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Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht
Autoren: CATHLEEN GALITZ
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fliehen.
    Die Grand Tetons tauchten am Horizont auf, eine Gebirgskette, die an die Alpen in Europa erinnerte. „Darf ich auch mal sehen?“, fragte Bryce.
    „Natürlich.“
    Sie bedauerte ihre Antwort sofort.
    Sein warmer Atem streifte ihre Wange, als er sich über Gillian beugte. Er duftete schwach nach Zimt-Kaugummi. Und ihr wurde leicht schwindlig bei dem Gedanken daran, dass sie Bryce früher bedenkenlos geküsst hatte, wann immer ihr danach gewesen war. So wie jetzt.
    Vergiss es!
    „Hat dein Vater eine Vorstellung davon, wie sehr der Wert seiner Ranch in den letzten Jahren gestiegen ist?“, fragte Bryce. Offenbar machte ihm die körperliche Nähe nichts aus.
    „Ich glaube nicht.“
    Gillian wollte nicht über den finanziellen Wert der Ranch sprechen. Es machte sie traurig, über einen Verkauf ihres Elternhauses nachzudenken. Mochte es sich wirtschaftlich auch noch so sehr lohnen – der Wert mancher Dinge ließ sich nicht in Dollar und Cent bemessen.
    Jackson Hole bot von hier oben einen überraschenden Anblick. Ausläufer der Stadt drangen bereits in die Wildnis vor, die an das schneebedeckte Tal am Fuß der majestätischen Berge grenzte. Da unten entstanden Luxusvillen am laufenden Band und verwandelten das schlichte, verträumte Städtchen ihrer Kindheit in ein zweites Beverly Hills. Der Ort hatte sich genauso dramatisch verändert wie Gillian selbst.
    „Vermutlich stehen die meisten der Villen da unten über den Winter leer oder werden höchstens ab und zu für ein Ski-Wochenende genutzt. Schließlich besitzen viele Millionäre gleich mehrere Häuser, mit denen sie protzen können“, bemerkte sie leichthin.
    „Ich wette jeden Cent deiner nächsten Maklercourtage, dass deine Schwestern ganz genau wissen, wie viel das Land deines Vaters wert ist.“
    Gillian hob abwehrend die Hände. „Können wir die beiden mal eine Weile vergessen?“
    „Nichts täte ich lieber, als sie vollständig zu vergessen“, erwiderte Bryce, „aber ich fürchte, das werden sie nicht zulassen. Genauso wenig, wie sie sich aus unserer Ehe heraushalten konnten.“
    „Warum gehst du so felsenfest davon aus, dass sie sich die Entscheidung über Dads Schicksal leichter machen als ich?“, stieß Gillian aufgebracht hervor. Sie konnte einfach nicht anders, sie musste ihre Schwestern in Schutz nehmen.
    „Vielleicht weil du den alten Herrn genauso liebst, wie ich es tue. Oder zumindest einmal genauso geliebt hast.“
    Gillian stieg das Blut in den Kopf. Dieser Mann konnte selbst einen Heiligen dazu bringen, gewalttätig zu werden.
    „Wie kannst du es wagen, an meiner Loyalität zu zweifeln?“
    Sie hätte noch mehr zu sagen gehabt, aber das Flugzeug sackte plötzlich ab, und sie verstummte.
    Der Pilot meldete sich über die Bordsprechanlage: „Es tut mir leid, aber wir sind in Turbulenzen geraten. Verstauen Sie bitte alle losen Gegenstände unter Ihren Sitzen oder in den Gepäckfächern. Legen Sie die Sicherheitsgurte an, und stellen Sie die Rückenlehnen Ihrer Sitze aufrecht. Vielen Dank.“
    Hoffentlich war die Lage nicht ernst. Gillian hatte nicht das geringste Verlangen danach, ausgerechnet während eines heftigen Streits mit ihrem Exmann mit dem Flugzeug abzustürzen. Sie sträubte sich nicht, als Bryce seinen Arm beruhigend um ihre Schultern legte. Er hatte bemerkt, wie sehr ihr der Schreck in die Glieder gefahren war, und ihr war klar, dass es sich nur um eine freundliche Geste handelte, nicht mehr. Die sie nichtsdestotrotz lebhaft an unzählige sehr viel zärtlichere Momente zu zweit erinnerte.
    Beim Anblick der großen Männerhand auf ihrer Schulter fiel Gillian der schlichte goldene Ehering wieder ein, den sie ihm geschenkt hatte. Innen hatte sie die gleichen Worte eingravieren lassen, die unter dem Bild in seinem Schlafzimmer standen.
    Auf ewig.
    „Vertrau mir“, sagte Bryce. „Es ist alles in Ordnung.“ Er klang deutlich überzeugender als der Pilot.
    Gillian wollte ihm glauben – von ganzem Herzen und genauso, wie sie ihm sein Ehegelübde abgenommen hatte. In ihrem Kopf klangen die Worte so klar und deutlich wie an jenem Tag vor dem Altar der überfüllten Kirche.
    In guten wie in schlechten Tagen.
    Bis dass der Tod uns scheidet …
    Die kleine Maschine sackte erneut ab. Mehrere Passagiere stöhnten laut auf. Gillian ließ sich von der Ruhe und dem gelassenen Blick ihres Exmannes tragen. Diese Augen hatten schon viel gesehen, Träume, die in Erfüllung gegangen waren, Träume, die zerbrochen waren. Sie hatten
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