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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wächter.
    »Aber für Tepeschs Folterkammer taugt er nicht mehr. Er würde es nicht einmal … « Andrej hatte ihn erreicht, trat mit einer fast gelas-senen Bewegung neben ihn, dann mit einem blitzartigen Schritt hinter ihn und schlang ihm den linken Arm um den Hals. Mit der anderen Hand hielt er ihm Mund und Nase zu und zerrte ihn gleichzeitig zurück in den schwarzen Schlagschatten des Tores. Der Mann ließ seinen Speer fallen, der klappernd auf das harte Kopf-steinpflaster des Hofes fiel, und begann verzweifelt in Andrejs Griff zu zappeln; aber nur für einen Moment, bis Andrej den Druck verstärkte und er nun endgültig keine Luft mehr bekam.
    »Dimitri?« Die Stimme drang von der Höhe des Wehrganges herab.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Wenn du schreist, breche ich dir das Genick«, zischte Andrej.
    »Hast du das verstanden?« Der Mann nickte schwach und Andrej nahm langsam die Hand von seinem Gesicht, bereit, jederzeit wieder zuzupacken und seine Drohung wahr zu machen, sollte er auch nur einen verräterischen Laut von sich geben. Er rang jedoch nur keuchend nach Luft.
    »Dimitri! Antworte!«
    »Tu es«, flüsterte Andrej drohend.
    »Beruhige ihn! Mach keinen Fehler! «
    »Es ist alles in Ordnung!«, rief der Mann. Seine Stimme klang ein wenig atemlos, aber Andrej hoffte, dass es seinem Kameraden oben auf dem Wehrgang nicht auffiel.
    »Mir ist der Speer aus der Hand gefallen. Ich wäre fast eingeschlafen.«.Die Antwort bestand aus einem kurzen Lachen.
    »Lass dich nicht dabei erwischen.« Dann setzte der Wächter seinen Rundgang fort.
    »Du willst also leben«, sagte Andrej.
    »Gut. Du scheinst ein vernünftiger Mann zu sein. Ich werde dich jetzt loslassen, aber mein Dolch ist auf dein Herz gerichtet. Wenn du um Hilfe rufst, stirbst du auf jeden Fall.« Er zog das Messer aus dem Gürtel, nahm vorsichtig den Arm vom Hals des Mannes und trat dann hastig einen Schritt zurück. Der Soldat blieb noch einen Augenblick wie erstarrt stehen und drehte sich dann langsam um.
    Andrej konnte seine Angst riechen.
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte Andrej. Dimitri nickte. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. Er war fast verrückt vor Angst.
    »Dann weißt du auch, dass ich dich töten und deine Seele verdam-men kann, nur mit einem einzigen Blick.« Dimitri nickte erneut.
    »Jetzt bück dich nach deinem Speer«, befahl Andrei.
    »Bevor deine Freunde auf der Mauer noch Verdacht schöpfen.«
    Der Soldat gehorchte, wenn auch langsam und ohne Andrej aus den Augen zu lassen. Wahrscheinlich verstand er nicht, warum er überhaupt noch lebte.
    »Wie viele Wächter sind noch da?«, fragte Andrej.
    »Drei«, antwortete Dimitri.
    »Außer mir. Zwei auf den Mauern und einer oben im Turm.« Das entsprach der Wahrheit, Andrej spürte es. Der Mann hatte viel zu viel Angst, um zu lügen. Einen der Posten oben auf der Mauer hatte er ausgeschaltet, aber gegen die Ausguckwache im Turm konnte er nichts unternehmen. Er vermutete jedoch, dass der Mann seine Aufmerksamkeit auf die weitere Umgebung der Burg konzentrieren würde. In dem fast vollkommen dunklen Hof konnte er ohnehin nichts erkennen.
    »Also gut«, sagte er.
    »Ruf ihn herunter.«
    »Wen?«
    »Deinen Kameraden, oben auf der Mauer«, antwortete Andrej.
    »Der, mit dem du gerade gesprochen hast. Sag ihm, dass du seine Hilfe brauchst.« Der Mann zögerte einen Moment, drehte sich dann aber hastig herum und rief gehorsam nach seinem Kameraden, als Andrej eine drohende Bewegung mit dem Messer machte.
    »Savo! Komm herunter! Ich brauche deine Hilfe!« Er bekam keine Antwort, aber schon bald hörten sie Schritte die hölzernen Stufen hinunterpoltern. Der Mann drehte sich hektisch zu Andrej um.
    »Wenn … wenn du mich tötest, wirst du meine See le dann mit dir in die Hölle nehmen?«, fragte er stockend. Hätten die Worte Andrej nicht bis ins Innerste erschreckt, dann hätte er darüber lachen können. So aber ließen sie ihn schaudern. Es war nicht das Messer in seiner Hand, das den Soldaten zu Tode erschreckt hatte. Er war es.
    »Du wirst noch lange leben, wenn du vernünftig bist«, antwortete er.
    »Du interessierst mich nicht. Mach keinen Fehler, und du wirst leben.« Schritte näherten sich. Eine groß gewachsene Gestalt, selbst für Andrejs scharfe Augen nur als Schatten erkennbar, kam quer über den Hof auf sie zu. Andrej zog rasch das Schwert aus Dimitris Gürtel, wich wieder in den Schatten zurück und wartete, bis der zweite Wachtposten zu ihnen gestoßen war. Es war beinahe
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