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Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer
Autoren: Karl May
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stechen, ich aber entrang ihm das Messer. Wir kamen im Ringen quer über die Plattform hinüber und stürzten über den Rand derselben hinab. Ich verlor die Besinnung, und als ich erwachte, war es dunkel und feuchtkalt um mich. Ich lag gebunden in der Piroque, welche von ihnen durch einen unterirdischen Kanal gerudert wurde, der in den Rio Gila führte.«
    »Und dann? Was thaten sie Dir?«
    »Nichts. Außer Schimpfreden, Hunger und Durst habe ich mich über nichts zu beklagen. Sie beabsichtigten, mich Schwarzvogel auszuliefern, welcher mit seinen Kriegern nach dem Büffelsee ist, und freuten sich schon im Voraus darauf, auch Euch zu fangen, denn sie waren ebenso überzeugt als ich, daß Ihr unsere Spur finden und uns folgen würdet.«
    »Gut, mein Sohn; sie haben sich nicht getäuscht, aber dieser Fang soll nicht uns in ihre Hände, sondern sie in die unsrigen bringen! Hier ist Dein Messer und auch Dein Hut, welche wir beide an der Pyramide fanden. Jetzt aber sollst Du essen und Deine Kleider trocknen. Wir werden ein Feuer anbrennen.«
    Auch drüben am Ufer brannten einige Flammen, an denen die Comanchen das Harz zerlaufen ließen, mit welchem sie die Rinderkähne wasserdicht zu machen beabsichtigten.
    Während dieser Arbeit, welche sehr schnell von statten ging, trat Falkenauge zu Fabian.
    »Meint tapferer Bruder kennt den ›Stern von Sonora?‹«
    Fabian, welcher am Feuer saß, blickte überrascht auf.
    »Hat mein rother Bruder von Rosarita gehört?« Eine verrätherische Röthe überzog seine Wangen.
    »Falkenauge hat von ihr gesprochen mit einem Cibolero, welcher nach dem Büffelsee ging, wo Sennor Pena mit seiner Tochter erscheinen wird, um die Heerden der Pferde zu fangen!«
    Fabian sprang erschrocken empor.
    »Sie wird mit am Büffelsee sein? Falkenauge, Vater, Pepe, auf, schnell, wir müssen fort!«
    Der Comanche lächelte. Dieser Eifer bestätigte seine Vermuthung, daß der große Pfadfinder den Stern von Sonora lieb habe.
    »Mein Bruder kann warten, bis die Kanoe’s im Wasser sind. Falkenauge hat den Stern warnen lassen!«
    »Und trotzdem müssen wir uns sputen! Eilt, eilt, damit wir vorwärts kommen!«
    Es bedurfte dieses Antriebes nicht, denn es lag den Comanchen selbst viel daran, den Apachen so schnell wie möglich folgen zu können. Schon nach kurzer Zeit brachte Bisonmähne das erste Kanoe zur Insel herübergerudert. Falkenauge empfing ihn mit ernstem Blicke.
    »Bisonmähne hat einen Fuß, der niemals fehlt, aber seine Kugel rostet in der Büchse.«
    »Die Kugel des Comanchen trifft, wenn sie treffen soll!«
    »Warum ist sie nicht in das Herz des Räubers der Savanne gegangen?«
    »El Mestizo?« frug der Getadelte verwundert.
    »El Mestizo und Mani Sangriente haben den großen Pfadfinder gefangen; er ist ihnen im Wasser des Flusses entkommen, und die Büchsen der Comanchen haben dazu geschwiegen.«
    Bisonmähne senkte das Auge. Er erfuhr erst jetzt, welche Feinde er ungehindert passiren ließ, obgleich sie in seine Hand gegeben waren.
    »Bisonmähne kannte die Räuber nicht!« entschuldigte er sich.
    »Aber er sah, daß sie ein Bleichgesicht gefangen hielten; es konnten keine guten Männer sein: Mein Bruder hat einen großen Fehler begangen, aber der Mund Falkenauge’s wird ihn verschweigen im Wigwam des klugen Fuchses, denn Bisonmähne wird sein Auge öffnen, um die Räuber in die Hände der Comanchen zu bringen! War an der Büffelinsel ein Bleichgesicht mit vier Augen?«
    »Es war hier, und das andere Bleichgesicht sagte, daß Falkenauge kommen werde.«
    Erst jetzt fiel Falkenauge etwas ein, was er bisher vollständig vergessen hatte. Er trat zu den drei Jägern.
    »Kennt der ›große Adler‹ Wilson, den Montanamann?«
    »Er kennt ihn. Sie sind im Gebiete des grauen Bären gewesen, ohne sich zu treffen. Er ist ein großer Jäger. Hat mein Bruder von ihm gehört?«
    »Er hat ihn gesehen und mit ihm gesprochen. Er soll einen Gruß sagen an den ›großen Adler‹ und den ›zündenden Blitz.‹ Der Montanamann wird nach dem Büffelsee gehen, um auf ihn zu warten. Er war an der Büffelinsel und hat gesprochen mit den Comanchen, welche auf Falkenauge warteten. Es ist ein Bleichgesicht mit vier Augen bei ihm, welches einen großen Zauber hat. Meine Brüder mögen sehen!«
    Er löste den Sattel seines Pferdes und langte zwischen den beiden Pantherfellen, welche die Schabrake bildeten, das Bild hervor, welches er mit unendlichem Stolze den Jägern zeigte.
    »Santa Lauretta, das ist Falkenauge wie er
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