Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
auch eine
     Frage.«
    »Stelle sie.«
    »Clifford hat in deinem
     Auftrag gemordet?«
    »Ja.«
    »Und es gibt Leute bei
     Hofe und im Rathaus, die in deinem Sold stehen?«
    »Du hast gesagt, du hättest
     nur eine Frage.«
    Athelstan zuckte die Achseln.
     »Dein Publikum ist eben gebannt von dir.«
    »Dreh dich um, Bruder.«
    Athelstan wollte sich
     weigern, sah aber wenig Sinn darin, und so gehorchte er.
    »Um deine Frage zu
     beantworten, Bruder: Der Verrat ist wie eine Weinranke. Er hat viele
     Zweige.«
    Athelstan stand bewegungslos
     da und straffte die Schultern. Als er sich schließlich umdrehte, war
     die Gasse leer.
    Der Bruder ging hinunter zum
     Wollkai, mietete sich ein Boot und lehnte sich im Heck zurück, als
     der grauhaarige, zahnlose Bootsmann ihn mit stählernen Armen
     kraftvoll zum anderen Ufer ruderte. Athelstan bezahlte und wanderte durch
     die Dämmerung heim nach St. Erconwald.
    Im Haus und im Stall war
     alles still. Jemand hatte Philomels Trog gefüllt, und
     das alte Schlachtroß mampfte, als sei dies seine erste und seine
     letzte Mahlzeit. Athelstan ging nach vorn zur Kirche und sah erschrocken,
     daß die Tür angelehnt stand. Er stieß sie ganz auf,
     schlich auf Zehenspitzen hinein und spähte in die Dunkelheit.
    »Wer ist da?«
     rief er.
    Seine Worte klangen hohl und
     leer. Athelstan packte seinen Knüppel fester und ging durch das
     dunkle Kirchenschiff zum Lettner.
    »Wer ist da?«
     rief er. »Dies ist das Haus Gottes!«
    »Um Himmels willen, Mönch,
     du hast mich erschreckt!«
    Athelstan fuhr herum und sah
     undeutlich die kräftige Gestalt Sir Johns, der an einen Säulensockel
     gelehnt dasaß, den wunderbaren Weinschlauch in den Armen.
    »Sir John, Ihr sorgt
     noch dafür, daß ich graue Haare bekomme!«
    »Du wirst sie alle
     verlieren, Bruder, und es wird dich einen Dreck stören, genau wie
     mich!« Cranston klopfte neben sich auf den Boden. »Komm her,
     setz dich. Wo warst du?«
    Athelstan ließ sich
     neben seinen dicken Freund niedersinken.
    »Willst du einen
     Schluck Wein?«
    »Sir John, dies ist
     eine Kirche!«
    »Ich habe mit dem
     Herrgott geredet; er hat nichts dagegen.«
    »Wenn das so ist, Sir
     John …« Athelstan griff nach dem Weinschlauch und nahm einen
     großzügigen Schluck. »Es stimmt schon«, murmelte
     er. »Der Wein erfreut des Menschen Herz.« Er reichte den
     Schlauch zurück. »Sir John, ich habe Elizabeth Hobden bei den
     Minoritinnen besucht. Sie ist glücklich und zufrieden.«
    »Ihr Vater und ihre
     Stiefmutter sind im Gefängnis in Marshalsea«, brummte Cranston.
     »Der Himmel weiß, was aus ihnen werden wird. Aber bis diese
     Dinge geregelt sind, bleibt das Mädchen unter der Vormundschaft des
     Gerichts. Und wo warst du noch?«
    »In der Hölle, Sir
     John. Genauer gesagt, in den Verliesen des White Tower. Morgen bei
     Tagesanbruch wird Adam Clifford enthauptet. Er hat mich gebeten, ihm die
     Beichte abzunehmen.«
    »Dich?«
    »Ja, Sir John. Er
     sagte, beichten könne er nur bei mir.«
    »Und was hat er
     gebeichtet?«
    Athelstan schüttelte den
     Kopf. »Danach dürft Ihr mich nicht fragen, Sir John. Nicht
     einmal der Papst kann das Siegel des Beichtgeheimnisses brechen.«
    »Aber wir haben den
     richtigen Mann verhaftet, ja?« fragte Cranston besorgt.
    »Oh ja, Sir John.«
    »Und tut es ihm leid?«
    »Es tut ihm leid, daß
     er sterben muß. Aber er hat das ganze als Spiel betrachtet, fast wie
     ein Turnier -eine Sache von Geschicklichkeit und Glück.«
    »Und Ira Dei?«
    Athelstan holte tief Luft; er
     hielt es für das Beste, Sir John nichts von seiner Begegnung am
     Wollkai zu erzählen.
    »Komm schon, Bruder«,
     drängte Sir John. »Du mußt Clifford doch danach gefragt
     haben. Das fällt doch bestimmt nicht unter das Beichtgeheimnis.«
    »Ja, ich habe ihn
     danach gefragt.« Athelstan packte das dicke Handgelenk seines
     Freundes. »Sir John«, flüsterte er, »bei Gott, ich
     werde es Euch nur erzählen, wenn Ihr mir Euer Wort gebt, wenn Ihr
     schwört, es niemandem zu verraten.«
    »Du hast mein Wort. Das
     genügt.«
    »Nun, ich habe Clifford
     nach Ira Dei gefragt. Er hat sofort bestritten, irgend etwas zu wissen,
     und dann sagte er, seit seiner Verhaftung habe er über vieles
     nachgedacht. Was Ira Dei angehe, so sei er nicht sicher; er wolle jetzt
     seine letzte Beichte ablegen und werde bald vor Gott treten, und so wolle
     er seine Lage durch falsche Anschuldigungen nicht noch schlimmer machen,
     aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher