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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert
Autoren: Gustav A Horn
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Risiken, die er eingeht und für die die Gesellschaft – also wir – am Ende einstehen muss.
     Eine zweite Finanzkrise innerhalb kurzer Zeit wäre schließlich kaum noch bezahlbar und für uns alle ein Alptraum. Einem Wachstum,
     das ohne diese Risiken auskommt, steht selbstverständlich nichts im Wege; allerdings werden die Renditen nicht zuletzt wegen
     der fehlenden Risiken deutlich niedriger sein. Das ist der Grund, warum die Finanzmanager sich Sorgen machen.
    Es gibt etwas, um das ich mir noch viel mehr Sorgen mache. Es geht um die Überwindung der weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte,
     eine Sache, die nur zögerlich vorangeht. Zwar haben sie sich in den meisten Fällen von ihren Höchstständen etwas zurückgebildet.
     Skeptisch stimmt jedoch, dass insbesondere die Überschussländer offensichtlich ihre Vorkrisenstrategien fortzusetzen gedenken.
     Das gilt vor allem für China und Deutschland und auch für Japan.
    China verteidigt ohne Rücksicht auf globale Verluste seinen Wechselkurs gegen jede weltwirtschaftliche Vernunft. Neben der
     unverkennbaren Absicht, weiterhin über Außenhandelsüberschüsse Wachstum zu erzeugen, spielen mittlerweile auch Vermögensargumente
     eine Rolle. Chinas Auslandsvermögen besteht größtenteils aus US-amerikanischen Anleihen. Mit einer Abwertung des US-Dollars
     gegenüber dem Renminbi würde dieses Vermögen gleichfalls abgewertet. Das will man offenbar vermeiden, und dafür nimmt China |255| in Kauf, dass die globalen Ungleichgewichte fortbestehen – mit dem Risiko weiterer weltwirtschaftlicher Verwerfungen.
    In Deutschland sieht es nicht besser aus. Dort wird von der Bundesregierung eine asymmetrische Anpassung allein der Defizitländer
     gefordert, um die Ungleichgewichte zu überwinden. Das dürfte zumindest innerhalb des Euroraums nicht ausreichen, solange die
     Löhne in Deutschland nicht stärker steigen als vor allem in den Defizitländern und sich die Inflationsrate in Deutschland
     nicht ebenfalls – von unten – an das Inflationsziel der EZB anpasst. So wird man keine Verminderung der Ungleichgewichte erreichen.
     Und genau das ist wahrscheinlich so gewollt, um nicht eine vermeintliche Wachstumsquelle zu schließen. In dieser Frage wird
     die Bundesregierung aber zunehmend unter internationalen Druck geraten. Der Internationale Währungsfonds, die OECD und vor
     allem die EU-Kommission fordern bereits seit Längerem eine Anpassungsleistung auch von Deutschland. So kam es bereits zu ersten,
     jedoch unverbindlichen Akzentverschiebungen, wenn beispielsweise höhere Lohnsteigerungen von der Bundesregierung positiv kommentiert
     wurden.
    Am wenigsten ist bisher jedoch geschehen, um die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen in Deutschland zu mindern. Warum
     ist das so? Es gibt zwar, vor allem in den USA, durchaus ökonomische Debatten über die Rolle der Ungleichheit im Zuge der
     Krise. Wirtschaftspolitische Konzepte, deren Ziel es ist, diese Ungleichheiten zu vermindern, werden bis heute jedoch kaum
     diskutiert, geschweige denn umgesetzt. Das ist vor allem hierzulande so, wo das dramatische Auseinanderklaffen der Einkommen
     und dessen gesellschaftliche Folgen bisher nur in sozialwissenschaftlichen Kreisen mit der nötigen Tiefe diskutiert werden.
     Die Ökonomie verharrt weitgehend in ihrer traditionellen Haltung. Sie ignoriert die Verteilungsfragen schlicht und einfach
     und nimmt die gleichzeitig stattfindende Umverteilung zugunsten der Kapitaleinkommen und der höheren Einkommen wohlwollend
     zur Kenntnis, da sie ja vermeintlich die Beschäftigung erhöht. Mit anderen Worten: Die fette Beute des Reichtums wird in Ökonomenkreisen
     in der Regel als wohlverdient |256| angesehen. Diese verquere Sichtweise ist eine der intellektuellen Quellen der Krise. Sie aufzuarbeiten und zu überwinden wird
     eine der schwierigen Aufgaben der künftigen ökonomischen Wissenschaft sein.
    Doch dabei darf es nicht bleiben. Auch die Wirtschaftspolitik muss sich endlich wieder der Verteilungsfrage widmen. Auf diese
     Aufgabe ist die gegenwärtige Garde der Wirtschaftspolitiker jedoch intellektuell nicht vorbereitet – war ihr doch über Jahre
     von den Ökonomen versichert worden, dass Verteilungsfragen hinter Wachstumsfragen zurückzustehen hätten, ja dass sie sogar
     das Wachstum belasteten. In diesem Kontext wurde Umverteilung immer nur als Umverteilung von hohen zu niedrigen Einkommen
     missverstanden. Dass Deutschland eine ganz andere Ära in der Entwicklung der
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