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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann
Autoren: Alexandra Potter
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Kreationen zu verkaufen. Hoffnung flackert in mir auf wie eine Flamme. Ich denke oft an meine berufliche Zukunft und weiß nicht so recht, was ich machen soll – außer mich bei einigen Personalvermittlungen zu bewerben, ein bisschen Hunde ausführen, ein bisschen Babysitten. Aber vielleicht könnte ich ja in meiner Freizeit an den Taschen weiterarbeiten … vielleicht ist das ein Anfang … vielleicht bekomme ich eines Tages ein eigenes Fotoshooting für meine Taschen.
    Na ja, man wird doch wohl noch träumen dürfen, oder?
    Ich lasse Fiona allein und gehe ins Badezimmer, um mich zu waschen und bettfertig zu machen. Gerade putze ich mir die Zähne, als ich Fionas Handy klingeln höre. Vermutlich Richard; die beiden telefonieren ständig, wenn sie nicht gerade zusammenglucken. Langsam gewöhne ich mich daran. Obwohl Fiona mir versprechen musste, ein neues Türschloss im Bad anbringen zu lassen, ehe er das erste Mal bei uns übernachtet. Nach dem letzten Zwischenfall … Er mag zwar nicht mehr mein Boss sein, aber Sir Richard auf dem Klo zu überraschen …
    Es schüttelt mich.
    »Entschuldigung, wer ist da? Oh … ja … nein … nein, kein Problem, nicht schlimm, dass Sie so spät anrufen …«
    Hm, mit wem sie da wohl redet? Sir Richard ist es jedenfalls nicht, den hätte sie jetzt schon mindestens fünf Mal »Darling« genannt. Und außerdem redet sie plötzlich wieder mit dieser affektierten Stimme.
    »Wenn Sie bitte dranbleiben möchten, ich hole sie gleich an den Apparat.«
    Sie erscheint in der Badezimmertür, die Hand fest auf ihr BlackBerry gedrückt.
    »Für dich.« Ihr Gesicht ist ganz eigenartig rosarot geworden.
    Verblüfft halte ich mitten im Zähneputzen inne. »Wer ist es denn?«, frage ich, den Mund voller Pfefferminzschaum.
    »Super Chic.«
    »Wer oder was ist Super Chic ?«
    In ungläubigem Entsetzen schaut Fiona mich an. »Du hast noch nie was von Super Chic gehört?«, ruft sie entgeistert.
    Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, das sollte mir was sagen. »Ähm … nein«, sage ich kopfschüttelnd.
    »Das ist die angesagteste Modewebseite überhaupt! Die haben einen eigenen Online-Shop – jeder kauft da ein …« Sie unterbricht sich und schaut mich an, weil ihr wohl einfällt, dass ich ein Secondhandjunkie bin.
    »Aha, verstehe …«, meine ich und runzele dann verwirrt die Stirn. »Aber was wollen die von mir?«
    Sie ist jetzt wirklich tiefrosa geworden, und zittert sie etwa?
    »Das ist die Chefeinkäuferin«, japst sie tonlos. »Sie hat deine Tasche gesehen, und es tut ihr leid, dass sie so spät noch anruft, aber sie fand das Teil so toll, dass sie nicht bis morgen warten wollte und …« Fast atemlos bricht sie ab, und dann platzt es einfach aus ihr heraus. »Du wirst es nicht glauben, aber sie möchten deine Tasche haben!«
    Was?
    Verdattert starre ich Fiona an. Im ersten Moment begreife ich gar nicht, was sie da sagt; es ist, als schwebten ihre Worte in riesigen Sprechblasen über unseren Köpfen. Ich fasse nicht, was sie da eben gesagt hat und was das bedeutet; wie ein Traum einfach so mit einem Wimpernschlag in Erfüllung gehen kann.
    Und dann hält sie mir das Telefon hin, und nervös, aufgeregt, freudig und auch ein wenig ungläubig nehme ich das Handy an.
    »Hallo, hier ist Tess Connelly.«
    Es heißt immer, irgendwo muss man anfangen. Wenn berühmte Geschäftsfrauen interviewt werden, erfolgreiche Unternehmerinnen oder auch Romanautorinnen, erzählen sie meist, wie sie in der heimischen Garage angefangen haben oder ihr Geschäft vom Gästezimmer aus aufgezogen haben oder in einem Café geschrieben haben, um ein warmes Plätzchen zu haben. Ich für meinen Teil stand in einem Badezimmer ohne Türschloss.
    Denn dort, auf unserer flauschigen Badematte, im Snoopy-Pyjama, den Mund voller Zahnpasta, nehme ich die erste Bestellung an für ein Unternehmen, das einmal Bags by Tess Connelly Designs heißen wird.
    Und es ist erst der Anfang.

Zweiundvierzigstes Kapitel
    Silvester
    Draußen ist es minus wer-weiß-was, und Schneeregen fällt vom Himmel. Ich sage Ihnen, das ist so ziemlich das schlimmste Wetter, das es gibt. Regen an sich ist ja nicht so schlimm, man braucht nur einen Schirm. Und Schnee kann was Herrliches sein, wenn er frisch und weiß und pulvrig ist. Aber die Kombination aus beidem ergibt eisig kalten, matschigen Schneegriesel, der einen bis auf die Haut durchnässt, einem in die Schuhe läuft und dafür sorgt, dass sich jedes einzelne Taxi in London auf der Stelle in Luft
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