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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene
Autoren: Jason Dark
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Stück nach vorn und schleuderte ihn dann über seine Schulter zurück. Sie schien länger zu werden, zu wachsen, aber sie fand ein Ziel. Die Finger wühlten sich in den Haarschopf des Mannes hinein.
    Sie drehten sich und hielten eisern fest.
    Dann bückte er sich. Er lachte dabei, während Charlie vor Schmerzen aufschrie. Wieder war niemand da, der ihm zu Hilfe kam. Er musste allein mit der Lage fertig werden, und er schaffte es nicht. In den folgenden Sekunden wurde er behandelt wie ein Gegenstand und nicht wie ein Mensch. Der Fremde wirbelte ihn herum und wuchtete ihn, ohne ihn loszulassen gegen die Theke.
    Charlie riss den Mund auf. Er glaubte, in der Mitte seines Körpers durchgeschnitten worden zu sein. Er war steif geworden. Die Schmerzen hatten sich in ihm festgefressen. Vor der Theke lag er auf dem Boden. Verkrümmt, erstarrt, wimmernd. Aber Kamuel hatte noch nicht genug. Er bückte sich und zerrte Charlie in die Höhe.
    Es war nicht das geringste Zeichen an Gefühl in seinem Gesicht zu sehen. Er nahm den Mann wie andere einen Lappen in den Händen hielten. Einen kleinen Schritt ging er vor, und es sah so aus, als wollte er in eine der Lücken zwischen den Tischen treten.
    Früh genug blieb er stehen. Mit einer lässigen Bewegung hob der Fremde Charlie an. So leicht, so unfassbar. In ihm mussten schon die Kräfte eines Riesen stecken.
    Er wollte ihn nicht mehr. Kurz nur holte er aus. Dann verwandelte sich der Wirt in ein Wurfgeschoss. Der menschliche Körper wirbelte durch die Luft. Er flog auf die Tische und auf die dort sitzenden Menschen zu, prallte mit ihnen zusammen, riss die Leute von den Sitzen, die sich kaum gegen die Aufprallwucht wehren konnten. Tische wurden leergeräumt, Gläser zerbrachen, Bierlachen bildeten Pfützen.
    Das alles kümmerte Kamuel nicht. Er schüttelte sich nur kurz wie jemand, der etwas Ekliges von sich geworfen hatte. Danach ging er auf die Tür zu.
    Es gab keinen, der auch nur den Versuch unternahm, ihn aufzuhalten…
    ***
    Der Pub hieß Corner. Ein Name, der genau passend für das Ecklokal war, in dessen Nähe wir den Dienst-Rover abgestellt hatten.
    Es war recht spät am Abend, und das Wetter sah auch nicht danach aus, als wollte es einen Menschen dazu verleiten, eine laue Sommernacht im Freien zu verbringen. Aber was tat man nicht alles für einen alten Freund, der zudem noch Tanner hieß und Chef einer Mordkommission war. Denn er hatte uns angerufen, wobei es ihn nicht interessierte, ob wir Feierabend hatten oder nicht. Wenn der Chief Inspector mit gewissen Dingen nicht zurechtkam und sich überfordert sah, waren Suko und ich hin und wieder seine private Feuerwehr, die ihn auch oft genug entlastet hatte, Der gute Mann hatte mal wieder Nachtschicht und war auf einen Toten gestoßen, dessen Ableben ihm rätselhaft erschien. Mehr wussten wir auch nicht. Tanner hatte bewusst alles in der Schwebe gelassen, um uns neugierig zu machen.
    Die Fahrzeuge der Mordkommission standen vor dem Eingang. Man hatte sie ziemlich unorthodox geparkt. Einen Leichenwagen sahen wir noch nicht. Der Tote würde erst nach unserem Verschwinden abgeholt werden. Das stand fest.
    Es war egal, um welche Uhrzeit die Polizei auftauchte, Zuschauer gab es immer. Wir hatten sie schon in Schlafanzügen und Bademänteln im Freien stehen sehen. Das war hier zwar nicht der Fall, aber die Häuser hatten sie schon verlassen und warteten darauf, dass etwas passierte. Sie würden sich vergeblich die Beine in den Bauch stehen.
    Aus dem Corner fiel das Licht bis auf den Gehsteig. Im hellen Schein malten sich die beiden Beamten ab, die vor dem Eingang Wache hielten und ziemlich müde aus der Wäsche schauten. Als sie uns sahen, kam Bewegung in sie. Das übliche Spiel begann. Diesmal war es Suko, der seinen Ausweis zeigte, und so konnten wir passieren.
    »Da bin ich mal gespannt«, sagte mein Freund und Kollege, »welches Ei uns Tanner diesmal ins Nest gelegt hat.«
    »Zumindest ein dämonisches.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Mittlerweile hat er einen Blick für gewisse Dinge bekommen, denke ich mal.«
    Irgendwie war alles anders als sonst. Es mochte daran liegen, dass die Tat in einem Lokal geschehen war und auch entsprechende Zeugen vorhanden waren. Die Gäste hatte Tanner nicht gehen lassen. Sie verhielten sich still und hatten sich in eine Ecke zusammengedrängt, wo sie wie scheue Tiere wirkten, die nur hin und wieder miteinander sprachen. Das auch nur flüsternd.
    Es gab Tanners Mitarbeiter, und es gab auch einen
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