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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
Autoren: Erika O'Rourke
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gekümmert hast. Wie findest du mein Mädchen?«
    Bevor ich ihn daran erinnern konnte, dass ich ganz und gar nicht » sein Mädchen« war, stellte Marguerite sich ohne jedes Zögern vor mich und versetzte Luc mit lockerer Faust einen leichten Schlag auf die Schulter.
    » Ich finde, dass du dir den Kopf gründlich untersuchen lassen solltest, wenn du glaubst, dass das hier eine angemessene Vorstellung ist.«
    Er lachte und umarmte sie, bevor er sich wieder mir zuwandte. » Mouse, das ist meine Maman, Marguerite DeFoudre. Maman, Maura Fitzgerald, aber alle nennen sie Mo.«
    » Du nicht«, bemerkte sie.
    » Ja, darauf kann ich mir auch etwas einbilden.«
    Sie versetzte ihm freundlich einen weiteren Klaps. » Auf alle Fälle bist du ganz schön eingebildet, mein Sohn!«
    » Constance«, sagte ich. » Ich möchte sie sehen.«
    » Natürlich möchtest du das.« Mit einer schwungvollen Bewegung winkte er mich in die Hütte, an seinem Vater vorbei zu dem klapprigen Feldbett.
    Constance lag gespenstisch bleich darauf. Das Haar klebte ihr feucht im Gesicht, aber sie atmete ruhig, und die Blutung war gestillt.
    » Geht es ihr gut?«
    » Wie einem Fisch im Wasser«, sagte Luc, » oder einem Vogel in der Luft. Ich vermute jedenfalls, dass es Luft ist.«
    Erleichterung durchströmte mich, und Lucs Fingerspitzen streiften meine Hand wie Schmetterlingsflügel.
    » Kommt bitte mit hinaus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, trat Dominic durch die offene Tür. Seine Schritte ließen die ganze Hütte erbeben.
    Ich warf einen Blick zurück auf Constance und runzelte die Stirn, aber Marguerite berührte mich am Arm. » Ich setze mich zu ihr.«
    » Danke«, sagte ich, und Luc zog einen Stuhl zum Bett hinüber und führte Marguerite dann dorthin. Sie ließ sich mit einer Anmut, die mir auch in hundert Jahren noch nicht zu Gebote stehen würde, auf dem Stuhl nieder und griff nach Constances Hand.
    Ich strich Constance das Haar zurück und zog die dünne Decke über ihr zurecht. Luc stand reglos am geborstenen Fenster.
    » Geduld war noch nie eine Stärke deines Vaters«, sagte Marguerite.
    Er rührte sich noch einen Moment lang nicht, dann wandte er sich um und streckte die Hand aus. » Bereit, Mouse?«
    Ich zögerte erst, ließ aber dann die Finger in seine gleiten und folgte ihm auf die Veranda.
    In der Nähe der Stelle, an der Marguerite und ich gewartet hatten, war Dominic mit zwei anderen Leuten ins Gespräch vertieft – einer alten Frau, die sich auf einen Stock stützte, und einem alternden Hippie mit beginnender Stirnglatze. Keiner von ihnen wirkte erfreut. Ein paar Meter hinter der Gruppe waren drei getrennte Türen in die Luft geschnitten und jeweils von Flammen in einer bestimmten Farbe gesäumt. Der Raum dahinter war von endloser Schwärze erfüllt, aus der eisige Luft hervorquoll und sich über das stoppelige Gras ausbreitete.
    » Wer ist das?«
    » Die Quartoren«, sagte Luc und verzog das Gesicht.
    » Das ist schlimm, oder?« Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie Interesse an Constance hätten haben sollen.
    » Gut ist es nicht.« Damit zog Luc mich quer über die Lichtung, bevor ich noch mehr Fragen stellen konnte.

Kapitel 5
    Lucs Finger schlossen sich enger um meine, als wir uns den Quartoren näherten. Mit der freien Hand strich ich mir die schweißnassen Haarsträhnen aus der Stirn. Dominic wartete, bis wir stehen geblieben waren, und Luc neigte den Kopf und murmelte einen Gruß an die Fremden gerichtet.
    » Pascal, Orla«, sagte Dominic und nickte dem Mann und der Frau zu. » Ich würde euch gern Maura Fitzgerald vorstellen. Das Gefäß. Pascal und Orla sind die Häupter von Erde und Luft.«
    » Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich. Meine Worte klangen eher nach einer Frage als nach einer Aussage.
    Pascal musterte mich und rückte das Drahtgestell seiner Brille zurecht, während er stumm die Lippen bewegte. Orla nickte knapp und unfreundlich, bevor sie sich wieder an Dominic wandte. » Bist du dir sicher?«
    » Natürlich. Das Mädchen gehört zu deinem Haus. Sieh es dir doch selbst an, wenn du mir nicht glaubst.«
    Orla warf einen Blick zur Hütte hinüber und schürzte die Lippen, sodass ihr orangeroter Lippenstift sich in den Falten um ihren Mund ausbreitete. » Das ist nicht nötig.«
    » Gut. Wir sollten die Sache anpacken. Du kommst mit«, sagte Dominic und nickte mir zu.
    Luc versuchte, mich mit einem leichten Händedruck hinter sich zu schieben, aber ich hielt stand.
    » Mitkommen? Wohin? Weswegen?«
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