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Der und kein anderer Roman

Der und kein anderer Roman

Titel: Der und kein anderer Roman
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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und die Instinkte eines Piranhas besaß. Andernfalls würde sie gegen Bobby Tom Denton nicht die geringste Chance haben.
     
    Gracie Snows Frisur saß wieder einmal schlecht. Die feuchte, nächtlich kühle Luft hatte ihr eine kupferbraune Locke ins Auge geweht. Einem Friseur mit dem Namen Mister Ed hätte sie nicht trauen dürfen. Doch wollte sie sich nicht allzu lange mit negativen Gedanken aufhalten. Anstatt also über ihre missratene Dauerwelle nachzudenken, verriegelte sie die Tür ihres Mietwagens und trat auf Bobby Tom Dentons Haus zu.
    Ein halbes Dutzend Autos parkten auf der geschwungenen Auffahrt. Als sie auf das schlanke, in Zedernholz und Glas gehaltene Gebäude zutrat, das über den Lake Michigan blickte, hörte sie Musik. Es war kurz vor halb zehn abends. Zu gerne hätte sie diese Begegnung auf den nächsten Morgen verschoben, wenn sie ausgeruhter und weniger nervös sein würde. Dieser Luxus war ihr jedoch leider nicht vergönnt. Sie musste Willow Craig unbedingt beweisen, dass sie diese erste, wirklich verantwortungsvolle Aufgabe meistern konnte.
    Es war ein ungewöhnliches Haus, niedrig und weitläufig, mit einem steilen rechtwinkligen Dach. Die lackierten Eingangstüren wurden von Aluminiumklinken geziert, die an Schenkelknochen erinnerten. Das Haus entsprach nicht ihrem
eigenen Geschmack, doch machte es das nur noch interessanter. Sie bemühte sich, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Sie drückte die Klingel und zupfte am Jackett ihres besten, dunkelblauen Kostüms. Dieses war eine formlose Angelegenheit mit einem Saum, der weder zu lang noch zu kurz, sondern einfach nur unmodern war. Wenn doch der Rock auf dem Flug von Los Angeles nach Chicago nicht so zerknittert worden wäre! Andererseits hatte sie in Bezug auf Kleidung noch nie viel Geschick an den Tag gelegt. Manchmal führte sie ihren Mangel an Modebewusstsein darauf zurück, dass sie hauptsächlich unter älteren Menschen aufgewachsen war. Denn in der Tat schien ihre Kleidung immer mindestens zwei Jahrzehnte aus der Mode zu sein.
    Als sie das zweite Mal auf die Klingel drückte, glaubte sie, im Inneren ein vages Klingeln wahrzunehmen. Erwartung schwang in ihrer Nervosität mit. Die Party schien eine wilde Angelegenheit zu sein.
    Obwohl Gracie bereits fast dreißig Jahre alt war, war sie noch nie auf einer wilden Party gewesen. Ob man sich dort Pornos ansehen würde und reichlich Kokain für die Gäste bereitstünde? Sie war sich fast sicher, beides zu verabscheuen, doch da sie keinerlei Erfahrung hatte, hielt sie es nur für richtig, ihre abschließende Beurteilung vorerst noch zurückzustellen. Wie sollte sie schließlich ein neues Leben beginnen, wenn sie neuen Erfahrungen gegenüber nicht offen war? Mit Drogen würde sie natürlich nicht experimentieren, doch was die Pornos anlangte … Vielleicht sollte sie einen kurzen Blick darauf werfen.
    Sie drückte die Klingel zweimal hintereinander und zurrte eine lose Haarsträhne zurück in ihren Bauernzopf. Sie hatte gehofft, dass ihre neue Dauerwelle, die zwar bequeme, doch vollkommen unmodische Frisur überflüssig machen würde, die sie die letzten zehn Jahre über getragen hatte. Sie
hatte sich etwas Weiches, Welliges, Wippendes vorgestellt, womit sie sich wie neugeboren fühlen würde. Doch die eng aufgedrehte Dauerwelle, die Mister Ed ihr verpasst hatte, entsprach absolut nicht ihren Vorstellungen.
    Schon als Teenager hatten alle Bemühungen um eine Verbesserung ihres Äußeren stets in einer Katastrophe geendet. Monatelang hatte sie grüne Haare gehabt, weil sie eine Flasche Peroxid falsch angewandt hatte. Kurz darauf hatte sie auf eine Creme gegen Sommersprossen allergisch reagiert. Noch heute hörte sie das Gelächter ihrer Klassenkameraden, als ihr ausgestopfter Büstenhalter sich während eines von ihr vorgetragenen Referats verschoben hatte. Dieser Vorfall hatte dem Ganzen das I-Tüpfelchen aufgesetzt. Seitdem hatte sie sich vorgenommen, die Worte ihrer Mutter zu beherzigen, die ihr diese seit ihrem sechsten Lebensjahr vorgebetet hatte:
    Du entstammst einer langen Linie hausbackener Frauen, Gracie Snow. Du solltest die Tatsache akzeptieren, dass du niemals eine Schönheit sein wirst. Auf diese Weise wirst du viel glücklicher sein.
    Sie war von mittlerem Wuchs, weder klein genug, um als niedlich zu gelten, noch groß genug, um wie eine Gazelle zu wirken. Zwar war sie nicht vollkommen flachbrüstig, doch auch nicht weit davon entfernt. Ihre Augenfarbe war weder ein warmes
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