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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Manfred Mai
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Die Autorität der Ottonen und der ersten Salier-Kaiser war so groß, dass sie Äbte und Bischöfe ihres Vertrauens einsetzen konnten. Heinrich III. ging sogar noch weiter: Er setzte drei Päpste ab und ersetzte sie durch deutsche Bischöfe. In den siebzehn Jahren seiner Regentschaft saßen fünf Deutsche auf dem Heiligen Stuhl in Rom. Alle fünf sind jedoch früh gestorben, und schon Zeitgenossen munkelten, es sei mit Gift nachgeholfen worden.
    Vielen Geistlichen ging der Einfluss der weltlichen Herrscher auf die Kirche schon lange zu weit. Als Heinrich III. mit erst 39 Jahren starb und ihm sein minderjähriger Sohn Heinrich IV. nachfolgte, sahen diese Geistlichen eine große Chance zum Handeln. Sie setzten durch, dass der Papst ohne Einmischung des Kaisers von sieben Kardinälen gewählt wurde.
    Im Jahr 1075 verlangte der neue Papst Gregor VII. noch mehr: Nur der Papst dürfe Bischöfe einsetzen und absetzen. Ja, er könne sogar den Kaiser absetzen und die Untertanen von ihrem Treueeid entbinden. Das hatte zuvor noch kein Papst auszusprechen gewagt.
    Der junge deutsche König wollte auf das Recht zur Einsetzung (Investitur) von Bischöfen keinesfalls verzichten und erklärte den Papst für abgesetzt. Daraufhin »bannte« der Papst den König, das heißt, er schloss ihn aus der Kirche aus. Der Bannspruch des Papstes wurde in vielen Kirchen vorgelesen: »Zur Ehre und zum Schutz der Kirche entziehe ich im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, kraft der Macht und Gewalt des Apostels Paulus, dem König Heinrich, Kaiser Heinrichs Sohn, die Herrschaft über das Reich der Deutschen und über Italien und löse alle Christen von dem Treueeid, welchen sie ihm geleistet haben oder noch leisten werden, und ich untersage jedem, ihm künftig als einem König zu dienen.« – Die Menschen konnten es kaum fassen. Ihr König im Bann wie der schlimmste Verbrecher. So etwas hatte es noch nie gegeben.
    Der Bann zeigte Wirkung. Viele Lehnsmänner des Königs schlugen sich in diesem Streit auf die Seite des Papstes. Zum einen, weil sie selbst vom Bann bedroht waren; zum andern, weil sie darin eine Möglichkeit sahen, die eigene Macht zu stärken. Sie stellten Heinrich ein Ultimatum: Falls er nicht innerhalb eines Jahres vom Bann gelöst sei, wollten sie einen neuen König wählen. Wenn Heinrich also König bleiben wollte, musste er sich mit dem Papst versöhnen. Mitten im Winter machte er sich auf den Weg nach Italien. Zur gleichen Zeit war der Papst auf dem Weg nach Deutschland, um mit den deutschen Fürsten über das Schicksal des Königs zu entscheiden. Als er hörte, dass Heinrich nicht mehr weit sei, fürchtete er einen bewaffneten Angriff und floh in die Burg Canossa. Heinrich folgte ihm ohne Soldaten. Es heißt, der Papst habe ihn drei Tage lang in einem Büßergewand im Vorhof der Burg warten lassen, bevor er ihn empfing. Heinrich habe um Gnade gebettelt und schließlich habe der Papst den Bann aufgehoben.
    Noch heute spricht man vom »Gang nach Canossa«, wenn jemand bei einem Gegner um Gnade bitten und sich dabei in gewisser Weise demütigen muss.
    Mit dem Canossagang war der »Investiturstreit« allerdings nicht beendet. Es ging auch nicht mehr nur um Heinrich und Gregor. In dieser langen Auseinandersetzung ging es letztlich um die Frage, ob die weltliche oder die geistliche Macht an erster Stelle stehen sollte. Für alle gültig beantwortet wurde diese Frage bis zum Ende des Mittelalters nicht.

Von edlen Rittern
    Wer heute durch Deutschland reist, kann an vielen Orten Burgen und Burgruinen sehen. Sie sind ein Überbleibsel aus der Ritterzeit.
    Ritter waren zunächst einmal nichts anderes als Lehnsmänner, die mit ihrem Herrn in die Schlacht ritten. Aus diesen schwer gerüsteten Reitern entstand allmählich ein eigener Stand mit einer eigenen Lebensweise und strengen Regeln. Das begann schon mit der Ausbildung. Dabei sollten »Pagen« und »Knappen« nicht nur Reiten und Kämpfen, sondern auch gutes und höfliches Benehmen lernen. Vor allem aber sollten sie begreifen, dass der wahre Ritter nicht für den eigenen Vorteil kämpft, nicht aus Ruhmsucht oder gar zum Vergnügen, sondern stets zum Schutz des Glaubens und der Gerechtigkeit. Er hilft den Schwachen und Bedürftigen, ist edelmütig, großzügig, ehrenhaft und ohne Furcht und Tadel. Diesem Idealbild haben mit Sicherheit nicht alle Ritter entsprochen – man denke nur an die Raubritter.
    In Friedenszeiten galten die Jagd und die
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