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Der widerspenstige Ritter (German Edition)

Der widerspenstige Ritter (German Edition)

Titel: Der widerspenstige Ritter (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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können. Sein Vater wollte eine solche Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen. Aaron hoffte, ihn mit den richtigen Worten davon zu überzeugen, die Sache nicht weiter zu verfolgen.
    „Ich kann ihr das nicht verweigern, woran ihr Herz hängt, Vater“, spielte Aaron den Betrübten. „Wenn man Gefühle für einen Menschen hat, dann muss man ihn auch in Dingen unterstützen, die einem selbst keinen Vorteil bringen.“
    Waldo Danber brummte bei diesen Worten unwillig. Ein Signal für seinen Sohn, dass er auf dem richtigen Weg war. Sein Vater brauchte ja nicht zu wissen, dass seine Gefühle gegenüber Lady Rebekka nicht eben positiv zu nennen waren.
    „Wenn das Mädchen im Kloster glücklicher ist, dann wird mich ihr Glück in meinem Schmerz trösten.“
    Was für ein Schwachsinn! Ließ sich sein Vater von diesem Gesülze einwickeln? Wie es aussah, machte sich sein alter Herr wirklich Gedanken über seine Worte. Besser konnte es gar nicht laufen. Ein bisschen gespielter Liebeskummer brachte ihm bestimmt noch dazu genügend Zeit ein, nach einer wirklichen Braut Ausschau zu halten.
    Um das Schauspiel zu einem passenden Abschluss zu bringen, drehte sich Aaron von seinem Vater weg und stützte sich dann mit beiden Händen am nahen Kaminsims ab. Mit hängendem Kopf baute er das überzeugende Bild eines gebrochenen und abgewiesenen Freiers auf.
    Aaron war nicht ganz sicher, ob er jetzt nicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war. Doch diese Bedenken lösten sich in dem Moment auf, als ihm sein Vater eine seiner großen Hände auf die Schulter legte und tröstend zudrückte.
    „Mach dir keine Sorgen, Sohn. Das kommt wieder in Ordnung.“

4
     
    Der Tag war zum Sterben langweilig. Kein einziger Sonnenstrahl gewann den Kampf mit der Wolkendecke, und es blieb trübe. Ganz feiner Regen legte sich wie ein grauer Schleier über das Land und hinderte Rebekka daran, sich aus der Burg zu stehlen, um draußen herumzustreunen.
    Feuchtes Wetter hatte leider den unangenehmen Nebeneffekt, dass alles, womit man in Berührung kam, Schmutzflecke hinterließ. Und mit so deutlichen Beweisen ihres wenig damenhaften Tuns, wollte Rebekka nicht unbedingt aufwarten.
    Der Schmutz selbst hätte sie nicht gestört. Aber wer konnte schon sagen, was für eine Strafe ihr blühte, wenn sie erneut dabei erwischt wurde, sich ohne Begleitung aus der Burg zu stehlen.
    Beim letzten Mal, das nur ein paar Tage her war, hatte sie die undankbare Strafe erhalten, ein Altartuch zu besticken. Dabei verabscheute sie Handarbeiten, bei denen man sorgfältig arbeiten musste. Diese Aufgabe würde sie noch dazu länger beschäftigen, als sie bei ihrem Ausflug Spaß gehabt hatte.
    Auch wenn diese Strafe eigentlich noch harmlos ausgefallen war, da niemand wusste, womit sie den Nachmittag verbracht hatte. Gerügt wurde sie darum nur dafür, dass die Nacht bereits hereingebrochen war, als sie endlich durch das Burgtor schlich. Von ihrem Abenteuer an diesem Tag, bei dem sie sich köstlich amüsiert hatte, ahnte zum Glück niemand etwas. Denn wenn ihre Familie dahinter käme, dann dürfte sie bis an ihr Lebensende Altardecken besticken.
    Dabei fand sie selbst, dass sie nicht wirklich etwas Ungebührliches getan hatte. Für sie war der Besuch auf der Danber-Burg ausgesprochen unterhaltsam. Nur Sir Aaron Danber war ein bisschen langweilig, mit seinen steifen Versuchen Etikette auszustrahlen. Wenn sie nicht gerade seine Braut gespielt hätte, sondern die eines weniger verklemmten Ritters, dann hätte sie noch mehr Spaß gehabt.
    Immerhin, so musste sich Rebekka eingestehen, war Sir Aaron doch nicht ganz so korrekt, um ihren Vorschlag, sie als Scheinbraut seinem Vater vorzustellen, wirklich abzulehnen. Auch wenn diese Komödie ihrer Phantasie entsprungen war, war ihr Anteil daran dann doch nicht so groß. Die ganze Sache lag in dem Augenblick in Sie Aarons Verantwortung, als er die Idee aufgriff. Damit schrumpfte ihr Einsatz an diesem Spiel auf ein verschwindend geringes Maß.
    Schade nur, dass der Ritter gegenüber seinen Verwandten so ein Langweiler war. Fast hätte er ihr mit seinem steifen Gehabe den Spaß an der Geschichte verdorben. Wäre ihr nicht aufgefallen, dass er ziemlich darum kämpfen musste, seine steife Ritterlichkeit beizubehalten, hätte sich ihre eigene Begeisterung an der Sache auch noch verflüchtigt. Von diesem Augenblick an, war es dann auch ausgesprochen lustig, den jungen Edelman immer wieder mit einer Bemerkung zu reizen, die ihn bereuen ließ,
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