von
außergewöhnlichem Geschick auszubilden, mit den besten Waffen ausgestattet und
so ausgebildet, dass sie die Gesellschaft vor den schlimmsten übergriffen
dieser Monster beschützen konnten.
    Unterstützt wurden sie dabei
durch das Festhalten an gewissen Traditionen bei der Herstellung von Waffen und
Rüstungen. Der Großteil der nach Caliban mitgebrachten Technologie unserer
fernen Vorfahren war in unserer Isolation in Vergessenheit geraten — erhalten
geblieben war jedoch das Wissen, wie man Pistolen und Sprengbolzen, Schwerter
und motorisierte Klingen ebenso reparierte und wartete wie jene Rüstungen, die
in der Lage waren, die Kräfte ihres Trägers um ein Vielfaches zu steigern.
Zugegeben, es waren recht primitive Versionen, denen es an jener Zuver-lässigkeit
fehlte, mit der die Imperialisten aufwarten konnten. Doch das änderte nichts an
ihrer Funktionstüchtigkeit.
    Wir verfügten über keine
motorisierten Fahrzeuge, also zogen die Ritter von Caliban auf Streitrössern in
den Kampf, gigantischen Pferden, die man über Jahrtausende aus jenen Tieren
gezüchtet hatte, die mit den ersten Siedlern auf diese Welt gekommen waren.
    Die Ritterorden errichteten
auch die großen, festungsartigen Klöster, die noch immer einer von vielen Orten
sind, an denen man auf dem modernen Caliban lebt. Wenn sich eine Bestie einer
der Siedlungen näherte, riefen die Führer des örtlichen Adels zur Jagd auf die
Kreatur auf. Als Reaktion darauf kamen Ritter und Ritteranwärter aus allen
Ländern in dieses Gebiet, um sich vor den anderen zu beweisen, wenn es ihnen
gelang, die Bestie zu töten.
    So verlief das Leben auf
Caliban über zahllose Generationen hinweg. Wir gingen davon aus, dass es immer
so weitergehen würde. Wir glaubten, unser Leben würde jenem ausgetretenen Pfad
folgen, den auch schon unsere Väter und Großväter gegangen waren.
    Aber natürlich war das ein
Irrtum gewesen, denn das Universum hatte für uns etwas anderes vorgesehen.
    Der Imperator war auf dem Weg
zu uns, doch lange vor seiner Ankunft machte sich in unserer Gesellschaft ein
Wandel bemerkbar. In dieser Zeit gründete sich ein neuer Ritterorden, der sich
einfach nur als »der Orden« bezeichnete. Seine Mitglieder gaben die für Unruhe
sorgende Losung aus, alle Menschen seien gleich und besäßen die gleichen
Rechte. Bis dahin war es Tradition gewesen, dass sich Ritter ausschließlich aus
Adelskreisen rekrutierten, doch der Orden brach mit dieser Tradition und holte
sich seinen Nachwuchs aus allen Kreisen der Gesellschaft. Solange ein
Individuum durch seine Taten und seinen Charakter dokumentieren konnte, eines
Ritters würdig zu sein, kümmerte sich der Orden nicht weiter darum, ob es sich
dabei
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