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Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Leiche des Waldwächters gefunden hatte, seinen Kopf von den Schultern getrennt. Die Mörder hatten sie gut unter den Wurzeln einer Morgenweide versteckt und die meisten Spuren recht geschickt verwischt. „ Aber nicht geschickt genug! “ Wut kam in Lingard auf beim Gedanken an seinen toten Waffenbruder. Man hatte ihn nicht nur getötet,sondern auch seine Leiche verstümmelt, sie hatten ihn enthauptet. Jetzt folgte er der Spur der zwei Mörder, die sich offensichtlich in geschnürten Leinenschuhen ohne Profil oder Absatz durch den Wald bewegten. Anhand der Schrittweite konnte Lingard sehen, dass es sich um Frauen oder kleine Männer handelte, die sich mit kleinen aber schnell und präzise ausgeführten Schritten bewegten. Einerseits wussten sie, wie man sich bewegt, ohne viele Spuren zu hinterlassen, andererseits waren sie offensichtlich keine Waldläufer, dafür konnte er ihnen zu einfach folgen.
    „ Warum haben sie ihn enthauptet? “ Vielleicht wollten sie es so aussehen lassen, als ob er einem der Dunkelgeister zum Opfer gefallen war, die in der schwarzen Nacht Tod und Terror in ganz Meronis verbreitet hatten, aber dann hätten sie seinen Kopf verschwinden lassen müssen. Es ergab keinen Sinn. „ Als ob die Dunkelgeister nicht schon schlimm genug waren .“ Die schwarze Nacht, wie sie von den Waldwächtern genannt wurde, hatte Hunderten Menschen das Leben gekostet, Kriegern wie Bauern, die Bestien hatten keine Unterschiede gemacht. Was Lingard dabei aber am meisten bestürzte war die Tatsache, dass weder der König noch die Sternensinger auf die Geschehnisse der Nacht zu reagieren schienen.
    Es war nun schon der zweite Tag nach dem schrecklichen Vorfall und noch immer hatte Lingard keine Alarmhörner in den Städten gehört, keine königlichen Patroullien durch die Wälder streifen sehen und auch keine neuen Befehle für die Waldwächter erhalten. Es schien, dass das Königreich so weiterlebte, als ob es die schwarze Nacht nie gegeben hätte.
    Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln etwas Außergewöhnliches. Ein winziges Stück Stoff, kaum zu erkennen, hing an der Spitze eines hervorstehendenAstes. Die meisten Menschen hätten es selbst dann kaum gesehen, wenn man es ihnen gezeigt hätte, aber Lingard war kein gewöhnlicher Mensch. Die Waldwächter von Meronis gehörten zu den besten Spähern und Bogenschützen der Welt und Lingard konnte sich rühmen, einer ihrer Führer zu sein. Es gab nur wenige, die von sich behaupten konnte, ihren Langbogen auf Augenhöhe mit ihm führen zu können und es gab noch weniger, was seinen wachsamen Augen entging.
    Vorsichtig nahm er den Stofffetzen von dem Ast und befühlte ihn prüfend mit seinen Fingern. „ Schwarze Seide. Wer bei allen Monden läuft in schwarzer Seide durch meinen Wald? Wenn Lydia hier wäre, würde sie es mir sagen können. “ Mit einem Schmunzeln dachte er an seine ältere Schwester, die höfische Gewänder und seltene Stoffe über alles liebte. Obwohl sie so verschieden waren, war er keinem Menschen so verbunden wie ihr. Die Gedanken an seine Schwester ausblendend nahm er die Verfolgung der Mörder wieder auf. Sie bewegten sich nach Osten und hatten ihre Schritte beschleunigt, so als ob sie ahnten, dass sie verfolgt werden. Lingard ging in Gedanken den Weg durch, den sie eingeschlagen hatten. Er würde sie über einen kleinen Bach führen und in lichteres Gelände hin zur großen Handelsstraße. Bestärkt in seiner Vermutung, dass es sich keinesfalls um ortskundige Waldläufer handelte, sondern um Fremde, beschleunigte auch er seine Schritte, sie durften ihm nicht entkommen.
    Ein leichter Südwind kam auf, selten zu dieser Jahreszeit, und strich langsam über die Blätter der Baumkronen. Ohne nachzudenken berechnete Lingard die Auswirkungen des Windes auf einen Bogenschuß bei verschiedenen Entfernungen, er würde die Mörder sofort beschießen, wenn sie in Sichtweite kamen. Es war nicht so, dass er den Nahkampf fürchtete, wie jeder Waldwächter war er gut ausgebildet mit Handaxt undParierdolch, doch bevorzugte er stets den Kampf mit der Waffe, die er meisterte wie kaum ein zweiter. Dann kam der Bach in Sicht, schon auf Entfernung konnte er Spuren im feuchten Sand vor dem Wasserlauf sehen. Plötzlich stockte er. „ Zu offensichtlich! “ Die Männer, die er nun schon seit geraumer Zeit verfolgte, hatten sich stets geschickt bewegt und nur wenige Spuren hinterlassen, die offensichtlichen Fußabdrücke trugen die klare Handschrift einer
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