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Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer
Autoren: Jason Dark
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seine Heimat bringen, und du wirst an seiner Seite bleiben. Das Schicksal hat dich ausersehen.«
    »Ich?«, schrie sie. Es war kein richtiges Schreien, denn ihre Stimme klang wie erstickt.
    »Wer sonst?«
    »Aber er ist tot, und ich lebe!!!«
    Sharon war außer sich. Sie wollte aufspringen, doch es blieb beim Versuch. Die Beine gaben einfach nach. Sie würden ihr Gewicht nicht halten können.
    »Er ist nicht tot, Sharon! Er lebt. Aber er lebt auf seine Art und Weise. Das musst du akzeptieren.«
    Sharon Ford wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu jammern. »Das geht nicht. Das ist unmöglich. Er kann nicht leben nach all dieser Zeit. Er hätte verwest sein müssen.«
    »Hätte er...«
    Sharon saß unbeweglich. Erst nach einer Weile rutschten die Hände wieder ab.
    »Und warum ist das nicht passiert?«
    »Weil er Helfer besaß oder besitzt.«
    »Helfer...?«
    »Ja, die Mächte der Finsternis, die so vielfältig sind. Sie haben sich auf seine Seite gestellt. Es war der große Baphomet, der ihm das Leben geschenkt hat.«
    Die junge Frau bewegte ihre Augen heftig. Sie hatte einen Namen gehört, der ihr bisher fremd gewesen war. Trotz der Hitze wurde ihr kalt. Das Blut schien zu kleinen Eisstücken geronnen zu sein.
    »Du kennst ihn nicht?«
    »Nein.«
    »Er war damals die letzte Rettung für gewisse Templerritter, als sie verfolgt wurden. Baphomet nahm sie gern in seine Arme. Er liebte sie. Er war derjenige, der ihnen viel versprach, wenn sie sich an seine Seite stellten. So hat er dafür gesorgt, dass Victor von Narbonne nicht verweste und sich nur veränderte. Das Menschliche ist in ihm geblieben, nur wurde es im Sinne des Baphomet verändert. Er liebt seine Freunde. Er mag und beschützt sie. Sie sind für ihn einfach wertvoll, und er wird immer wieder versuchen, seine Macht zu erweitern, auch wenn er in der letzten Zeit eine große Niederlage einstecken musste, weil es einem Vertrauten nicht gelungen ist, neuer Großmeister der Templer zu werden. Er verging, nun ist die Zeit reif für Victor von Narbonne. Er könnte den neuen Herrscher abgeben, und du bist ihm zur Seite gestellt.«
    Sharon Ford hatte mit offenem Mund zugehört. Sie konnte es nicht fassen, und sie war auch nicht mehr in der Lage, auf ihrem Platz sitzen zu bleiben.
    Mit einer selbst für sie überraschenden Bewegung sprang sie auf. »Nein, das glaube ich nicht, das ist...«
    Der Templer streckte den Arm aus. Er bekam die Frau zu fassen, und sie spürte die Berührung seiner Hand, die so schwer und auch so kalt war. Ein geringer Druck reichte, und Sharon sank wieder zusammen. Genau dieser Druck hatte ihr bewiesen, welch eine Kraft in dieser Gestalt steckte, die eigentlich nicht mehr leben konnte.
    Er stand auf.
    Da erhebt sich ein Riese, der immer größer wird, dachte Sharon. Eine Flucht war ausgeschlossen, und sie hätte sich am liebsten in das Holz der Bank gedrückt, um für immer darin zu verschwinden. Noch nie in ihrem Leben hatte sie den Herzschlag so überdeutlich gespürt wie in diesen fürchterlichen Augenblicken. Jeden Schlag erlebte sie auch in ihrem Kopf.
    Seine Waffe ließ er liegen. Gegen Sharon musste er sie nicht einsetzen. Er tat das Gegenteil.
    Sharon fühlte sich immer weiter in die Ecke gedrängt. Längst schwammen Tränen in ihren Augen, und sie spürte auch den Druck im Hals, als hätte sie einen Kloß darin.
    Der Templer rutschte zu ihr. Sein bläulich schimmerndes Gesicht mit den schwarzen Augen glitt näher an sie heran, und noch immer war sie nicht in der Lage, etwas in diesen tiefen Schächten zu erkennen. Es war wohl das Böse, das darin steckte, denn das Böse hasst das Licht.
    Der andere Geruch umgab sie. Erdig und kühl zugleich. Nach Verwesung riechend, so uralt und auch tot.
    Er fasste sie an und öffnete zugleich seinen Mund. Zähne sah sie nicht, so schaute sie nur in einen dunklen Rachen hinein, und sie hörte ein Geräusch, das wohl eine Kommunikation zwischen ihnen sein sollte, es aber nicht war, weil sie nichts verstand.
    Als sie die Finger der schrecklichen Gestalt an ihrem Gesicht spürte, glaubte sie, sterben zu müssen. Es war ein Augenblick in ihrem Leben, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte. Wie sie sich ihn auch nicht hatte vorstellen können.
    Steif wie eine Eissäule saß sie auf ihrem Platz, als die Finger über die Wangen hinweg nach unten glitten und auch weiterhin aus dem Spaltmaul dumpfe und krächzende Laute drangen.
    Sharon war die Sicht
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