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Der Unbesiegbare

Der Unbesiegbare

Titel: Der Unbesiegbare
Autoren: Stanislaw Lem
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übereinandergetürmte Felsen, große, bereits verwitterte Gesteinsbrocken. Schließlich senkte sich das Gelände, und auf dem Grunde eines flachen Talkessels entdeckten sie einen schmalen, halb ausgetrockneten Bach, dessen Wasser im Morgenrot funkelte. Breite Streifen runder, abgeschliffener Steine zogen sich beiderseits am Ufer hin und ließen vermuten, daß der Bach zuweilen eine beträchtliche Wassermenge führte.
    Sie legten eine kurze Marschpause ein, um das Wasser zu untersuchen. Es war klar, aber ziemlich hart und enthielt Eisenoxyd und winzige Sulfidspuren.
    Sie setzten die Fahrt fort, schneller als zuvor, weil die Ketten auf dem steinigen Untergrund zügig vorankamen. Westlich von ihnen erhoben sich niedrige Felsklippen. Die letzte Maschine erhielt die Verbindung mit dem »Unbesiegbaren« aufrecht. Die Radarantennen drehten sich, die Radarbeobachter rückten an ihren Kopfhörern und hockten, Konzentratkörner kauend, unentwegt vor den Leuchtschirmen. Manchmal sprang ein Stein, der unter einem Luftkissenfahrzeug wie von einem Wirbel erfaßt und heftig hervorgeschleudert wurde, die Kieshalde hinauf, als wäre er lebendig geworden. Dann versperrten ihnen sanft geschwungene, kahle Hügel den Weg. Ohne anzuhalten, nahmen sie ein paar Gesteinsproben auf, und Fitzpatrik schrie Rohan zu, der Kiesboden sei organischen Ursprungs.
    Schließlich, als der Wasserspiegel schwarzblau vor ihnen auftauchte, fanden sie auch Kalkstein. Über die kleinen,flachen Steine fuhren sie rasselnd ans Ufer hinunter. Der heiße Maschinenbrodem, das Kreischen der Raupenketten, das Brummen der Motoren – all das erstickte mit einem Schlag, als nur noch hundert Meter von ihnen entfernt das Meer lag, grünlich und scheinbar in nichts von einem irdischen Meer unterschieden. Nun mußte ein kompliziertes Mannöver ausgeführt werden, weil der vorderste Energoboter ziemlich tief ins Wasser gefahren werden sollte, damit das Kraftfeld die Arbeitsgruppe schützte. Zuvor wurde die Maschine abgedichtet, dann rollte sie, von dem zweiten Energoboter gesteuert, ins Wasser, zerteilte die Wellen und sank, Luftblasen hinterlassend, in die Tiefe, so daß sie nur noch als dunkler Fleck zu erkennen war. Auf ein Funksignal der Leitstelle hin fuhr der versenkte Koloß den Dirac-Emitor bis über den Wasserspiegel aus. Als sich das Feld stabilisiert hatte und wie eine unsichtbare Halbkugel einen Teil des Wassers und des Ufers überdeckte, begannen sie die eigentlichen Untersuchungen.
    Der Salzgehalt des Ozeans war etwas geringer als auf der Erde. Die Analysenergebnisse waren jedoch keinesfalls sensationell. Nach zwei Stunden wußten sie ungefähr genausoviel wie anfangs. Deshalb steuerten sie zwei Fernsehsonden aufs offene Meer hinaus und verfolgten auf den Bildschirmen ihren Weg. Aber erst als die Sonden am Horizont verschwunden waren, übermittelten die Signale die erste wesentliche Nachricht. In diesem Ozean lebten Organismen, die den Knochenfischen ähnelten. Beim Anblick der Sonden stoben sie mit unerhörter Geschwindigkeit auseinander und suchten in der Tiefe des Meeres Schutz. Die Echolote gaben die Meerestiefe an der Stelle, an der man erstmals auf die Lebewesen gestoßen war, mit 150 Meter an.
    Broza bestand darauf, wenigstens einen solchen Fisch zu erbeuten. Also nahmen sie die Jagd auf. Die Sonden verfolgten die im grünen Dämmerlicht umherhuschendenSchatten und beschossen sie mit elektrischen Ladungen, aber die vermeintlichen Fische waren unerhört wendig, so daß es erst nach zahlreichen Fehlschüssen gelang, einen zu lähmen. Die Sonde packte ihn mit ihren Greifern und wurde sofort ans Ufer geholt.
    Koechlin und Fitzpatrik steuerten unterdessen eine zweite Sonde. Sie sammelten Proben von Fasern, die in den tieferen Meeresschichten trieben und die sie für eine örtliche Algenart hielten. Sie schickten die Sonde schließlich ganz bis auf den Grund, in eine Tiefe von 250 Metern. Eine starke Grundströmung erschwerte die Steuerung erheblich. Die Sonde wurde von ihrem Kurs abgedrängt und kollidierte dauernd mit großen, zu Haufen angetriebenen Steinen. Endlich gelang es, einige beiseite zu wälzen. Unter dieser Decke siedelte tatsächlich, wie Koechlin richtig vermutet hatte, eine ganze Kolonie biegsamer, mit Flimmerhärchen bedeckter, winziger Lebewesen.
    Als beide Sonden zurückgekehrt waren, machten sich die Biologen an die Arbeit. Unterdessen war auch die Baracke aufgestellt, in der sie die leidigen Atemmasken absetzen konnten. Rohan, Jarg und
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